Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
Vom Netzwerk:
verraten hatte, sondern sogar die Schuld auf sich lud, als Rutam ihn wegen seiner magischen Fähigkeiten zur Rede stellte, rechnete er dem Knaben hoch an.
    „Andakor, du bist heute so schweigsam. Ich möchte unterhalten werden!“, unterbrach Rutam fordernd seine Gedankengänge.
    Aufgeladen mit frischer Kraft aus Rubinen, die sie am Drachenberg erworben hatten, wirkte Rutam unternehmungslustiger denn je.
    „Lass’ uns um die Wette zaubern! Wer den größeren Schaden anrichtet, hat gewonnen. Mach du den Anfang!“
    Zu solcherlei Albernheiten war Rutam nur äußerst selten aufgelegt. Widerstrebend befolgte Andakor seine Anweisungen und zauberte eine scharfzahnige Säge herbei. Selbstständig schwang sie sich in die Höhe und sägte dort einen dicken Ast ab, an dem kugelige Früchte hingen, die in ihren stacheligen Umhüllungen wie kleine Morgensterne wirkten.
    Rutam fing das Geäst lachend auf und stopfte die rohen Esskastanien samt Schale in seinen Mund.
    Kauend brachte er hervor: „Jetzt bin ich an der Reihe!“
    Ein Blitz fuhr hernieder und spaltete einen Baumstamm. Kurze Zeit darauf erzeugte Andakor ein kleines Feuer, das ein kreisrundes Loch in das Moos am Waldboden brannte.
    Rutam ließ als Antwort eine Regenwolke aufziehen, die das Feuer löschte und als Nebeneffekt ihren Inhalt genau über seinem Gefährten ausschüttete. Dieser Streich schien den Schwarzmagier schrecklich zu amüsieren, doch Andakor fand seinen Einfall wenig originell. Trotzdem ergab er sich seinem Schicksal und wischte geduldig die Tropfen aus dem Gesicht, die am kahlen Haupt abperlten und an den Augenbrauen entlang über die Haut rannen.
    Die Wolke blieb lange, so sehr sich Andakor auch wünschte, sie möge endlich verschwinden. Doch erst als sie am Abend das Ziel ihrer Tagesetappe erreichten, verblasste das magische Gebilde und löste sich schließlich ganz auf. Völlig erschöpft sank Andakor in seinen klammen Kleidern zu Boden. Während Rutam noch fröhlich pfeifend Pläne für den nächsten Tag schmiedete, war sein Begleiter bereits eingeschlafen.
     
    Mitten in der Nacht störte ein sonderbares Ereignis Andakors Schlaf. In seinem Bauch bohrte unvermittelt ein scharfer Schmerz, als hätte die Wucht eines Faustschlages seinen Leib getroffen. Wimmernd krümmte er sich zusammen. Vor ihm stand Gwendol, der mit einem rot schimmernden Stein auf ihn zielte.
    „Nein, bitte nicht! Ich mache alles wieder gut. Ich verspreche es!“, rief Andakor, doch der Junge verzog lediglich sein Gesicht zu einer hassverzerrten Fratze und holte mit seiner Hand weit aus, um einen riesigen Rubin auf ihn zu schleudern.
    Als Andakor erwachte, stellte er erleichtert fest, dass der zornige Gwendol wohl seinen Träumen entsprungen sein musste. Um sich zu beruhigen, atmete der Magier tief ein und ließ die Luft durch seinen Mund wieder ausströmen, so lange, bis er keine Angst mehr empfand.
    ‚Ein Omen’, dachte er. ‚Ein Zeichen, dass ich mich von Rutam abwenden und Gwendol befreien muss. Ich bin es ihm schuldig.’
    Sein Entschluss stand bereits fest.
    Ängstlich schielte er zu seinem Meister hinüber, der die nächtliche Stille mit gelegentlichem Grunzen unterbrach, so als amüsiere er sich selbst im Schlaf immer noch über seine eigenen Gräueltaten. Bemüht, keinerlei Laut zu erzeugen, nahm Andakor Rutams Reisebeutel an sich, in dem sich einige Nahrungsmittel und magische Utensilien befanden. Auch den Esel würde er ihm nicht überlassen. Mit größter Sorgfalt band er das Tier los.
    Zu seiner Erleichterung schien Rutam nichts von diesen Vorgängen zu bemerken.
    „Los!“, flüsterte der Magier dem Lasttier zu und zog ein wenig an der Leine, die am Halfter befestigt war. Doch der Esel schien nicht gewillt, sich zu dieser ungewohnten Nachtzeit auch nur einen Schritt fortzubewegen. Andakor zog heftiger an dem Strang, aber scheinbar verstärkte sich dadurch nur der Widerwillen, seinem Herrn als nächtlicher Begleiter zur Verfügung zu stehen. „Mistvieh!“
    Als könne er die Bemerkung verstehen, entfuhr dem Esel ein trotziges Schnauben, gefolgt von unruhigem Hufescharren. Rutam schnarchte heftig, bevor er sich fahrig auf die Seite drehte. Für einen Moment stockte Andakors Atem, bis er sich wieder sicher wähnte, dass der Esel Rutam nicht geweckt hatte.
    „Komm jetzt endlich!“
    Bereitwillig, als hätte es noch niemals Widerstand gezeigt, setzte sich das Tier in Bewegung.
    „Na also.“
    Andakors Hand streichelte besänftigt über das graue Fell.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher