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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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fröstelte. Er ließ sich dicht neben Ramin auf das Gras sinken, lehnte seinen Rücken an die Schuppen des Tieres, die sich so warm anfühlten als hätten sie die Sonnenstrahlen gespeichert, und schlief augenblicklich ein.
     

    In den frühen Morgenstunden träumte der Knabe. Er befand sich wieder in der Luft, auf dem Rücken des Drachen. Ungewohnte Laute drangen an sein Ohr. Jemand sang ein Lied, das ihm fremd erschien. Gwendol versuchte, leise mitzusummen. Er glaubte, dass die Raben an ihrer Seite die Sänger sein mussten. Der Gesang schwoll immer mehr an, als gesellten sich weitere Vögel hinzu, um einen voll tönenden Chor zu bilden.
    Allmählich erwachte Gwendol. Die Laute klangen in seinen Ohren nach, während sein Traum langsam verblasste. Als er die Augen aufschlug, stellte er beruhigt fest, dass sich unter ihm harter Boden befand. Verschlafen reckte er seine Glieder und gähnte genüsslich. Doch jäh hielt er inne, als er plötzlich ein Geräusch wahrnahm.
    Ruckartig richtete sich der Knabe auf. Eine zarte Melodie durchzog den Wald. Jemand sang tatsächlich.
    „Ramin!“, rief Gwendol erregt und versuchte, an dem schweren Drachenleib zu rütteln, der sich freilich nicht ohne weiteres rütteln ließ. Ein unmutiges Grunzen entfuhr dem Tier, bevor es seinen Kopf zur anderen Seite bettete und weiter schlief. Also musste er allein den Klängen nachspüren.
     

    Vorsichtig bewegte sich Gwendol in die Richtung, aus der die Töne drangen. Bedacht darauf, das Knacken brechender Zweige unter seinen Füßen möglichst zu vermeiden, schlich er durchs Gehölz. Er glaubte, mindestens zwei Stimmen zu erkennen. Sie gehörten eindeutig Menschen, die jedoch in einer ihm unbekannten Sprache sangen. Er fand ein kleines Schlupfloch im Gestrüpp, durch das er auf Knien hindurch robbte. Als er wieder auftauchte, hangelten sich unzählige Lianen vor ihm herab, die eine Art Vorhang bildeten, den Gwendol behutsam beiseite schob. Der Anblick, der sich dahinter eröffnete, sorgte für bares Erstaunen. Wenn er das bloß früher erkannt hätte! Seine Füße stolperten unbeholfen über einen kleinen Wall, eine Art Befestigung. Fassungslos stand er auf einem überaus breiten Weg, der den Wald wie eine Schneise in zwei Hälften teilte. Sein guter Zustand ließ darauf schließen, dass der Pfad erst vor kurzem angelegt worden war. Er führte weit geradeaus, bis er in einer Biegung verschwand.
    Der Gesang ertönte von der anderen Seite her, wo der Weg ebenfalls eine Kurve beschrieb. Über dem Knaben vereinigten sich Baumkronen zu einem Dach aus Blättern und Ästen. Gwendol vermutete, dass die Sänger bald auftauchen mussten. Die Sonne blendete ihn, sodass er seine Hand an die Stirn legte, um Schatten zu erzeugen. Dann erst erkannte er das Schild. Jemand hatte es am linken Straßenrand angebracht. Aus hellem, frisch geschlagenem Holz geschnitzt und mit einer glänzenden Inschrift versehen, an der sich das Sonnenlicht brach. Gwendol trat aufgeregt heran. Es handelte sich um einen Wegweiser, der schlicht auf Folgendes hinwies:
     

    Schloss des Hazaar
    - Siebenhundert Schritte -
     

    Gwendol entfuhr ein helles Jauchzen. Der Gesang endete abrupt. Ein kleiner Mann und eine noch kleinere Frau bogen um die Ecke und hatten den Jungen bereits entdeckt, bevor dieser noch überlegen konnte, ob er sich lieber vor ihnen verstecken sollte. Nun aber konnte Gwendol nicht mehr zurück. Obwohl oder vielleicht gerade weil die beiden merkwürdige Kleidung aus bunt gemusterten Flicken und dazu ebenso flickenbesetzte Häubchen trugen, wirkten sie keineswegs gefährlich.
    Sie blieben stehen und lächelten freundlich, als sich Gwendol übertrieben unterwürfig näherte, um sie mit einem tiefen Diener zu begrüßen, der sogleich von dem Paar erwidert wurde.
    „Seid ihr auch auf dem Weg zum Schloss?“, erkundigte sich Gwendol vorsichtig.
    Er erntete verständnislose Blicke.
    „Zu Hazaar?“, wagte der Knabe einen weiteren Versuch. Ein erleichtertes Grinsen breitete sich über den Gesichtern der Leute aus. Das Weib nickte und wiederholte in einem rasselndem Akzent: „Hassarr.“
    „Welch ein Zufall! Mein Freund und ich wollen auch zu ihm! Lasst uns doch gemeinsam gehen!“, schlug Gwendol begeistert vor, doch die Fremden schienen seinem gehetzt vorgebrachten Tragonisch nicht folgen zu können. So erhielt er schließlich nur ein Schulterzucken als Antwort, bevor sie ihn einfach stehen ließen, um gemächlich ihren Weg fortzusetzen.
     

    Als Ramin erwachte, war

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