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Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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der Highschool, das Abendmahl am Sonntag und die Taufe, die ich in einem Fluss erhielt. Merkwürdigerweise ebenfalls in der Morgendämmerung.
    Dann tat das Brechmittel seine Wirkung, mein Magen krampfte sich zusammen, und ich beugte mich vornüber. Ich spuckte Flüssigkeit. Magensäure. Galle, die so bitter war, dass meine Zähne schmerzten. Es war, als würde ich alles von mir geben, was ich im letzten Monat gegessen hatte, bis ich nur noch Luft würgte. Jetzt war ich sauber bis in die Zehenspitzen. Leer.
    Trotzdem spuckte ich weiter, um auch den letzten Rest meines Mageninhalts loszuwerden. Es war schlicht eklig.
    Der Hunger, der immer nach dem Wandel kam, setzte mir zu. Mein Magen verkrampfte sich noch einmal heftig. Und so plötzlich, wie sie angefangen hatten, hörten Krampf und Übelkeit auch wieder auf. Ich stolperte ein paar Schritte weiter zu einer sauberen Stelle und lehnte mich an den dünnen Stamm eines Baumes, bis ich wieder ans Atmen denken und aus eigener Kraft stehen konnte. Gegen dieses hier war die Taufe ein Kinderspiel gewesen.
    Beast grollte unter meiner Haut, krank und wütend. Jane hat sich von der Menschenschamanin … Sie hielt inne, weil es in Beasts Vokabular keine Worte dafür gab. Jane hat schlechtes Fleisch gefressen. Welpen-Fehler. Dumm. Krank.
    Gift. Beast meinte Gift. Mein Stoffwechsel, der der eines Skinwalkers war, begann erneut zu reagieren, mein Körper wehrte sich gegen das Gift, dieses Mal auf der anderen Seite meines Verdauungstraktes. Es dauerte ewig. Und es war fürchterlich.
    Ich stützte mich gegen den Baum, spürte die kratzige, irgendwie knittrige Kiefernrinde unter meinen Händen und keuchte, als wäre ich lange gerannt. Ich fühlte mich hohl und kribbelig, ausgelaugt und wie ein leerer Raum, es hallte wider von den nackten Wänden meiner Seele. Ich wusste nicht mehr, was ich fühlte.
    Irgendwann in den letzten Minuten war Beast verschwunden, und mein Geist war nun leer und klar. Ich wiegte mich hin und her, den Rücken an dem dünnen Baum. Moskitos summten um meine Knöchel und Arme. Ich betrachtete meine Hand im trüben Licht. Meine Haut sah straff und gespannt aus, ausgetrocknet. Ich werde mich durch das Wasser geleiten lassen. Meine Hausmutter im Kinderheim würde einen hysterischen Anfall bekommen, wenn sie das wüsste.
    Ich warf den Beutel mit dem Tabak hoch, als würde ich sein Gewicht schätzen. Das hier war kein Gottesdienst. Es war eine körperliche und geistige Reinigung. Würde ich sie bei einem Therapeuten durchführen oder als Teil einer Darmspülung, würde ich nicht zweimal überlegen.
    Ich öffnete den Plastikbeutel und roch an dem Tabak. Er roch anders als die Tabakarten, die ich kannte, voller, fast natürlich. Die Blätter, die eine erdige dunkelbraune Farbe hatten, waren feucht und hatten sich gerollt. Es war höchstens so viel wie ein Esslöffel voll. Damit sollte ich die vier Himmelsrichtungen grüßen.
    Ich wandte mich nach Osten, wo der Tag blassgrau heraufzog. Die Luft war ruhig und erwartungsvoll, die Stille nur durch das nahe Murmeln von Wasser gestört. Die Stille drückte sich an mich, als wäre sie etwas Festes.
    Mit den Fingern der Rechten nahm ich ein wenig Tabak und dachte darüber nach, was Aggie gesagt hatte. Dieses Ritual sollte mich auf den Kampf vorbereiten, es war ein Ritual, das ich selbst gestaltete, nicht sie. Vielleicht konnte ich also meine eigenen Worte benutzen statt Aggies, die ihr Verständnis der Geschichten und alten Zeiten ausdrückten.
    Ich hielt den Tabak in die Höhe, als würde ich die Sonne grüßen, und hielt inne, überlegte. Als ich an meine früheren Bibelstunden zurückdachte, kamen mir die Namen Gottes in Althebräisch in den Sinn. »Ich rufe den Allmächtigen, Elohim, der ewig ist.« Ich ließ ein paar Tabakblätter fallen. Etwas Kühles streifte mich wie eine unsichtbare Brise. Aber in den Bäumen um mich herum regte sich nichts.
    Ich drehte mich nach rechts, gen Süden. »Ich rufe meine Ahnen, meine Skinwalker-Großmutter und meinen Vater. Hört mich an.« Ich ließ einige Blätter fallen. Ein plötzlicher Morgenwind wirbelte an mir vorbei, trug die Blätter mit sich, bevor sie auf dem Boden auftrafen, und erstarb so schnell, wie er aufgekommen war. Gänsehaut überlief mich. Ich widerstand dem Drang, hinter mich zu sehen. Aber ich wusste, dass ich nicht allein war. Nicht mehr.
    Die Tabakblätter in die Höhe haltend, drehte ich mich nach Westen. Aggie hatte den Namen Unelenehi genannt und gesagt, es wäre

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