Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
stiegen. Ein weiß gekleideter alter Mann, auf einen Stab gestützt, mühte sich, den Hang zu erklimmen, während ihm voraus ein Knabe lief, ohne auf seinen Begleiter zu warten, als wolle er möglichst rasch die bedrohten Menschen erreichen.
Ramin freute sich unbändig darüber, Skiria unversehrt anzutreffen. Er glaubte zu wissen, dass ihre Arme sogleich eine seiner Pranken umfassen und herzlich drücken würden. Doch stattdessen rannte sie an ihm vorbei, um neben dem Mann, den er aus den Fängen des Bergtrolls gerettet hatte, besorgt niederzuknien und ihm zärtlich das Gesicht zu streicheln, während eine Träne an ihrer Wange hinab lief.
„Es geht mir gut“, brachte Irian mühsam hervor, doch sein verzerrter Gesichtsausdruck bewies das Gegenteil.
Empört jaulte Ramin auf, als ein mit voller Wucht geschleuderter Stein auf seine Flanke aufschlug, während ein Pfeil knapp an ihm vorbei flog. Er sah zu der Höhle auf und bemerkte, dass sich dort ein Mann aufhielt, der ihm sogleich bekannt vorkam. Der Drachentöter, der Skiria entführt hatte! Daneben stand eine wuchtige Frau, die ebenso wie ihr Begleiter das Bombardement auf Ramin eröffnet hatte.
Versucht, ihnen einen gehörigen Feuerstrahl entgegen zu blasen, bemühte er sich, aus der Wurfbahn zu gelangen. Was für eine Ungerechtigkeit! Gerade eben hatte er diese Menschen vor einem Ungeheuer gerettet und nun dankten sie ihm, indem sie ihn bewarfen. Ramin unterdrückte sein Bedürfnis, das Pärchen zu grillen, zumal Skiria ihm nun zur Hilfe kam.
„Sofort aufhören!“, befahl sie. „Er ist ein Freund und wird euch nichts zuleide tun!“
Rabanus’ Vorrat an Pfeilen ging bald zur Neige, sodass er sich schließlich Agata anschloss und sich ebenfalls der zahlreich am Boden liegenden Steine bediente. Einer davon traf mitten in das Auge des Drachen. Wild schwenkte Ramin seinen langen Hals, als könne er den Schmerz dadurch abschütteln. Sein schauerliches Geheul übertönte Skirias erneute Versuche, Agata und Rabanus endlich zum Aufgeben zu bewegen.
Der weiß gewandete Mann hob murmelnd seine Hand. Plötzlich setzte ein starker Wind ein. Er wehte die Steine zur Seite, als handele es sich um zarte Schneeflocken, die schließlich weit von ihrem Ziel entfernt herab prasselten.
Rabanus und Agata erkannten, dass weitere Angriffe wohl sinnlos waren. Der kleine Junge klatschte johlend Beifall.
„Das habt Ihr fein gemacht!“, rief er dem Zauberer zu.
Hazaar schien sich wenig für seinen Bewunderer zu interessieren und wandte sich stattdessen Irian zu. „Lasst mich einmal sehen!“
Er drängte Skiria und Janus zur Seite, ohne sich vorzustellen. Erstaunt verfolgten sie, wie der Mann sich über ihren Kameraden beugte, sein Bein vorsichtig betastete und schließlich resignierend den Kopf schüttelte.
„Bist du ein Heilkundiger?“, fragte Janus.
Hazaar blickte auf und verneinte.
„Ihr müsst sein Bein schienen! Es scheint gebrochen zu sein“, ordnete er befehlsgewohnt an. „Dann ziehen wir in die Stadt, um dort eine Heilerin aufzusuchen.“
Verblüfft sahen die Geschwister einander an, bevor Janus’ leicht verärgert antwortete: „Wer glaubst du denn zu sein, Langzopf, dass du so über uns zu bestimmen wagst?“
Doch ehe Hazaar ihn über seinen Stand aufklären konnte, mischte sich Gwendol couragiert ein: „Er ist der ehrwürdige Zauberer Hazaar und ich verbiete dir, so mit meinem Meister zu sprechen!“
Gwendol wirkte plötzlich erstaunt über seine eigene Rede, doch in Hazaars Gegenwart fühlte er sich sicher.
„Nun denn, wenn du ein Zauberer bist, dann kannst du ihn ja wieder gesund zaubern“, forderte Janus Hazaar heraus.
Mit unerschütterlicher Miene blickte der Magier auf den unwissenden Jüngling und sprach gedehnt: „Das liegt nicht in meiner Macht.“
Damit beließ er seine Erklärung, nahm auf einem Stein Platz und blickte mit geschlossenen Augen gen Himmel, als wollte er ein Sonnenbad nehmen.
„Sehr auskunftsfreudig scheint er ja nicht zu sein, dein komischer Hazaar“, stellte Janus indigniert fest.
Zornig stampfte Gwendol auf.
„Er ist nicht komisch. Er ist der größte Zauberer aller Zeiten und du musst tun, was er sagt!“
Grinsend verfolgte Janus den Wutausbruch des Jungen.
„Schön. Wir schienen Irians Bein und ziehen dann in die Stadt. Das hatten wir ohnehin vor. Aber was ist mit dem da drüben? Soll der etwa auch mitkommen?“
Er deutete über seine Schulter auf Ramin, der sich gekränkt zurückgezogen hatte. Eifrig
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