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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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installiert hat. Sie ist auf dieses Haus gerichtet. Es muss im Laufe des letzten Monats gewesen sein. Die Kratzer sind noch frisch. Jemand, der von meiner Seite der Mauer kam .«
    Der Troll fluchte und verschwand in einem dunklen Korridor.

5
    Er war höllisch spitz
    Mein Bild von Huren – leichten Mädchen, Prostituierten – war sicher maßgeblich vom Fernsehen bestimmt: derb, ordinär, mit harten Augen, womöglich siech. Meine Erziehung im christlichen Waisenhaus hatte dieses Bild noch zementiert. Doch Katies Ladies machten alle meine Vorurteile in fünf Minuten zunichte. Im Esszimmer stand ein dunkler, mit Schnitzereien verzierter Holztisch mit zierlichen Stühlen. Darauf saßen junge Frauen mit noch schlafschweren Augen, in Brokatmorgenmäntel mit Troddelgürteln gehüllt, das wellige Haar seidig glänzend, die Haut geölt und parfümiert. Sie sahen allesamt gesund aus und rochen auch gesund, wenn auch deutlich nach Vampir.
    Sechs hatten bereits Platz genommen, eine siebte kam gleich nach mir herein. Drei der Frauen waren weiß: eine Blonde, eine rothaarige Schönheit mit smaragdgrünen Augen und eine blasse, schwarzhaarige junge Frau, die mir sofort auffiel, weil sie von magischen Energien umgeben war. Drei waren dunkelhäutig: eine so schwarz, dass sie im Kerzenlicht bläulich schimmerte, eine Südasiatin, die aussah wie zwölf, und eine mit Milchkaffeeteint, braungrünen Augen und krausem blonden Haar. Die Siebte klirrte leise, als sie sich setzte. Sie war gepierct und tätowiert, zahllose Kreolen und Ringe schmückten Augenbrauen, Lippen, Nase, Bauchnabel und Nippel. Letzteres wusste ich, weil sie zur tief sitzenden Haremshose aus Samt nur einen BH mit Schlitzen in den Cups trug. Und um die Schulter hatte sie eine geflochtene Lederpeitsche gewickelt, die so geschmeidig aussah, als würde sie keine Male auf menschlicher Haut hinterlassen.
    »Ich bin Christie « , sagte sie. »Suchen Sie Arbeit? Hier ist nichts mehr frei .«
    Bevor ich ihr antworten konnte, vibrierten plötzlich die Wände, als würde Starkstrom hindurchfließen. Und ein Vamp schrie. Ein bebender Laut, ohrenbetäubend, der nichts ähnelte, das die Natur oder der Mensch gemacht hatte. So hell und hoch, dass es fast wie eine Polizeisirene klang. Es war der Laut, den sie von sich gaben, wenn sie starben.
    Beast fuhr auf, und ich wirbelte herum, stürmte den Flur hinunter, so schnell, dass mir kein Mensch hätte folgen können. Ich rannte am Troll vorbei, öffnete die Tür und schlüpfte in das Zimmer, wo mein Vorstellungsgespräch stattgefunden hatte. Dort stand Katie, die Krallen ausgefahren, die Eckzähne gut fünf Zentimeter lang, die Augen blutrot, die Pupillen schwarz und riesig. Der bittere Geruch von Wermut lag im Raum.
    Verdammt . Beast bremste scharf. Der Troll schob sich an mir vorbei und stellte sich vor Katie. In der Tür hinter mir drängten sich die Ladies.
    »Geht zurück zum Abendessen « , murmelte der Troll leise, bewusst monoton. Katies Kopf fuhr zu ihm herum. Sie hob die Krallen und fauchte wie ein wildes Tier. Beast verstand sie. Angst. Blutrausch . Kurz sah ich ein Bild aufblitzen, Beast, wie sie eine Hirschkuh angriff. Und ihre Kitze. Rasend, verschreckt, hungrig . Langsam schob ich mich rückwärts aus der Tür und schloss sie. Dann stand ich mit den Frauen im Dämmerlicht des Flurs, umgeben von ihren Parfums und raschelnden Kleidern.
    »So habe ich sie noch nie gesehen « , flüsterte eine.
    »Ich schon. Tom kann sie handhaben .« Doch es klang unsicher.
    Ich sagte: »Lasst uns gehen. Sie kann uns hier draußen riechen .«
    »Woher wissen Sie das ?« , fragte Christie, die neben mir stand.
    Im schummrigen Licht des Korridors sah ich sie an. Sie starrte mir mit weit aufgerissenen Augen ins Gesicht und umklammerte ihre Peitsche mit beiden Händen, so fest, dass ihre Knöchel ganz weiß waren. Ich konnte ja schlecht antworten: »Weil Beast sie riechen kann « , also machte ich eine Geste, als wollte ich sie zum Schweigen bringen, und ging den Flur hinunter. Der Herdentrieb würde schon dafür sorgen, dass sie mir folgten. Beast hatte mir einmal gesagt, dass Menschen ihren Status als Jäger nur glücklichem Zufall und der Tatsache verdankten, dass sie bewegliche Daumen hatten. Andernfalls wären sie lediglich Beute. Und noch nicht mal sonderlich schmackhafte. Die letzte Bemerkung hatte mich zu sehr erschreckt, um näher nachzufragen. Ich wollte gar nicht wissen, ob ich/wir schon Menschen gefressen hatten. Nein, wirklich

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