Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
trotzig die Arme und lehnte sich mit den Rücken an die Felsen, so als hätte er nicht vor, sich von dort wegzubewegen.
Ramin wirkte äußerst befremdet über Skirias Vorschlag. Wie konnte sie einem Mann, der ihm augenscheinlich alles andere als wohlgesonnen schien, anbieten, auf seinem Rücken zu reiten? Er verspürte ein wenig Lust, diesem Burschen Angst einzujagen und überlegte, ob sich ein kleiner Dampfstoß bereits zur Abschreckung eignete, als Skiria rief: „Komm her Ramin! Aber langsam, damit sich meine Freunde nicht erschrecken.“
Prompt setzte er sich in Bewegung und trampelte mit Absicht ein bisschen zu schnell auf die Gruppe zu. Er genoss die furchtvoll geweiteten Augen und baute sich schließlich direkt vor Irian auf.
„Wie hast du es geschafft, ihn so abzurichten?“, erkundigte sich Janus neugierig.
Voller Entsetzen gaffte Ramin auf den Jüngling, der diese unglaublichen Worte von sich gegeben hatte. Niemandem gelänge es jemals, Drachen zu dressieren wie kleine Hündchen!
Ramin ärgerte sich über diese Dreistigkeit und verspürte den Drang, Janus’ blonde Haarpracht ein wenig anzusengen. Doch bevor er dies in die Tat umsetzte, kam ihm Skiria zuvor: „Glaubst du wirklich, ein solch mächtiges Tier würde sich nach meinem Willen richten?“
Einsichtig schüttelte Janus den Kopf, woraufhin Skiria begann, von den Erlebnissen an der Seite des Drachen zu erzählen. Janus und Irian blickten so erstaunt, als erzähle sie von fliegenden Eichhörnchen. Unwillkürlich fröstelte es Janus bei dem Gedanken, dass seine Schwester sich mit einem Drachen zusammen in einer Höhle aufgehalten hatte. Doch Skiria plädierte derart leidenschaftlich für die Unschuld der Drachen, dass er ihr einfach Glauben schenken musste.
Als sie vom Tode Ramiras berichtete, ließ Janus den Kopf hängen und starrte betreten zu Boden.
„Es tut mir Leid“, brachte er leise heraus, doch Ramin wusste, wer an ihrem Tod Schuld trug und warf einen verachtenden Blick zum Höhleneingang.
Zum großen Erstaunen der Anwesenden berichtete der Drache anschließend persönlich, wie er seine Mutter tot aufgefunden hatte und dabei Gwendol begegnet war. Schließlich beschrieb er den erneuten Besuch bei Hojomor, den wilden Flug und den Weg zum Schloss, wobei er immer wieder von Gwendol unterbrochen wurde, als vergäße Ramin ohne dessen Einwürfe die wichtigsten Vorkommnisse. Verstohlen blickten die Drachentöter und auch Skiria zu dem Zauberer, als Ramin dessen Namen erwähnte. Doch statt sich vorzustellen, drängte Hazaar mit ungeduldiger Miene zum Aufbruch. Gwendol dachte plötzlich daran, wie wenig seine Kameraden über Hazaar wussten.
„Habt Achtung vor diesem Mann!“, rief er theatralisch. „Dies ist der Zauberer Hazaar, dessen Taten ihn im ganzen Land berühmt machten. Er hat der Menschheit viele wertvolle Dienste erwiesen und sie vor einem schlimmen Schicksal bewahrt!“
Janus ging auf Hazaar zu und tätschelte ihm gönnerhaft die Schulter.
„Danke, Langzopf, dass du die Menschheit gerettet hast! Ich bin übrigens Janus.“
Eisern blieb Hazaar stehen und ließ einzig durch ungnädig funkelnde Augen ahnen, dass er das Verhalten dieses unreifen Jünglings zutiefst missbilligte.
Irian hingegen wusste sofort Bescheid. Der alte Dorflehrer in Tralor hatte ihm während seiner Ausbildung vieles an Wissen vermittelt. Auch Legenden und Mythen wurden gelehrt, und so erinnerte er sich augenblicklich an die Mär des sagenhaften Zauberers. Dass er nun so leibhaftig vor ihm stand, erfüllte ihn mit gebührender Achtung, denn sollte es sich wirklich um den großen Hazaar handeln, so zollte er diesem Mann, der viel Gutes bewirkt hatte, gehörigen Respekt.
Irian verzieh Janus seine Unwissenheit und nahm sich vor, ihn bei Gelegenheit ein wenig zu unterrichten, insbesondere was das Wirken Hazaars betraf. Bemüht, die unpassenden Worte und Gesten seines ungebildeten Kameraden zu überspielen, stellte er sich und seine Begleiter der Reihe nach vor und bekundete seine Freude, den Zauberer kennenlernen zu dürfen. An solch unterwürfiges Benehmen durchaus gewöhnt, verzog Hazaar keine Miene, sondern sah sich jeden einzelnen intensiv an, als präge er sich jeden Winkel ihrer Gesichtszüge genauestens ein.
„Es ist an der Zeit aufzubrechen“, verkündete er schließlich, wandte sich um und ging gemessenen Schrittes davon, ohne sich zu vergewissern, ob ihm jemand folgte.
Gwendol lief rasch hinter seinem Meister her, als hätte er Angst, den
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