Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
bevor er zu einem Schuss ansetzen konnte, hob sein Partner beruhigend die Hand und sah mich an. Er war ein Mensch, knapp einsachtzig groß, Ende vierzig und nach den Streifen an seiner Jacke zu urteilen, Sergeant. Sein Partner sah jung aus, war noch feucht hinter den Ohren. Und der Typ in Zivilkleidung, Ferguson, war Mitte fünfzig. Erfahren. Schlau. Er blickte von Bethany zu mir und zählte eins und eins zusammen. Seine Augen verdunkelten sich.
»Das Opfer. Sie ist eine Hexe, nicht wahr?«, sagte der Detective. Ich nickte, und Fergusons Mund verzog sich zu einem leicht höhnischen Grinsen. Der Geruch von Angst und Hass drang ihm aus allen Poren. Er war Hexenhasser, wollte es aber nicht zugeben. Oder vielleicht doch. Seine Stimme wurde leiser. »Und Sie fanden nicht, es wäre wichtig genug, uns darüber in Kenntnis zu setzen? Dass wir hier unsere Zeit mit unwichtigem Hexenscheiß verschwenden?«
»Kinder sind nicht unwichtig«, grollte ich. Er machte einen Schritt zurück. Der jüngere Cop kämpfte mit seinem Partner, weil er nach seiner Waffe greifen wollte. Sein Blick schoss von Bethany in der Tür zu der ihm näheren Bedrohung, mir. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, um nicht wie mit Krallen nach ihnen zu schlagen. »Wollen Sie mir sagen, Sie hätten keinen AMBER -Alarm ausgelöst, wenn Sie gewusst hätten, dass die Mutter der beiden entführten Kinder eine Hexe ist? Dass Sie das Risiko eingegangen wären, zu warten?«
»Hexenkinder«, zischte Ferguson, »um die sollten sich normale Menschen nicht kümmern müssen. Und die da – «, er deutete mit dem Kinn auf Bethany, die immer noch in der offenen Tür stand, »man sollte sie alle pfählen.«
Im Bruchteil einer Sekunde hatte Bethany den Raum durchquert und den Detective in die Arme geschlossen. Es sah aus wie die Umarmung einer Liebenden, sinnlich, besitzergreifend, eine Hand auf seinem Rücken, die andere hielt seinen Kopf. Ihre Fangzähne lagen an seinem Hals. Er wehrte sich nur einen Herzschlag lang und erschlaffte dann. Schweiß kühlte meine Haut, und ich schauderte in der kalten, trockenen Krankenhausluft. Noch nie hatte ich gesehen, wie ein Vamp einen Menschen gewaltsam nahm. Durch Hypnose, ja, aber dazu war Augenkontakt nötig. Und Zeit, um den Menschen unter Kontrolle zu bringen. Das hier war schnell gegangen. Es war unheimlich. Und illegal. Und tödlich.
Bethanys Zunge kam zwischen den spitzen Eckzähnen hervor, und sie leckte über Fergusons Hals. Dann atmete sie seine Witterung ein und schloss die Augen, als sei sie in sexueller Ekstase. Der Detective in ihren Armen stöhnte, er war erregt, total high. Glücklich seufzend schob er einen Arm um die Frau, die ihn so unerbittlich umfangen hielt, und schmiegte sich an sie.
Als könne sie ihn nicht hören, zischte der junge Cop: »Wir müssen sie aufhalten, Sarge. Sie bringt ihn um.«
Schnell sah ich hinüber zu dem älteren Cop. »Wahrscheinlich nicht. Aber wenn Sie ihren Partner nicht unter Kontrolle haben, kommt er hier nicht lebend raus.« Ich hörte ein kurzes Gerangel, während ich mich wieder Bethany zuwandte.
Sie schnüffelte an dem Detective wie Beast an einer frisch erlegten Beute, mit kurzen schnaubenden, dann wieder langen Zügen, und stöhnte leise, ein Laut, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten. George bewegte sich auf sie zu, aber so, dass sie ihn schon von Weitem kommen sehen konnte. »Bethy, Liebes. Er ist keine Gefahr für dich. Er ist keine Nahrung.«
»Er würde zulassen, dass Kinder gestohlen werden«, sagte sie. Ihr Atem strich über den Hals ihrer Beute. »Er würde sie sterben lassen, so wie meine Babys gestorben sind.« Sie hob den Kopf, um Ferguson in die Augen zu sehen. »Sprich die Wahrheit, menschliche Kreatur. Du hast nicht nach vermissten Kindern gesucht, ja? Du würdest diese Kinder sterben lassen?«
Er seufzte und lächelte, berauscht von Vampirmacht. »Hexenkinder. Keine Menschen.«
Bethany sagte: »Manche würden mich eine Hexe nennen und sagen, ich sei verflucht. Du würdest meine Kinder sterben lassen?«
»Würd sie sterben lassen. Sind nicht normal.« Er kicherte leise. »Dich pfählen. Dich ausweiden. Dir den Kopf abschlagen.«
Bethany lächelte, blickte auf den Polizisten in ihren Armen, prüfte mit den Augen seinen Willen. Sein ganzer Körper erschauerte, als würde sie ihn schütteln. »Du wirst nicht länger die Verfluchten pfählen. Du wirst uns lieben. Uns begehren. Und wirst helfen, alle Kinder zu finden. Sprich zu uns, Mensch.«
Seine
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