Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
Danke.«
»Gern geschehen«, sagte ich und fragte mich, was hier gerade geschehen war.
Die Zwillinge drehten sich zu mir und Bruiser hin, der mich immer noch im Arm hielt. »Du hast sie für Leo markiert?«, fragte Brandon.
»Oder für dich selbst?«, fragte Brian.
»Für mich selbst«, sagte Bruiser locker. »Aber sie sinkt nicht so schnell in meine Arme, wie ich gehofft hatte.«
Ich wand mich aus seiner Umarmung und trat neben Jackie, die bereits dabei war, Madame Melisendes Karten an andere Frauen weiterzuverteilen. Sie blickte mich unter kurzen Ponyfransen an und sagte: »Sie denken nur an Sex. Selbst im Museum starren sie die nackten Statuen an, im Park begaffen sie die Jogger, und ein gemeinsames Abendessen halten sie für das Vorspiel. Irgendetwas haben Vampire an sich, dass ihren Testosteronlevel auf das Niveau eines notgeilen Teenagers treibt.«
»Willst du damit etwa sagen, dass du nicht an Sex denkst, Jackie?«, sagte Brandon. »Denn falls du auf diesem Gebiet Probleme haben solltest, könnte ich dir helfen, an Sex zu denken.«
»Danke für das Angebot, Süßer, aber im Bett bevorzuge ich immer noch hundertprozentige Menschen. Mir geht es darum, dass es nur das eine gibt, verstehst du? Menschliche Männer denken nur jede zweite Sekunde an Sex. Ein Blutdiener denkt vom Aufwachen bis zum Einschlafen an Sex, und dann träumt er die ganze Nacht davon, bis es wieder Zeit ist, aufzuwachen.«
»Nicht nur an Sex«, sagte Brian sinnend. »Auch ans Kämpfen.«
»Ans Jagen«, stimmte Bruiser ihm zu. »Ans Fischen. Schnelle Autos. Geld verdienen.«
»Aber bei schnellen Autos und Geld wären wir wieder bei den Frauen«, sagte Brandon.
»Sehen Sie, was ich meine?«, fragte Jackie mich, und die kleine Gruppe lachte.
Das Gelächter schloss mich ein und löste ein unerwartet warmes Gefühl in mir aus; das Gefühl, dazuzugehören, kannte ich nicht. Und dann drängte sich die Art, wie sie »hundertprozentige Menschen« gesagt hatte, in meine Gedanken. Als würden sich Blutdiener nicht dafür halten. Beast tat das auch nicht. Sie rochen … anders.
»Warum hat Adrianna es auf mich abgesehen?« Ich blickte durch die Tür, durch die die beiden Frauen verschwunden waren. »Ich habe so eine Ahnung, dass ich ihre beiden Dienerinnen sehr bald wiedersehen werde. Und nicht zu Tee und Keksen.« Ich hatte nur die Lizenz, Rogues zu töten, nicht Menschen, nicht einmal Blutdiener, egal wie nervig oder gefährlich sie vielleicht waren.
»Ich weiß es nicht, wenn man davon absieht, dass du Leos Duftmarke an dir trägst und damit zu Leos Machtbasis gehörst«, sagte Bruiser. Mir fiel auf, dass er nicht hinzufügte: »Tut mir leid.«
Wut stieg in mir auf. Der Plan, mich mit dieser gewaltsamen Markierung zu schützen, war nach hinten losgegangen, aber gewaltig. Ich ballte die Fäuste, so stark war der Drang, einen Pflock zu ziehen und ihn Bruiser in den Leib zu rammen.
Argwöhnisch betrachteten die Security-Leute die Zusammensetzung ihres Grüppchens und überlegten, wer nun zu wem gehörte. Drei Männer wandten sich um und verließen die Ansammlung. Schweigend sahen wir ihnen nach. Ich unterdrückte meinen Ärger. Der konnte warten. Im Moment gab es Wichtigeres, als mir Sorgen zu machen.
»Sie haben uns zugehört«, sagte Brian. »Nicht gut.«
»Jetzt werden sie die neue Allianz informieren«, sagte Brandon.
»Der alte Rafe scheint sehr fleißig zu sein«, sagte ich und dachte daran, wie er im Dunkeln gestanden und mich beobachtet hatte, zweimal heute Abend. »Vielleicht muss ich ihm mal einen Besuch abstatten.« Und ihn und seine Handlanger genauer beschnüffeln, aber das sagte ich nicht. Und mir entging auch nicht der Blick, den Jackie mit Bruiser tauschte, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was er bedeutete.
»Rafael ist ein Problem«, sagte eine Frau. »Ein großes Problem.«
Das Gespräch wandte sich den neuesten Entwicklungen in der Vampirpolitik zu. Dem Klatsch über Personen und Clans zu lauschen, die es bereits seit Hunderten von Jahren gab, ist nicht nur schnell ermüdend, sondern auch verwirrend. Denn darin geht es manchmal um Dinge, die sich im siebzehnten Jahrhundert zugetragen haben und trotzdem so frisch und schmerzlich sind, als wären sie gerade erst passiert und hätten heute immer noch Einfluss auf die Clans, auf die Vampire ebenso wie auf ihre Blutdiener. Blutfehden unter Vampiren überdauern manchmal Jahrhunderte. Ich erfuhr viel, aber nichts, was mir genutzt hätte. Das einzig Interessante für mich
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