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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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harmlos“, griff Gwendol schnell ein, doch die Männer schienen ihm nicht zu trauen.
    Dunkle Augen funkelten argwöhnisch durch die Visiere, bevor einer der Wachposten Gwendol zunickte und ihn heranwinkte.
    „Du kannst rein - der da bleibt draußen!“, hallte es blechern aus dem Helm hervor. Trotzig blieb der Knabe jedoch stehen und bestand darauf, dass der Drache ebenfalls ins Schloss gelassen wurde.
    „So hört mich doch an!“, flehte er, als die Wachen einen der beiden Torflügel bereits wieder zuklappten.
    „Nun gut – aber fasse dich kurz!“, erhielt der Knabe die Erlaubnis.
    Einen Jubelschrei unterdrückend, konzentrierte er sich auf seine Erklärung: „Ich bin nämlich ein angehender Zauberer.“
    Die Wachposten hatten ihr Visier aufgeklappt und warteten nun ungeduldig darauf, dass der Jüngling mit seinem Bericht fortführe, während sich Ramin stumm im Hintergrund hielt.
    „Leider ist mir bei meiner letzten magischen Tat ein kleiner Fehler unterlaufen. Was ihr hier seht…“, er deutete auf den Drachen, „ist kein Ungeheuer, sondern mein Freund Julius, dem ich eigentlich die Gestalt einer Eidechse geben wollte, damit er sich vor seinen Eltern verstecken kann. Wie ihr unschwer erkennen könnt, ist die Verwandlung ziemlich missraten. Wir müssen zu Hazaar, damit er den Zauber wieder von ihm nimmt!“
    Gespannt beobachtete Ramin die Reaktion der Männer. Mit seinem eisernen Handschuh gab einer der beiden dem bereits geschlossenen Tor einen Schubs, sodass es sich knarzend wieder öffnete.
    „Missglückter Zauberversuch. Das geschieht öfter, als ihr denkt“, klärte der Wachposten sie beinahe gelangweilt auf. „Folgt uns einfach nach!“
    Freudig marschierte der Junge hinter den Wächtern her, während Ramin vorsichtig voran schritt, und sich mehr duckte, als nötig gewesen wäre.
    Man führte sie in einen fensterlosen Raum, den dünne Kerzen in silbernen Kandelabern nur wenig erhellten. Erleichtert registrierte Ramin, dass auch hier die Raumhöhe für einen Drachen ausreichend bemessen war. Misstrauisch beäugten die Wachen jeden Schritt des ungewöhnlichen Gastes. Da sich der Drache jedoch recht manierlich zu benehmen schien, schwanden ihre Bedenken schnell.
    In der Düsternis erkannten sie jedoch nicht, dass die Schritte des Drachen auf dem kostbaren roten Teppich große schmutzige Spuren hinterließen, und seine Krallen in jedem dieser Abdrücke fünf Löcher vom Durchmesser einer Goldmünze rissen.
     
    Sie durchquerten das Zimmer und gelangten schließlich in einen großen Saal, in den sechs kleine Fenster gleißendes Sonnenlicht strömen ließen. Rote Läufer begleiteten die Besucher zu einer ausladenden Treppe, deren Stufen aus prachtvollem weißem Marmor bestanden, ebenso wie das kunstvoll behauene Geländer. Für Ramin wirkte alles in diesem Schloss aufregend, hatte er sich doch noch nie in einem geschlossenen Gebäude aufgehalten. Doch er misstraute der Vorrichtung, die den erdig gelegenen Saal mit dem höheren Stockwerk verband. Deshalb ließ er Gwendol und den Wachen den Vortritt, die mühelos eine Stufe nach der anderen erklommen, während ihre Hände am Geländer entlang glitten.
    Doch als Ramin versuchte, ihnen nachzueifern und eine Pranke auf den ersten Absatz setzte, verlor er beinahe das Gleichgewicht. Kräftig bissen seine Zähne in die Balustrade, um sich dort festzuhalten, rutschten aber am glatten Marmor ab. Das Geländer wackelte verdächtig. Die Wachen beobachteten ihn skeptisch. Doch schließlich gelang es Ramin, sich behutsam auf der Treppe nach oben zu tasten und so den ungewohnten Aufgang zu bewältigen, der in einen langen, engen Gang mündete.
    Zu beiden Seiten befanden sich in unregelmäßigen Abständen hohe Türen aus schwarz lackiertem Holz, die auf Ramin wie rechteckige Höhleneingänge wirkten. Die Wachen führten sie durch eine davon in eine winzige Stube, in der ein kleines Männchen an einem riesigen Schreibtisch hockte. Es wirkte hinter dem großen Möbelstück, das den Raum fast vollständig ausfüllte, so verloren wie ein Floh inmitten der Schuppen eines Drachen.
     
    Auf dem Sekretär türmten sich Pergamentrollen, mehrere Tintenfässer und Schreibfedern sowie eine brennende Kerze, mit deren Wachs der Mann soeben einen Brief verschloss. Die unzähligen Runzeln in seinem Gesicht erinnerten an abgetragenes Leder. Kaum wahrnehmbare dünne Lippen pressten sich verbissen aufeinander. Auf dem Kopf saß ein keckes, schwarzes Hütchen, wie es Zauberer wohl

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