Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
nickte Gwendol.
„Ja, er wird gewiss mit uns ziehen. Er heißt Ramin und ist ein Drache.“
„Was du nicht sagst“, spöttelte Janus.
„Was der Mann sagt, scheint mir durchaus vernünftig“, mischte sie Skiria ein. „Und was Ramin betrifft, so kannst du unbesorgt sein. Er hat mir bereits zum dritten Mal das Leben gerettet.“
Nun verschlug es Janus für einen Moment doch die Sprache. Seine Schwester sollte ausgerechnet von einem Drachen beschützt worden sein? Ungläubig starrte er die Riesenechse an, als Skiria ihr zurief: „Nicht wahr, Ramin?“
„So ist es!“, antwortete Ramin und bewegte sich, erfreut darüber, dass endlich jemand Notiz von ihm nahm, einige Schritte auf seine Freundin zu. Unwillkürlich wich Janus zurück.
„Du brauchst keine Angst vor ihm haben. Er ist wirklich harmlos.“
Skiria fühlte sich an ihre erste Begegnung mit Ramin erinnert und konnte so Janus’ Furcht gut verstehen. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis er Ramin vertraute.
„Bleib am besten, wo du bist!“, befahl sie. „Die anderen müssen sich erst an deine Anwesenheit gewöhnen.“
Erstaunt registrierte Janus, dass der Drache seiner Schwester gehorchte und augenblicklich stehen blieb. Argwöhnisch betrachtete er Ramin und begann schließlich, nach zwei geeigneten Ästen zu suchen, mit denen sie Irians Bein schienen konnten, nicht ohne dem Drachen immer wieder skeptische Blicke zuzuwerfen. Zu seiner Verwunderung blieb er jedoch friedlich.
Als Janus endlich zwei passende Stöcke in seinen Händen hielt, rief er nach Agata, die einen Strick besaß. Nur widerstrebend verließ sie ihr sicheres Versteck, während Rabanus demonstrativ zurück blieb. Er glaubte fest daran, dass der Drache ein falsches Spiel spielte und die nächstbeste Gelegenheit nutzen würde, um sie alle zu töten. Eher hätte er sich wohl einem Rudel Wölfe angeschlossen, als ausgerechnet an der Seite eines Drachen die Reise fortzusetzen.
XVI.
Enttäuschung lag ins Ramins Blick, als er Skiria dabei beobachtete, wie sie mit ihrem Bruder Irians Bein versorgte. Der blonde Jüngling genoss ihre ganze Aufmerksamkeit. Vergeblich wartete Ramin darauf, dass sie sich endlich erkundigte, wie es ihm in all der Zeit ergangen war. Mit besorgter Miene half sie Irian nun, sich aufzusetzen, und fragte stetig nach dessen Befinden, während Gwendol aufgeregt zwischen all den Menschen umher hüpfte, als freue er sich über all die neuen Bekanntschaften.
Irian fiel es schwer aufzustehen. Nur humpelnd konnte er sich fortbewegen.
„Lasst mich hier zurück! Sonst werdet ihr nie die Stadt erreichen“, schlug er tapfer vor, doch Janus widersprach vehement: „Aber natürlich kommst du mit uns! Wir bauen eine Trage. Du wirst sehen, wie einfach das geht.“
Flugs sprang er auf, um sich nach geeigneten Materialien umzusehen, doch Skiria rief: „Ich habe eine bessere Idee!“
Fragende Blicke erntend, wandte sie sich ernst an Irian und platzte heraus: „Du kannst auf Ramin reiten!“
Beinahe verlor Irian den Halt angesichts dieses ungeheuerlichen Vorschlags. Er rang kurz nach Fassung, bevor ihn eine böse Ahnung überfiel. Sollten die schrecklichen Ereignisse ihre Sinne verwirrt haben?
„Diese Drachen sind überaus gefährlich! Nur aus Eigennutz hat er den Troll angegriffen, nicht unseretwegen“, versuchte Irian sie zur Vernunft zu bringen. „Und jetzt, da ihm der Riese entwischt ist, wird er noch hungrig sein. Du solltest dich lieber in Acht vor ihm nehmen! Aber keine Angst, wir werden ihn schon bezwingen!“
Irian blickte sich nach seinem Schwert um, das er bei seinem Sturz verloren haben musste und fand es zu seiner Erleichterung nicht weit entfernt am Boden liegend.
„Agata, Janus - bringt dem Biest das Fürchten bei!“, appellierte er an seine Kameraden, doch keiner der beiden reagierte auf seinen Appell.
„Du siehst doch, dass er uns nicht angreift. Hätte er das gewollt, so wären wir allesamt längst in seinem Bauch verschwunden. Ich vertraue meiner Schwester“, erklärte Janus, hob Irians Schwert auf und überreicht es ihm.
Währenddessen wandte sich Agata Rabanus zu, der immer noch am Eingang der Höhle stand und grimmig auf den Drachen blickte. Sie steckte ihre fleischigen Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus, um Rabanus’ Aufmerksamkeit zu erregen: „He, Drachenjäger! Heute machst du keine Beute mehr. Du kannst genauso gut herkommen!“, forderte sie ihn lautstark auf, doch Rabanus verschränkte nur
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