Skinwalker 01. Feindesland
stünde er in Flammen. Mein Blut spritzte heiß und klebrig über mich. Das schwache Licht spiegelte sich in ihren Vampiraugen, blutig-schwarz, tiefrot und dunkler als die Nacht.
Beast wollte eingreifen. Wenn es sein musste, konnte ich mich auf der Stelle wandeln, aber ohne das Ritual war es schwerer und der Schmerz kaum zu ertragen. Deshalb hielt ich sie zurück, nutzte aber ihre Stärke und Schnelligkeit.
Der Turban rutschte von meinem Kopf, sprang auf und entrollte sich. Der Pflock kam zum Vorschein. Meine Zöpfe kamen frei und verhedderten sich. Ich schlängelte mich zur Seite, eine Tanzbewegung. Hob das Kreuz und drosch es ihr auf die Brust. Rauch stieg auf, das Knistern von brennendem Vampfleisch war zu hören. Sie bemerkte es gar nicht, schluckte weiter mein Blut mit verzweifeltem Hunger. Ich ließ das schimmernde Kreuz los. Es blieb an ihrer Haut kleben. Sie biss fester zu. Der Schmerz durchfuhr mich wie ein Blitz. Meine Hand wurde kraftlos; ich ließ das Messer fallen.
Sie setzte sich auf meinen Oberkörper und saugte weiter an meinem Arm. Ein Parasit/Raubtier/nicht menschliches Ding . Meine Haut kribbelte. Ich schob die linke Hand in meinen Sport- BH und zog einen Pflock heraus. Ließ ihn mit einer ungelenken Handbewegung aufschnappen. Sie reagierte nicht, sie war zu sehr mit Fressen beschäftigt. Ich rammte den Pflock in ihre Seite. Sie erstarrte. Wenn sie nur ein paar Tage älter gewesen wäre, wäre sie jetzt zur Seite gerollt. Ich änderte den Winkel des Pflocks und drückte ihn tiefer hinein. Fest. Sie keuchte auf. Ihre Zähne schnappten zurück und mein Arm war frei.
Sie sah mich an. Das Rot ihrer Vampaugen wurde für einen kurzen Moment weiß, menschlich. »Was … ?« , sagte sie. Langsam wich das Leben aus ihrem Blick. Ihre vampschwarzen Pupillen zogen sich auf normale Größe zusammen. Im Dunkel der Nacht konnte ich die Farbe ihrer Iris nicht erkennen, nur dass sie hell war. Grau vielleicht. Ihr milchkaffeefarbenes Gesicht war einmal schön gewesen.
Ohne einen Laut von sich zu geben, ohne einen letzten Atemzug, mit einer Geräuschlosigkeit, die mich immer wieder verblüffte, starb der Vamp. Sie fiel auf mich. Ich nutzte den Schwung ihres Falles, stieß sie von mir herunter und rollte mich auf die Knie. Mist. Sie hatte meine schöne neue Bluse vollgeblutet. Beast lachte hustend auf.
Ich versuchte eine Faust zu machen. Drei meiner Finger ließen sich nicht krümmen. Wahrscheinlich waren die Sehnen beschädigt. Es tat nicht so weh, wie es sollte, was bedeutete, dass auch die Nerven in Mitleidenschaft gezogen waren, auch wenn die Wunde nicht mehr blutete. Sie hatte genug Vampspeichel injiziert, dass die Arterien und Venen sich krampfartig geschlossen hatten. Immer noch schwer atmend, drehte ich den Arm, um ihn zu inspizieren. Bei einem Menschen wäre bei einer solchen Verletzung ein chirurgischer Eingriff mit anschließender monatelanger Reha nötig. Aber ich würde geheilt sein, sobald ich mich gewandelt hatte. Dazu musste ich allerdings lange genug leben, um mich in Sicherheit zu bringen.
Vampspeichel bringt nicht, wie man es oft in Romanen liest, das Blut zum Gerinnen, sondern bewirkt einen Krampf der Arterie oder der Vene, sodass sie sich eng um den Vampirzahn legt. Wird der Zahn herausgezogen, so ist die Wunde durch den Krampf wie versiegelt, dann kann das Blut gerinnen und die Verletzung vollends schließen. Denselben Effekt kann man auf der Haut beobachten: Die Wunde zieht sich so fest zusammen, dass sie kaum größer als ein Pickel ist. Es sei denn, ein junger Vamp hat stümperhaft an dem Opfer herumgekaut. Nun ja, für die Evolution der Vamps war es wohl nicht notwendig gewesen, dass die Beute der Jungen lange überlebte.
Aber der Schmerz nahm weiter zu. Ich musste hier weg und mich wandeln. Ich fand meinen Turban, entrollte ihn auf dem Boden und faltete ihn mit steifen Fingern zu einem Druckverband.
»Soll ich Ihnen dabei helfen ?«
Ich erstarrte und packte den Pflock, der aus dem Turban gerollt war.
»Schon gut, Jane mit dem komischen Nachnamen. Ich bin cool .«
Erwarhintermir.AlsichdasSchlurfenvonFüßenhörte,wussteich,dasseinweitererdortwar,woderKampfstattgefundenhatte.IchatmetedieNachtluftein.DermännlicheVampwartot.AberichrochauchMenschenblut.UndMenschenkot.EinervonihnenhattesichindieHosegeschissen – vorAngstoderimTodeskampf.
Weil ich fürchtete, dass Beast in meinen Augen zu sehen war, hielt ich das Gesicht abgewandt, während ich sie so weit zügelte, dass ich wieder
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