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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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aromatische Rauch von schwelendem Zedernholz und Salbei stieg traumgleich empor, durchscheinend, hauchzart wie Schmetterlingsseide, und berührte mich. In meinen Adern dröhnte das Schlagen der Trommeln. Die Nacht legte sich um mich wie die Hand Gottes. Und der Schlaf übermannte mich. Eine tiefer, tiefer Schlaf. Uralte Träume und Erinnerungen kamen zusammen und verschmolzen miteinander, wurden eins.
    Langsam öffnete ich die trägen, schweren Lider. Trommeln … Trommeln … Ich hob den Kopf. Schatten tanzten auf Stein, grotesk und monströs. Ich war umgeben von Stein, auf dem die Flammen eines Lagerfeuers flackerten.
    Nacht. Tiefste Nacht. Ich hob den Blick, suchte nach dem Mond, den Sternen. Und sah nur die Wölbung aus Stein über mir. Stein, der herabschmolz wie die Kerzen des weißen Mannes. Fließender, tropfender, schmelzender Stein.
    Unter der Erde. Höhle … Höhle? Der Gedanke, der hier nicht hinpasste, verschwand.
    Das Gesicht meines Vaters, schwach erleuchtet vom Schein der Flammen, schwebte über mir, schwarz wie der Tod. » Edoda « , flüsterte ich. Vater … Seine Augen waren gelb wie meine. Nicht die schwarzen Augen des Volkes, der chelokay , flüsterte mir eine fremde Stimme zu, sondern die gelben der uhtlunhta , der Skinwalker.
    Edoda lächelte, und ich atmete seinen Stolz mit dem Räucherrauch ein – streng, aber voller Lachen. Eine alte Frau erschien neben ihm. Leben und Alter hatten ihr Gesicht gezeichnet. Ihre Haut hatte scharfe Falten und hing in langen, schlaffen Säcken herunter. Und ihre Augen – gelbe Augen wie meine – waren lebhaft und zärtlich. » A s dig a « , murmelte sie. Baby …
    Ich atmete einen neuen Duft ein, süß und schwer. Die Trommelklänge wurden tiefer und kräftiger. Der Rhythmus ging mir ins Blut, verband sich mit meinem Herzschlag. Riss mich mit.
    » We sa « , flüsterte mein Vater. Rotluchs …
    Zeit verging. Der Trommelschlag wurde sanfter. Edoda saß bei mir. Ich spürte die Hitze seines Körpers in der kalten Luft. Die alte Frau, seine Mutter, u ni li si , Großmutter vieler Kinder, saß neben ihm. Ihre Finger schlugen leicht auf eine mit Haut bespannte Trommel. Ich spürte die Vibrationen ihrer Fingerspitzen auf der Haut, am ganzen Körper. In Sehnen, Knochen und Mark.
    » Ah da nv do« , sang sie. Großer Geist …
    »Folge der Trommel « , sagte Edoda .
    Ich sah auf die Höhlenwand, auf die tanzenden Schatten, die vor Erschöpfung schwankten. Das Echo der langsamen, volltönenden Trommelschläge in der Höhle hallte in mir wider.
    Etwas Warmes ließ sich auf mir nieder. Fell kitzelte mich. An der Wand mit den tanzenden Schatten sah ich mich selbst, als sich die Katze auf mich legte, ihre spitzen Ohren mit den langen Haarbüscheln. Ihr Pelz strich über meine Seite. Meine Beine. We sa … Luchs. Mein Gesicht. Das Gesicht einer Katze über meinem eigenen. Legte sich auf mich. Gegerbte Haut.
    Eine Halskette aus Krallen, Knochen und spitzen Zähnen – Edoda streifte sie mir über den Kopf. »Such in deinem Inneren « , murmelte Edoda . »Atme in dich hinein. In we sa , in die Schlange in dir .« Die Schlange in der Haut der Katze … Magie kitzelte an meinen Seiten entlang, in meine Finger, als ich in das Fell des Luchses glitt. Träumend. Treibend im grauen Licht.
    Betrunken, betäubt , dachte eine ferne Stimme. Leichtes Erstaunen mischte sich in die Trommelschläge. Ich sah die Schlange unter der Oberfläche liegen, eingeschlossen in jeder einzelnen Zelle der Raubkatze. In ihren Zähnen, den Knochen und den kleinen getrockneten Stückchen des harten Marks. Eine Schlange, in der alles war, was we sa war. Und dann kam die Erkenntnis, wo die Katze und ich uns unterschieden. Wo wir gleich waren. Und wie leicht es war, von meiner Gestalt in die des Luchses zu wechseln. So einfach. Und mit dem Verstehen kamen Absicht und Verlangen. Klarheit. Die Sehnsucht , mich in die Schlange, in we sa zu wandeln. Das Verlangen, Luchs zu werden .
    Mein erstes Tier. Mein erster Wandel . Ich ließ los. Ich schmolz, wie der Stein in der Höhle über mir schmolz. Nahm die Gestalt des Luchses an. Schmerz strahlte aus mir, wie die Speichen an den Rädern des weißen Mannes. Und doch fern, mitgerissen von den Trommelschlägen, nicht wirklich ein Teil von mir. Die Schatten auf den Steinen verbanden sich und glitzerten – grau und dunkel und Licht. Alle Farbe schwand aus der Nacht. Und ich war der Luchs.
    Auf einmal war die Welt grauer, die Farben matter. Doch als ich meinen ersten

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