Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
ich atmete ihn ein. Und drehte mich ein wenig, dann noch einmal. Hob die Arme. Bewegte mich mit dem Tanz des Rauches.
»Halte dein Haar hoch, Dalonigi i Digadoli .« Mein ganzer Körper erschauerte beim Klang dieser Worte, als ich sie richtig ausgesprochen hörte, die geflüsterten Silben der Sprache des Volkes, der Cherokee. »Halte dein Haar hoch.«
Ich schluchzte auf, heftig. Mit tränenüberströmtem Gesicht hob ich mein Haar an. Aggies Mutter ging langsam um mich herum, das Räucherbündel hob und senkte sich, der wohlriechende Rauch berührte meine Haut, strömte durch mein Haar, den langen Schleier, durch meine gespreizten Finger, immer und immer wieder. Der Rauch schlängelte sich meine Beine hoch, über meinen Bauch. Er strich über meinen Rücken, berührte mein Gesicht, so zart, als würde er von meinen Tränen kosten. Ich atmete seinen Duft ein, sog ihn tief in mich hinein. Meine Lunge bebte. Die Welt geriet kurz ins Taumeln, dann war sie wieder ruhig. Mein Herz stolperte und wurde langsamer, fand einen Rhythmus, der älter war als die Erinnerungen der Menschen. Ich schloss die Augen und atmete. Atmete einfach nur. Während das Wasser im nahen Bayou dahinfloss, ein beinahe lautloses, uraltes Lied sang.
» We sa «, flüsterte eine leise Stimme. »Zeit zu gehen, we sa .« Katze. Luchs . Eines meiner Tiere. Es war mein Vater, der meinen Namen sagte, seine Stimme echote in meiner Erinnerung, wie vor so langer Zeit. Ich öffnete die Augen und sah, dass der Schutzkreis geöffnet war und U ni lisi in das Wasser des Bayou stieg, und dann Aggie. Ich folgte ihnen über das dunkle, glitschige, lehmige Ufer an den Rand des Wassers und in den Bayou, wo schwerer Schlamm an meinen Knöcheln sog. Hier war das Wasser klarer, nicht so stark getrübt von den Folgen des Hurrikans, sodass ich sehen konnte, wie sich meine Füße in den schwarzen Morast drückten.
Mir fiel ein, dass ich beten müsste, aber die Worte und rituellen Gebete, die Aggie mir beigebracht hatte, waren wie weggeblasen. Statt ihrer kamen mir ganz von allein andere Worte über die Lippen. »Ich erbitte Weisheit und Stärke im Kampf und Reinheit des Herzens, des Geistes und der Seele.« Damit beugte ich die Knie und tauchte ein in das Wasser. Dunkel schloss es sich über mir, schwappte träge an meine Haut, kühl und nass, der Schoß der Welt.
Sieben Mal tauchte ich auf und wieder hinein, und jedes Mal sagte ich mein Gebet. Als ich das letzte Mal hochkam, waren Aggie und U ni lisi bereits am Ufer und zogen sich wieder an. Die Sonne schwebte über dem Horizont. Und ich fühlte mich leer und leicht und so … frei.
Ich stapfte durch den tiefen Grund, aus dem Wasser und über das schwarze, lehmige Ufer. Ich schüttelte die Füße, aber als ich hinuntersah, stellte ich erstaunt fest, dass kein Matsch an mir klebte. Doch vielleicht hätte mich das auch nicht erstaunen sollen.
Schnell zog ich mich an. Immer noch schweigend löschten wir das Feuer mit Wasser aus dem Bayou und stocherten in den Resten der Kohlen, bis sie kalt waren. Dann gingen wir drei in einer Reihe nebeneinander zurück zum Auto und fuhren davon.
12
Würde Little Evan auch so knacken?
Ich rief einen nebenberuflichen Taxifahrer an, von dem ich mich manchmal fahren ließ, und erwischte Rinaldo gerade, als er sich nach seiner Nachtschicht in der Fabrik in die Falle hauen wollte. Er war ziemlich schnell da; ich war erst ungefähr zwei Kilometer weit gekommen, trottete auf meinen Flip-Flops vor mich hin, die Hände in den Taschen meiner weiten Hose und schwitzte bereits jetzt am frühen Morgen. Er hielt mit seinem strahlend gelben Bluebird-Taxi am Straßenrand und hängte den Oberkörper aus dem Fenster. »Sie sehen aus wie etwas, das die Katze angeschleppt hat.«
Eigentlich war der Spruch nicht so witzig.
Trotzdem kletterte ich laut lachend auf den Beifahrersitz, was Rinaldo, der mich für ein Partygirl hielt, das nach wilden Nächten öfter einen Fahrer brauchte, vermutlich meiner aufgekratzten Stimmung zuschrieb. Ich schlug die Tür zu und legte den Sicherheitsgurt an. Währenddessen wendete er mit knirschenden Reifen und steuerte langsam die gepflasterte Straße an. Schlau lächelnd warf er mir einen Seitenblick zu. »Hungrig?«
»Ausgehungert. Wo bekommt man hier in der Nähe etwas zu essen? Ich könnte einen Büffel verschlingen.«
»Wenn ich so viel wie Sie essen würde, wäre ich fett wie ein Schwein. Nicht weit von hier gibt es einen Bojangles ’. Ist Hühnchen
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