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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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Bewohnern des Gettos.
    Ich betrachtete die neuen Vamps genauer. Sie wirkten nicht, als würden sie jeden Moment ihre Zähne ausfahren und sich auf einen Menschen stürzen; sie sahen elegant aus, kultiviert und reich. Alles gute Gründe, warum ich sie meiden würde wie die Pest. Aber Leos Sohn musterte ich eingehend. Er machte einen freundlichen, verbindlichen und umgänglichen Eindruck. Doch als ich mich ihm näherte, fuhr er herum, bekam Vampiraugen und schnüffelte suchend, also senkte ich hastig den Kopf und ging weiter. Ich wollte schließlich nicht die Verlobungsparty verderben, weil der Verlobte einen Schluck von der kleinen Nichtmenschlichen nahm. Stattdessen sah ich mich lieber noch einmal in den Fluren im hinteren Bereich des Hauses um.
    Gegen vier Uhr, nachdem ich mit Leo und Bruiser erfolgreich Katz und Maus gespielt hatte, schlich ich mich nach draußen und rief Rinaldo an, der seine Nachtschicht beendet hatte und mich eine halbe Stunde später einsammelte, erstaunt, wie schnell seine Stammkundin in der Gesellschaft aufgestiegen war. Ich sagte etwas von einer Einladung, dass mir nicht klar gewesen war, dass hier so viele Vamps sein würden, und wie froh ich war, dort wegzukommen – was ja alles stimmte – , dann saß ich schweigend auf dem Rücksitz, um Beast zur Ruhe zu bringen. Und zur Abwechslung bat ich ihn nicht, zu einem Fastfood-Drive-in zu fahren.
    Im gesellschaftlichen Gefüge der Vamps tat sich einiges unter der Oberfläche, politische Veränderungen größeren Ausmaßes kündigten sich an, von denen ich keine Ahnung gehabt hatte. Das war wohl das, was die Polizistin Jodi Richoux von mir wissen wollte und was ich ihr laut meines Vertrages nicht sagen durfte, es sei denn, ich wollte einen langsamen und qualvollen Tod sterben. Und … ich hatte für Spannung zwischen Bruiser und seinem Boss gesorgt. Ich machte mir immer noch Vorwürfe, als ich im Morgengrauen einschlief, wieder einmal, ohne mich gewandelt zu haben.
    Ein Montag in New Orleans war ruhig. Nicht so entspannt wie ein Freitag, aber fast, nur ohne die Vorfreude auf das wilde Wochenende. Ich entschied mich für einen Spaziergang. Dabei konnte ich mir noch einmal alle Orte genauer ansehen, an denen Beast Interesse gezeigt hatte.
    Ich schlüpfte in meine leichte Cargohose, ein Tanktop und Flipflops, band zwei Kreuze um die Taille und steckte einen Pflock in meinen Slip und zwei in mein Haar, nur zur Sicherheit, auch wenn ich nicht damit rechnete, so lange unterwegs zu sein, dass das Tageslicht mich nicht mehr schützte. Dann setzte ich noch eine Sonnenbrille auf. Gekleidet wie eine Einheimische, bummelte ich witternd umher und betrachtete die Schaufenster.
    Ich trage nicht viel Schmuck, denn der landet meist irgendwo zerbrochen im Dreck, wenn ich mich schnell wandeln muss, zusammen mit meinen zerrissenen Kleidern, aber als ich einen Silberring mit eingefasstem Stein und eine dazu passende Halskette im Fenster eines kleinen Ladens entdeckte, konnte ich nicht widerstehen. Ich ging hinein und als ich wieder herauskam, trug ich das Set zusammen mit der Goldkette mit dem Nugget, die ich nur selten abnahm. Die neue Kette war aus baltischem Bernstein, warmes, gelbes, fünfzig Millionen Jahre altes Harz, das die Bernsteinfarbe meiner Augen gut zur Geltung brachte. Die Steine waren so groß wie Pecannüsse und passten perfekt zu dem Nugget. Die Silbereinfassung des Rings war so gearbeitet, als würden Katzenkrallen den Stein halten. Es war einfach Schicksal. Zu dem dunklen Orange meines T-Shirts sahen die Kette und der Ring absolut edel aus. Mir fiel wieder ein, dass in meiner Jugend die Mädchen immer behauptet hatten, man dürfe Gold und Silber nicht mischen, aber sie waren ja nicht hier, um mich aufzuziehen.
    Langsam schlenderte ich weiter, aber nicht zum Vergnügen. Ich nahm den Weg, den Beast auf ihrer ersten Pirsch genommen hatte. Meine Nase ist weit besser als die anderer Menschen. Warum, weiß ich nicht genau, aber ich führe es darauf zurück, dass ich so viele Jahre in Katzengestalt verbracht habe. Ich hatte gedacht, diese Jahre wären für mich unwiederbringlich verloren, doch seit Aggie und Leo einige Erinnerungen in erstaunlicher, dreidimensionaler, mit allen fünf Sinnen wahrnehmbarer Klarheit wiederbelebt hatten, hoffte ich, dass noch weitere, tiefer verschüttete folgen würden. Sehr tief

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