Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
erlosch, aber ich redete unbeirrt weiter. »Als ich Zeugin der Auferstehung eines Vampirs wurde, habe ich Hexenmagie gerochen. Könntest du dich diesbezüglich bei den hiesigen Coven mal umhören, ob man dort von jemandem gehört hat, der mit Vampiren arbeitet?«
Stille legte sich zwischen uns. Mollys Gesicht, das sonst so ausdrucksvoll war, verriet mir nichts. Endlich seufzte sie, und ich spürte, wie eine große Last von mir genommen wurde. »In Ordnung. Ich versuche es. Aber die Coven hier in der Gegend sind nicht gerade sehr kooperativ, seitdem ihnen vorgeworfen wurde, sie hätten nicht genug getan, um Katrina abzuwehren. Die Presse hat danach geradezu eine Hetzjagd auf sie veranstaltet. Und tut es noch immer. Ich strecke mal meine Fühler aus und sehe, was ich erfahren kann. Aber erwarte nicht zu viel.«
»Danke.« Beast starrte meine Freundin und die Kinder aus den zu Schlitzen verzogenen Augen an. Sie hatte fürsorgliche und zärtliche Gefühle – Gefühle, die ich teilte. Junge, Welpen. Sicher , dachte sie.
»Ich habe Hunger«, sagte ich.
»Tiger hat immer Hunger«, sagte Angelina.
Molly drehte schnell den Kopf zu ihrer Tochter. »Warum hast du sie so genannt?«, fragte sie in scharfem Ton.
» Du nennst sie Tiger.« Angelina blickte hoch zu ihrer Mutter, und ihr Gesicht nahm einen Ausdruck unerwarteten Eifers an. »Ist das ein Schimpfwort?«
Ich kicherte. Kopfschüttelnd hob Molly Evan hoch und nahm Angie bei der Hand. »Nein, Angie, Kleines, das ist kein Schimpfwort. Aber so nennen nur Erwachsene Tante Jane. So wie Tante Jane mich Molly nennt, du aber Mama. Tiger ist kein Spitzname, den kleine Mädchen in den Mund nehmen sollten.«
Angies kleines Gesicht legte sich in Falten, und Tränen glitzerten in ihren Augen. Mein Herz schmolz dahin. Plötzlich war mir, als sähe ich eine Höhlendecke, von der Stalaktiten tropften und am Boden zu Stalagmiten wurden. Dann war es vorbei, und das Trio war unten an der Treppe angekommen. Ich schloss Angelina in die Arme. »Ich verrate dir ein Geheimnis«, flüsterte ich, »und es ist nur für dich bestimmt. Nicht für deine Mama.«
»Das ist nicht fair«, sagte Molly.
Angie öffnete die Augen, und wie durch ein Wunder versiegten die Tränen. »Nur für mich?«, fragte sie mit einem Bühnenflüstern.
»So ist es.« Ich ging mit Angie ins Wohnzimmer, außer Hörweite der Küche, wohin Molly sich begab, Evan wie einen Sack Kartoffeln unter den Arm geklemmt. »Es ist ein Name, ein Geheimname für mich. Der Name, den meine Mommy und mein Daddy mir gegeben haben, als ich ein Baby war.«
»Nicht Tante Jane?«
»Nicht Tante Jane.«
»Kennt Mommy ihn?«
»Nein.« Ich setzte sie auf die Couch und kniete mich vor sie hin. »Willst du ihn hören?« Als Angie nickte, sagte ich: »Es ist ein sehr außergewöhnlicher Name. Wenn du willst, kannst du ihn deiner Mama sagen, aber nur ihr. Sonst dürfen wir ihn vorerst niemandem verraten, ja?« Mit großen Augen nickte Angie erneut. »Und er ist in einer anderen Sprache, deswegen ist er schwer auszusprechen. Wir müssen üben, um ihn richtig zu sagen.«
Angie spähte an mir vorbei zur Küchentür, um sich zu vergewissern, dass ihre Mutter nicht mithören konnte. »Okay, Tante Jane«, flüsterte sie. »Wir können Mama das Geheimnis nach dem Essen sagen. Aber jetzt bin ich die Einzige, ja?«
»Ja. Mein Cherokee-Name ist Dalonigi i Digadoli. Er bedeutet goldene Augen.«
»Weil deine Augen gelb sind?«, sagte sie.
»Genau. Dalonigi i Digadoli. Kannst du es sagen?«
Angie stolperte mehrmals über den Namen, bevor sie die Silben richtig aneinanderreihte. »Gut«, sagte ich. »Aber sag es sehr leise. Die Cherokee sprechen sehr leise.«
»Als wenn alles ein Geheimnis wäre?«, flüsterte sie.
»Ja. Als wenn alles ein Geheimnis und alles etwas Besonderes wäre.«
»Dalonigi i Digadoli. Goldene Augen«, flüsterte sie.
»Sehr schön. Und jetzt lass uns etwas essen. Ich verhungere gleich.«
»Ich auch. Mama sagt, es gibt Oreos und Tee, die Milch ist nämlich schlecht geworden, weil im Sturm der Strom ausgefallen ist.« Sie legte den Kopf schräg, sodass ihr langes Haar auf eine Seite fiel. »Mama sagte, dass dein ganzes Fleisch eklig wird. Sie sagt, du musst es trocknen. Warum musst du das Fleisch trocknen, Dalonigi i Digadoli?«
Ich nahm Angelina bei der Hand und ging mit ihr in die Küche, wo meine beste Freundin dabei war, Kekse zu verteilen und Tee einzugießen. Sie blickte auf.
»Trockenfleisch? Das ist eine sehr gute
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