Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
seine Lippen presste. »Hast du der kleinen Hexe geholfen, Bethy, Liebes?«
»Sie wird lebten – leben«, korrigierte sie sich. »Sie wird leben. Ich habe ihr von meiner Essenz und meinem heiligen Blut gegeben. Bist du zufrieden mit mir?« Ihr Ton war ängstlich, wie der eines Kindes, das von einem Erwachsenen gelobt werden möchte.
Mein Unbehagen wuchs. Heiliges Blut. Herrje.
»Ja. Ich bin stolz auf dich.«
»Darf ich heute Abend wieder trinken? Ich bin hungrig.«
»Ich werde dafür sorgen, dass du dich satt trinken kannst. Du hast eine gute Tat vollbracht.«
»Ja«, sagte sie glücklich wie ein Kind. »Das habe ich.«
Bruiser sah mich an und nickte kurz. Ohne ein Wort des Abschieds führte er Bethany nach draußen. Ich blieb zurück und starrte mein Spiegelbild im Glas der Türen an, hinter denen schwarz die Nacht lag. Das wäre es also, was ich von ihm bekommen würde, falls ich dumm genug wäre, mich mit Bruiser einzulassen, ein wenig von seiner Zeit, doch nicht seine Loyalität. Die gehörte den Vamps. Gut zu wissen. Besser, ich vergaß es nicht. Trotzdem hinterließ dieses Wissen eine scheußliche Leere in mir.
Als ich nach Molly sah, schlief sie in einem abgedunkelten Zimmer unter einer warmen Decke. Ihre beiden Arme waren mit Tropfinfusionen verbunden. Eine Schwester, die gerade Daten auf einem Papierstreifen ausdruckte, hob den Blick, als ich eintrat. »Sie ist auf dem Wege der Besserung. Es muss ein gutes Gefühl sein, wenn sie kommen, wenn man sie braucht.«
Sie . Vamps. »Ja, das stimmt.« Ich nahm Mollys Hand. Trotz der warmen Decke fühlte sie sich kalt wie der Tod an. Ihr Gesicht war weißer als das Laken und voll mit getrocknetem Blut. Die Schwester nahm einen feuchten Lappen und wischte ihr das Gesicht ab. Der Lappen wurde scharlachrot. Auch das Laken war feucht von Blut, es war dünner, als sei es mit Wasser oder Infusionsflüssigkeit gemischt. Auf dem Boden lagen weitere Laken, die Schwestern hatten sie dort hingeworfen, um nicht in Mollys Blut auszurutschen. Beweise, dass der Kampf um ihr Leben heftig und verzweifelt gewesen war. Bis Bethany auf der Bildfläche erschienen war.
Ich verstand, warum manche Ärzte eine landesweite Vampirblutbank gefordert hatten, bis sich herausstellte, dass das, was Vamps zu Vamps machte, die Entnahme nicht überstand, sich sofort zersetzte. Gäbe es eine Möglichkeit, es haltbar zu machen und zu lagern, hätten auch hoffnungslose Fälle wie Molly eine Chance. Ich streichelte ihre Hand, ihre Haut war rau von getrocknetem Blut. »Wird sie lange schlafen?«
»Ich habe schon einmal erlebt, dass jemand von einem Vampir geheilt wurde. Der hat bis zum nächsten Morgen geschlafen. Und fast den ganzen nächsten Tag. Sie sollten nach Hause gehen, sich ein bisschen ausruhen. Lassen Sie ihre Nummer am Empfang, dann ruft man Sie an, wenn es etwas Neues gibt. Und jetzt haben sie bestimmt auch ein Zimmer für sie.«
Leise überließ ich Molly der Obhut der Schwester und befolgte ihren Rat und hinterließ meine Telefonnummer bei der Dame am Stationsempfang. Sie sah aus wie zwölf, frisch, sauber und fröhlich. Ihr pinkfarbener Kittel war mit kleinen Hasen bedruckt.
Dann ging ich nach Hause. Es gab nichts mehr für mich zu tun.
Ich stand auf der Stufe zur Veranda und nahm den Geruch, die Textur, den Geschmack des Hauses in mich auf. Blut. Magie. Angst. Cops, die jetzt fort waren. Das Loch in den Bannen, die um das Haus lagen, konnte ich sehen wie einen Riss in einem Hochzeitsschleier, denn die beschädigte Stelle flimmerte in dem silbergrauen Netz der Magie. Dort, wo das Loch war, bewegte sich träge das zerrissene Energienetz wie eine versengte Gardine im leisen Wind. Die Ränder des Loches schimmerten schwarz und rot, als wären sie immer noch heiß. Der Angriff roch nach Holzasche und qualmendem Abfall und fühlte sich an wie verfaultes Obst. Mollys Alarm war nicht losgegangen, die Magie hatte sich ohne einen Laut durch das Netz gebrannt. Was immer das Loch gerissen hatte, es war mächtig.
Ich ging ins Haus, auf nackten Füßen, die auf den Dielen kein Geräusch verursachten, und starrte auf die in der Dunkelheit schwarz aussehende Blutlache, in der meine Freundin gelegen hatte. Und brach in Tränen aus. Heiße, erstickte Tränen, die tief aus meiner Lunge hochdrängten und mir die Kehle zuschnürten. Mich am Treppengeländer festhaltend, ließ ich mich auf eine Stufe sinken. Heftiges, qualvolles Schluchzen schüttelte meinen Körper, als mich der Schmerz und die
Weitere Kostenlose Bücher