Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
ein verirrtes Kind, das ins Warme will. Am Tisch ist noch ein Platz für Sie frei, auch wenn Sie eine verklemmte und spießige kleine Kirchgängerin sind.«
»Christie!«, sagte Bliss.
»Sie hat recht«, sagte ich, zog mir mit dem Fuß einen Stuhl heran und setzte mich. »Ich bin Christin und ich schätze, ich bin ziemlich verklemmt – nach ihren Maßstäben.« Ich sah Tia an und lächelte sanft. »Zum Beispiel bin ich nicht gelenkig genug, von der Decke zu hängen, während ein Vamp an mir saugt, insbesondere da .« Tia kicherte, ein Laut, so kindlich und unschuldig, wie sie es aufgrund der Tatsache, dass ihre Eltern sie aus dem Kofferraum ihres Autos heraus gegen Drogen verkauft hatten, nie war und nie sein würde. Zu Bliss sagte ich: »Aber ich bin auch eine Cherokee, und ich erlerne die spirituellen Praktiken meines Volkes, in der Hoffnung, ihre Magie studieren zu können.«
Bliss sah schnell weg und machte ein abweisendes Gesicht. Sie hatte sich noch nicht als Hexe geoutet (oder vielleicht wusste sie gar nicht, dass sie eine Hexe war?), und jede Erwähnung von Magieanwendung war ihr unangenehm.
Aus einer Karaffe auf dem Tisch goss ich mir eine Tasse heißen grünen Tees ein. Ein warmer Duft nach Zitrone stieg empor. Ich glaubte, grünen Senchatee zu erkennen, sein Aroma von Zitronengras, Ingwer und Kamille. Ich gab zwei Löffel Zucker hinzu und rührte um, den Kopf geneigt, um Christie anzusehen. Heute war ihr Haar zu zwei Schulmädchenzöpfen geflochten und ihr Gesicht nicht wie sonst grell geschminkt. Sie trug weder Ringe noch Ketten durch ihre zahlreichen Piercings und war zur Abwechslung einmal züchtig gekleidet, wenn man einen durchsichtigen Morgenmantel über einem seidenen Babydoll züchtig nennen konnte. Ich hatte sie schon in Arbeitskluft zum Dinner erscheinen sehen, da trug sie deutlich mehr nackte blasse Haut zur Schau. Aber selbst angezogen und ohne Stahl in der Haut wirkte sie welterfahren, gelangweilt und argwöhnisch. Von Anfang an war Christie mir gegenüber immer ein wenig giftig gewesen, so als würde ich ihr etwas wegnehmen wollen, das ihr gehörte.
Wir dringen in ihr Revier ein , dachte Beast schläfrig. Wir sind Große Katze. Sie ist we sa.
We sa . Kleine Katze oder Luchs. Oh Mist, was bin ich dumm gewesen. Ich ließ es mir nicht anmerken, doch auf einmal verstand ich, was Beast meinte. Eigentlich ganz logisch, wenn man im Raubtier/Beute-Schema dachte. Bisher war Christie mit ihren Ketten und Peitschen und dem Nagelhalsband hier die Böse, Gefährliche gewesen. Bis ich aufgetaucht war. Und nun war sie plötzlich nicht mehr so böse und gefährlich und verstand nicht, warum.
»Aber Sie«, log ich, »Sie jagen mir eine Heidenangst ein.«
Christie lachte, ein erstauntes Aufbellen. Der Blick, den sie mir zuwarf, war nachdenklich, abschätzend, vielleicht eine Spur hoffnungsvoll. »Ach ja?«
»Ja. Ich sehe Ihnen gerne zu, wenn Sie mit dieser Peitsche trainieren, die Sie manchmal dabeihaben.« Es war zwar Beast, die Freude daran hatte, aber warum nicht?
»Christie ist unglaublich«, sagte Tia nickend, die vollen Lippen zu einem kleinen Bogen verzogen. »Sie kann einen Vamp auspeitschen, bis er fast blutet. Aber nur fast. Die Haut verletzt sie nie. Sie ist talentiert .«
Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte, doch Beast schnurrte bei diesem Bild. »Sie haben alle eine Gabe«, sagte ich in dem Versuch, auf Bliss’ Hexenkräfte und ihre unbekannte Herkunft zu sprechen zu kommen. »Etwas Besonderes, das die anderen nicht haben.«
»Sie meinen, so wie Christie und ihre Peitsche?«, fragte Tia aufgeregt. Als ich nickte, wurden die Augen in dem milchkaffeefarbenen Gesicht groß. »Was habe ich für eine Gabe?«
Okay, vielleicht hätte es eine bessere Möglichkeit gegeben, das Thema anzuschneiden, aber jetzt war ich gezwungen, ihr eine Antwort zu geben. Zuerst wusste ich nicht, was ich sagen sollte, entschied mich aber schließlich für die Wahrheit, auch wenn mich das vermutlich nicht weiterbringen würde. Mich langsam vortastend sagte ich: »Sie sind sanft und freundlich und fürsorglich und sehr nachsichtig. Und bereit, Ihren Kunden nicht nur Ihren Körper zu geben, sondern auch Ihre Liebe und Zuneigung. Und das merken sie. Sie merken, dass sie Ihnen nicht egal sind.«
Während ich sprach, weiteten sich Tias haselnussfarbene Augen, und ihr Mund formte ein erfreutes, überraschtes O. »Lesen Sie auch aus der Hand?« Mit eifriger Miene streckte sie ihre Hand aus.
»Nein.«
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