Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
Ich schüttelte den Kopf. »Kein Handlesen.«
»Jetzt Christie«, sagte sie.
Ich ließ mich zurücksinken und spielte mit der Tasse, dann nahm ich einen Schluck süßen Tee. Wie hatte ich mir das nur eingebrockt? »Christie … ist forsch und abenteuerlustig. Und beherrscht. Das muss sie sein, um bei den verletzten Menschen nicht zu weit zu gehen, die zu ihr kommen, weil … ähem … « Sie wilden, dominanten, blutigen Sex erleben wollen? Nein . »… sie sich Hilfe erhoffen, um ihre … besonderen Bedürfnisse zu befriedigen. Und sie ist mutig und clever. Und ich glaube, dass sie eine gute Beobachtungsgabe und eine gute Menschenkenntnis hat.« Als ich Christie einen verstohlenen Blick zuwarf, machte sie einen verblüfften, aber nicht unzufriedenen Eindruck. Nachdenklich biss sie in ein Gebäckstück, aus dem rotes Gelee quoll. Sie nickte kauend.
»Und jetzt kommt Najla dran«, sagte Tia.
Ich sah Najla an, deren Haut so schwarz war, dass sie in dem schummrigen Licht bläulich wirkte. »Najla ist härter. Sie ist eine Kämpfernatur. Verschlossen. Aber ich würde sie, ohne zu zögern, als Freundin wählen, denn ich glaube, dass sie, wenn sie mir schließlich ihre Freundschaft gewährte, mich niemals verraten würde.«
Najlas Augen wurden schmal, als würde sie in meinen Worten etwas suchen, auf das sie sich stürzen könnte. Als sie nichts fand, legte sie den Kopf schräg und starrte mich mit hartem Blick an. Tia klatschte aufgeregt in die Hände. »Das ist Najla. Als der Rogue uns überfallen hat, hat sie alle Mädchen nach oben gebracht, die Tür verbarrikadiert und einen Stuhl zerbrochen, um an alle Pflöcke zu verteilen. Wenn er hereingekommen wäre, hätte sie ihn umgebracht. Jetzt Bliss! Jetzt Bliss!«
Das war meine Chance, aber ich wusste, wenn ich jetzt das Falsche sagte, hatte ich es vermasselt. Ich wählte einen Krispy-Creme-Donut und biss hinein. Mein Lieblingsdonut, mit Cremefüllung und Schokoglasur, der ausgezeichnet mit dem Zitronenaroma des Tees harmonierte. Langsam kauend sah ich mich in dem Raum um. Seit dem Überfall des Rogues war ich nicht mehr hier gewesen. Das altehrwürdige Esszimmermobiliar aus dunklem Holz, das er zerstört hatte, war durch modernere Stücke aus Wurzelpekannussholz mit schmiedeeisernen Verzierungen im spanischen Stil an den Füßen und Stuhllehnen ersetzt worden. Die Wände waren ausgebessert und in einem warmen Milchschokoladenton gestrichen worden, und die blutbespritzten Gemälde von Katie an den Wänden und die schweren Vorhänge waren gereinigt worden und hingen nun wieder an ihrem Platz. Ich schluckte das letzte Stück Donut hinunter und leckte mir die Finger ab. Trank meinen Tee. Und bemerkte, dass die vier Mädchen mich schweigend beobachteten. Dabei schwiegen sie sonst nie.
»Bliss«, sagte ich. Sie beugten sich näher. »Bliss hat Fähigkeiten, die die der meisten anderen Menschen übertreffen. Sie riecht Dinge, die andere nicht riechen, hört Dinge, die andere nicht hören. Und ich wette, sie sieht auch Dinge, die andere nicht sehen, oder sie sieht sie anders als andere.«
»Wie die alten Frauen, erinnert ihr euch?« Tia sah die anderen an, mit der Hand einen schnellen Kreis malend, als wollte sie sie antreiben. »Schon drei Mal ist das jetzt passiert. Wir haben alle fünf alte Frauen gesehen, aber Bliss sagte, sie seien in Wirklichkeit jünger und ganz mit blauen und schwarzen Pailletten bedeckt.« Tia zuckte die Achseln, als wollte sie sagen: »So zum Beispiel.«
»Ja«, sagte ich vorsichtig. ›Blaue und schwarze Pailletten‹, so würde man eine Machtsignatur beschreiben, wenn man nicht weiß, was das ist. »Bliss sieht etwas anderes, weil sie durch magische Illusionen hindurchsehen kann. Sie hat das, was die Iren vielleicht ›den Blick‹ nennen würden.«
Bliss erhob sich abrupt, so schnell, dass ihr Stuhl ins Kippen geriet und halb herumgerissen wurde. Wortlos und mit schwingendem blauschwarzem Haar verließ sie den Raum. Tias Mund öffnete sich, Tränen traten ihr in die Augen. »Sie ist dir böse. Aber ›der Blick‹ hört sich doch an, als sei es etwas Gutes.« Flehend sah sie Najla und Christie an. »Das ist doch etwas Gutes, oder?«
Christie sah mich mit kalten Augen an. »Nicht, wenn man nicht will, dass es bekannt wird.«
Mit tränennassen Wangen blickte Tia von Christie zu mir. »Bliss!«, rief sie und lief ihrer Freundin nach. Najla warf mir einen Blick zu, der Fleisch hätte pökeln können und folgte ihnen. Ich hörte ihre Schritte,
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