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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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Lichtkabel und Leitungen. Das dicke Rohr gefiel Beast. Sie schickte mir das Bild eines großen Baumstamms, auf dem man liegen konnte, während man auf unvorsichtige Beute wartete. Wenn ich von der Bar absprang, würde ich es wahrscheinlich auf das Rohr schaffen.
    Schnell wie Beast rannte ich aus dem Schatten und machte einen Satz auf die Bar. Hockte mich auf die Fußballen und die Fingerknöchel einer Hand. Sah mich im Raum um. Und entdeckte einen schmalen Vorsprung hinter der Bar. Ich schätzte die Entfernung ein, sprang und ergriff den Vorsprung mit einer Hand. Schwang gegen den Spiegel. Warum musste eigentlich hinter allen Bars ein Spiegel hängen? Damit unglückliche Trinker sich beim Weinen zusehen konnten? Damit unternehmungslustige Trinker beiläufig nach passenden Sexpartnerinnen Ausschau halten konnten? Meine Finger glitten ab, und Beast verpasste mir zur Strafe einen mentalen Prankenhieb. Als mein Zeh den Spiegel berührte, drückte ich mich ab und nutzte den Schwung, um den Vorsprung mit der anderen Hand zu packen und mich hochzuziehen. Der neue Ring schnitt in meine Handfläche und meinen Finger.
    Der Vorsprung war knapp einen halben Meter breit und weiß gestrichen, um das Licht der winzigen Lämpchen zu reflektieren. Die waren nun ausgeschaltet. Staubmäuse wirbelten hoch, einige so groß, dass sie eher Staubratten waren. Beast schickte mir das Bild eines Kaninchens, so groß wie ein Kleinwagen. Lecker . Ich grinste und setzte mich mit einer leichten Drehung bequem hin, sodass das dicke Rohr mir Deckung bot, statt mich zu tragen. Von hier aus konnte ich fast alles sehen: die Tische, den mit einem Vorhang abgetrennten Bereich hinter der Bühne, ein langes Brett über der Kasse, an dem viele einzelne Schlüssel hingen. Und Rick, der jetzt den Raum betrat. Ich rümpfte die Nase, als ich den Gestank von altem Zigarrenrauch roch. Frischer Zigarrenrauch ist eine Sache. Kalter Zigarrenrauch eine ganz andere.
    »Hier hinten « , rief Antoine und ging ihm entgegen. Er kam nicht aus dem Gang, der zu den Toiletten führte, sondern aus einem Durchgang, den ich in der Dunkelheit nicht gesehen hatte und der weder von der Seitentür, noch von meinem Platz über der Bar aus einzusehen war. »Ricky -bo« , sagte er, als sie sich die Hände schüttelten.
    Die Vordertür öffnete sich erneut, und Rick drehte sich um. Eine Frau trat ein. Trotz der Hitze trug sie ein Tuch über Kopf und Schultern. Ihr Duft wehte bis zu mir, und ich spannte mich an. Es war die Frau, die mit dem Rogue geschlafen hatte. Überraschenderweise kam sie mir bekannt vor, aber ich wusste nicht, woher. War ich auf der Straße an ihr vorbeigegangen? Ich kannte sie nicht von der Sonntagsmesse, dort wäre sie mir mit ihrer unaufdringlichen Eleganz bestimmt aufgefallen. Diese Frau war etwas Besonderes – blond, elegant, blaue Augen und eine Haut wie Milch und Pfirsich. Sie trug Seide und Leinen, feine Schuhe, wahrscheinlich aus Italien, Goldschmuck und große Diamanten an den Ohren und am Ringfinger. Und einen Ehering. Sie war verheiratet. Etwa mit Rick? Erstaunt merkte ich, dass mich ein Anflug von Eifersucht durchfuhr. Gleich darauf war ich mir sicher, dass sie mit jemand anderem verheiratet war, nicht mit Rick. Doch zurück blieb ein unbehagliches Gefühl, weil ich spontan eifersüchtig geworden war. Rick war für meinen Geschmack zu verschlagen. Zu durchtrieben. Zu … was auch immer. Und eben deswegen gefiel er Beast. All das ging mir durch den Kopf, während ich einmal Luft holte.
    »Anna « , sagte Antoine. Sein Cajun-Akzent wurde stärker, und die Macht verdichtete sich und legte sich um ihn wie eine zweite Haut. »Gut, dass Sie ’ier sind. Wir sind ’inten .« Antoine schloss vorne ab, glitt durch die Schatten zur Seitentür und verriegelte auch sie. Die drei verschwanden aus meinem Blickfeld und tappten durch einen kurzen Flur. Eine Tür öffnete sich. Stimmen drangen heraus. Die Tür schloss sich wieder. Die Mauern waren dick – hurrikansicher und schallgedämmt. Kein Laut drang zur mir herauf.
    Ich erwog, hinunterzuspringen und mich näher zu schleichen, doch aus dem Echo des Schalls, der aus dem Raum gedrungen war, schloss ich, dass es hinten keinen weiteren Ausgang gab. Und beim Lauschen erwischen lassen mochte ich mich nicht. Ich glitt hinab und landete auf der Bar, zusammen mit ein paar Staubmäusen, die ich auf dem Weg zu den Schlüsseln zu Boden fegte. Im Stillen dankte ich dem freundlichen Menschen, der jeden Schlüssel sorgfältig

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