Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
waren die neuen Koalitionen und wie sie sich auf meinen aktuellen Auftrag auswirkten. Markiert mit Leos Duft dürfte es schwer werden, sich aus den Konflikten, die möglicherweise zu einem Krieg führten, herauszuhalten.
Dann fiel mir der seltsame Blick wieder ein, den Bettina mir zugeworfen hatte, als sie mich einlud, sie zu besuchen. Irgendetwas stimmte hier nicht.
10
Blutrausch
Eine Stunde später, als es für Vampbegriffe immer noch früh am Abend war, fragte ich nach dem Weg zur Damentoilette und entschuldigte mich. Die Räumlichkeiten hatten nun ihre maximale Kapazität erreicht, und die Partygäste standen Schulter an Schulter. Ich sah Bruiser in eine eindringliche Unterhaltung mit einem anderen Blutdiener vertieft und beobachtete, wie er innehielt, stutzte und dann in der Menge verschwand. Mehrere Male roch ich Leos beißenden Geruch – Vamps aus dem Pellissier-Clan. Zwei meinte ich wiederzuerkennen, weil sie unter denen gewesen waren, die mich nach dem Hurrikan mit den Fackeln bedroht hatten. Sie sahen mich, ignorierten mich aber mit der für Vamps typischen Geringschätzung.
Die Luft im Lagerhaus war geschwängert vom Gestank der Vamps, Menschen und Blutdiener. Darunter mischte sich der Geruch nach Sex und frischem Blut, der aus dem Obergeschoss herunterwehte. Die Mischung stach mir in die Nase, reizte zum Niesen und stumpfte meine Sinne ab, sonst hätte ich wohl den Raubtiergeruch eines anderen Jägers bemerkt. Aber in Gedanken war ich immer noch mit dem verworrenen Geflecht beschäftigt, das die Vampirpolitik war.
Ich schob die Schiebetür zu den dunklen Toilettenräumen auf und sah mich selbst in dem schrägen Spiegel, umschienen vom Flurlicht. Ich trat ein und knipste das Licht an.
Etwas Verschwommenes glitt von links auf mich zu. Über den Spiegel. Die Zeit dehnte sich und wurde langsamer. In mir schrie Beast. Schickte ihre Kraft und ihre Reflexe in meine Blutbahn. Zähne und Krallen blitzten in den Spiegeln auf. Kamen auf mich zu.
Ich duckte mich tief und nach rechts. Zog einen Pflock und mein Messer. Der Aufprall traf mich heftig, drückte mir die Luft aus der Lunge. Lähmte mich. Ließ Beasts Schrei verstummen. Schlug meinen Ellbogen auf die Kacheln. Das Messer wirbelte aus meiner kraftlosen Hand. Schlug klirrend auf.
In einem Durcheinander von Gliedern krachte ich auf den Kachelboden. Verrenkte mir die Wirbelsäule. Schlug mir das Knie an. Mein schmerzerfülltes Uff wurde unter zwei Vampkörpern erstickt. Während ihr Gewicht auf mich drückte, holte mein Gehirn auf. Doch bevor ich verstanden hatte, was es zu bedeuten hatte, auf einer Vampparty angegriffen zu werden, hatten sie mich bereits bewegungsunfähig gemacht. Hände packten und hielten mich, den linken Arm schmerzhaft gegen meine Brust gedreht. Beine fixierten meinen Oberkörper und meine unteren Gliedmaßen.
Ich holte Luft. Sie roch nach meiner eigenen Angst. Jetzt erst begriff ich, was passiert war, aber zu spät. Die Bilder, die die schrägen Spiegel zurückwarfen, hatten mich verwirrt. Und meine Angreifer hatten mit meiner kurzzeitigen Verwirrung gerechnet und sie genutzt.
Münder bissen, Zähne schlitzten. Der Schmerz kam verzögert. Ich konnte mich nicht nach meinen Gegnern umsehen. Konnte nicht ausholen. Mein Blick und meine Bewegungen wurden von kräftigen Händen eingeschränkt, verschränkten Armen und schlangenschnellen Beinen. Die mich niederdrückten, wenn ich mich wehrte. Fangzähne in meiner Kniekehle, ohne das schmerzstillende Gift, das sonst im Speichel von Vampiren war. Ein weiteres Paar in meinem rechten Arm, über dem Ellbogen. Er wurde taub, als die Zähne den Nerv streiften. Ich grunzte vor Schmerz. Mit entsetzlicher Kraft drückten die Beine um meinen Brustkorb zu. Ich bekam keine Luft mehr.
Sie wollten mich aussaugen. Über mir sah ich noch einen Vamp, eine Frau, die mich beobachtete. Die Augen weit aufgerissen, die Lippen vor Aufregung geöffnet.
Beast schickte mir ihre Kraft. Mit den tauben rechten Fingern zog ich die Hülle aus meinem Kleid und schüttelte das Kreuz heraus. Mit der Bewegung gruben sich die Zähne des Vamps tiefer, aber Beast milderte den Schmerz. Das Kreuz blitzte mit silbernem, blendend hellem Licht auf. Ich presste es auf die Haut desjenigen, der am nächsten erreichbar war. Ein Handgelenk. Eine Vampirin kreischte. Das Heulen traf auf mein Trommelfell. Ohrenbetäubend. Wie der Schlag einer Faust gegen meinen Kopf. Brach plötzlich ab. Ihr Körper drehte sich weg und ließ den
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