Skinwalker 01. Feindesland
ganz wie ein Mensch wirkte, aber ihre Reflexe noch nutzen konnte. Ich horchte auf jedes Geräusch. »Sie sind cool ?« , fragte ich zweifelnd. »Soll heißen, Sie greifen mich nicht an ?«
»Richtig .« Ein Klick – dann ging eine Taschenlampe an. Der Strahl traf auf meinen verletzten Arm. Der Mann stieß einen Fluch aus. Eilig trat er näher. »Sind Sie noch woanders verletzt ?«
»Nein .« Ich schloss die Augen vor dem grellen Licht, das mir ins Gesicht leuchtete.
»Hier. Halten Sie die Taschenlampe .« Er kniete sich hin, legte eine Waffe auf den Boden neben sich und schloss die Finger meiner unverletzten linken Hand um die Taschenlampe, wobei er den Strahl auf die Wunde richtete. Bei Licht sah es noch viel schlimmer aus. Ich schluckte, mein Herz raste, mein Atem ging zu schnell. Er war älter, als ich gedacht hatte, und als er den Turban zu einem passablen Verbandpäckchen faltete und den Verband mit genau dem richtigen Druck befestigte, korrigierte ich meine Schätzung noch weiter nach oben.
»Feldsanitäter ?« , fragte ich.
Er warf mir über die Taschenlampe hinweg einen Blick zu. »Marine. Zwei Einsätze in Afghanistan, einer im Irak. Da lernt man so einiges .« Sein Ton war bitter und sein Lächeln düster und ironisch. »Ich dachte, ich wäre in Sicherheit, als ich wieder nach Hause kam, in die Vereinigten Staaten von Amerika .« Er ließ den Landesnamen klingen wie ein Kriegsgebiet. »Stattdessen finde ich mein Viertel voll mit blutsaugenden Vamps und muss gleich wieder in den Krieg ziehen, diesmal, um meine Familie zu schützen .«
»Aber Sie haben ihn doch erwischt ?« , sagte ich und ließ es noch im letzten Moment wie eine Frage klingen. »Den Vamp .«
»Gepfählt, ausgeweidet, den Kopf einen Meter neben der Stelle, wo er vorher saß. Toter geht’s nicht .« Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Ich kannte den Jungen. Er war fünfzehn, als ich zu meinem ersten Einsatz aufbrach .«
Weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte, sagte ich: »Tut mir leid .«
Er schnaubte leise und schüttelte den Kopf, als wollte er sagen: Das Leben ist beschissen . »Ja. Das frisst mich noch auf .«
»Haben Sie heute Nacht einen Mann verloren ?« fragte ich und drehte den Kopf, um nach hinten zu sehen. Doch auf diese Entfernung und bei dem schlechten Licht konnte ich nur undeutliche Gestalten erkennen.
»Einer ist verletzt. Darum wird sich Mr. Pellissier kümmern .« Er nahm seine Waffe, stand auf und streckte mir eine Hand entgegen. »Können Sie aufstehen ?« Ich holte tief Luft, stützte mich ab und nickte. Dann packte ich seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen. »Hübsches Kleid .« Er fuhr mit dem Licht der Lampe an mir hoch und runter. Der Rocksaum hatte sich aus meiner improvisierten Hose gelöst. »Gehen Sie immer in Kleid und Tanzschuhen auf Vampjagd ?«
Ich musste lachen. »Nein. Heute wurde ich überrascht. Normalerweise bin ich passender gekleidet .« Fell , dachte Beast. Und Krallen . Er hielt immer noch meine unverletzte Hand, also verstärkte ich den Druck, als wollte ich ihn begrüßen. »Jane Yellowrock. Die Frau, die Sie gerade davor bewahrt haben, zum Abendessen verspeist zu werden .« Was stimmte. Vielleicht hätte ich es geschafft, im Alleingang zwei Vamps zu töten, aber nicht, ohne schwere Verletzungen davonzutragen. Überrumpelt von dem Kampf in der Bar und der anschließenden Jagd, hatte ich mich verschätzt. Ein Anfängerfehler. Ich war wütend auf mich selbst.
»Indianischer Name ?« , fragte er. Ich nickte, während er meine Hand schüttelte und ein wenig länger als nötig festhielt. »Derek Lee. Schön, Sie kennenzulernen, Indianerprinzessin. Mr. Leo sagt, Sie verdienen Ihren Lebensunterhalt mit der Vampjagd. Ist irgendwie komisch, das vom Oberhaupt der Blutsauger in dieser Stadt zu hören .« Er ließ meine Hand los und spähte in die Dunkelheit um uns herum. Die Wachsamkeit des Soldaten. Ich folgte seinem Blick die Straße entlang.
Trotz der Schüsse war niemand aus den umliegenden Häusern gekommen, um zu sehen, was los war. Aber die Musik war verstummt, und die Nacht war still. Ich war erstaunt, keine Sirenen zu hören. »Keine Cops ?« , fragte ich.
»Nicht nach Einbruch der Dunkelheit « , sagte er, und die Bitterkeit schwang wieder in seinem Ton. »Am Tag kommen sie, vorausgesetzt, es sind genug von ihnen verfügbar und sie sind in der Stimmung für eine Schlägerei. Aber sobald es dunkel wird, lässt sich hier keiner mehr blicken .« Darauf wusste
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