Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
herum verstreut lagen, wurde ihr bewusst, wen die Zauberer vermutlich viele Jahre lang dort eingesperrt hatten. Sie hob eine der vertrockneten Schuppen auf, um sich zu vergewissern. Eindeutig stammte sie von einem Drachen.
Traurig warf Skiria einen letzten Blick auf die tote Drachenkönigin, bevor sie ihren Weg fortsetzte.
„Lasst mich los!“, schrie Gwendol verzweifelt. „Ich habe keine Schuld!“
Doch die beiden Schwarzmagier zogen ihn entschlossen mit sich, wortlos, während sich hinter dem Knaben die letzten sichtbaren Reste seiner Atemwolke in rosafarbenen Schlieren verloren.
Atemlos stieß er abermals hervor: „Ich habe nichts verbrochen! Es war mein früherer Lehrmeister!“
Doch er erntete nur verständnislose Blicke, da die Magier diesen Titel sofort mit Rutam in Verbindung brachten, der für eine Revolution gegen Seinesgleichen kaum in Frage käme.
„Warte nur bis morgen, freches Bürschchen“, grollte einer der Magier schließlich. „Deine Lügen werden wir dir zur Abschreckung vor allen anderen austreiben!“
Gwendol wagte nur noch leise zu wimmern, während er auf einen scheinbar unendlich langen Weg durch die unwirtlichen Felsenkorridore geführt wurde.
Als sie an ihrem Ziel ankamen, weinte Gwendol bitterlich, doch die Magier stießen ihn nur grob in eine Zelle, kaum größer als ein Hühnerstall und gerade so hoch, dass er aufrecht darin stehen konnte. Sie verließen ihn schweigend und achteten nicht auf die Schreie des Gefangenen, der ihnen hinterher rief, sie mögen ihm doch zumindest mitteilen, was nun mit ihm geschehen sollte. Einige Zeit brüllte er noch weiter, auch als die Magier schon lange fort waren, bis schließlich das Wehklagen versiegte und Gwendols erschöpfter Körper auf den Boden der Zelle sank.
Lautlose Tränen rannen seine Wangen hinab. In Gedanken malte er sich aus, was die Schwarzmagier mit ihm anstellen würden. Niemand der Gefangenen hatte bislang gewagt, sich in dieser Art aufzulehnen. Dass die Magier Gnade walten ließen, konnte sich Gwendol nicht vorstellen. Trotz seiner Jugend würden sie ihn hart bestrafen.
Er rechnete mit dem Schlimmsten.
Nachdem sich der Staub gelegt hatte, kehrten die Sklaven an ihre Arbeit zurück. Der Zauber war vorüber. Die herabgefallenen Steine hatten sich vollständig aufgelöst, sodass nichts mehr von dem merkwürdigen Vorfall zeugte, der sich vor kurzem im Stollen ereignet hatte. Hazaar bemerkte die feindseligen Blicke, die auf ihm lasteten, und ihm vorwurfsvoll vermittelten, dass er Schuld an dem Scheitern des Befreiungsversuches trug. Doch er versuchte, die Männer zu ignorieren. Seine Gedanken galten allein Gwendol, um den er sich ernsthaft sorgte. Dunkle Ahnungen begleiteten Hazaar während des restlichen Tages, doch er verfügte nicht über die Macht, Gwendol beizustehen. Es blieb nur die Hoffnung, dass es dem gewitzten Jüngling irgendwie gelungen war, den Magiern zu entkommen.
Schließlich unternahm Hazaar noch einmal einen letzten verzweifelten Versuch, einen Zauber ohne seinen Mantel auszuführen. Er winkte Irian heran und legte seine Hände auf dessen Schultern. Irian verbarg seine Skepsis, die ihn nach dem fehlgeschlagenen Zauber befallen hatte, hinter einer Maske aus Höflichkeit.
„Was habt Ihr vor, gütiger Meister?“
Er bemerkte, dass auf Hazaars Gesicht Schweißperlen standen und seine Arme zitterten. Mit einem Mal ließ der Magier ihn los.
„Genug!“, sprach er. „Das sollte reichen, um einen Umkehrzauber zu bewirken.“
„Ein Umkehrzauber?“
Hazaar erklärte: „Fortan wird jeder schwarze Zauber an dir abprallen und sodann auf deinen Gegenspieler zurückfallen. Statt deiner wird der Zauber den treffen, der ihn aussprach.“
Irian nickte und dankte ihm. In Gedanken wagte er jedoch kaum, sich auszumalen, welcher Fehler sich diesmal in die Formeln geschlichen hatte, während sich Hazaar erschöpft an die Wand lehnte, um sich von dem anstrengenden Zauber zu erholen.
Am nächsten Morgen versammelte Zarfan sämtliche Sklaven im Stollen und erteilte genaue Anweisungen. Hazaar stockte der Atem, vermutete er doch einen unheilvollen Grund für die seltsamen Befehle. Aus den vielen Nischen, in denen die funkelnde Frucht ihrer Arbeit aufbewahrt wurde, mussten sie nun die Rubine in Eimer schaufeln und diese zurück in den Stollen tragen.
In dessen Mitte schütteten die Männer die Kübel aus, bevor sie Nachschub holten. Einige Stunden später betrachtete Hazaar mit
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