Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
Andakors Hals zubewegte und dort kräftig zubiss. Tief bohrten sich Giftzähne in das Fleisch des Zauberers, der nun panisch versuchte, den missglückten Regenwurm von sich abzuschütteln. Doch die Gifte wirkten schnell, ließen Andakors Bewegungen zunehmend erschlaffen, bis seine Gegenwehr schließlich endgültig versiegte.
Ein wenig später setzte Rutam seine Wanderung fort und ließ die leblose Gestalt ungerührt zurück, um fortan allein das Land mit Furcht und Schrecken zu überziehen.
„Du schaffst es, Ramin! Streng dich an!“, feuerte Skiria den Drachen eifrig an.
Mitten im Wald musste sich Ramin mit einem äußerst kurzen Anlauf begnügen. Doch bereits beim zweiten Versuch gelang das Unterfangen: Ramin stieg hoch in die Luft auf, flog über den Baumwipfeln eine scharfe Kurve und kehrte schließlich zum Ausgangspunkt zurück, wo er mit seinen Klauen die Stäbe des Käfigs ergriff, um das schwere Eisengebilde nach oben zu wuchten. Die ungewohnte Last zog durch ihr Gewicht ständig nach unten, sodass der Drache sich nur durch äußerste Anstrengung knapp über den Wipfeln halten konnte. Erleichtert erkannte Ramin die kleine Erhebung, die seine scharfen Drachenaugen bald erspähten. Das Ziel ihrer Reise direkt vor Augen, fiel es deutlich leichter, die Menschen dorthin zu transportieren, auch wenn Ramin gehörig keuchen musste. Wie aus einem kochenden Teekessel strömte Dampf aus seinen Nüstern, dessen brenzliger Geruch seinen Mitreisenden beißend in die Nase stieg.
Ohne sich zu beklagen, ertrug Hazaar stumm ihre kurze Reise durch die Lüfte, wohingegen Irian leise vor sich hin fluchte, denn der Flug des Drachen gestaltete sich alles andere als ruhig. Statt gleichmäßig auf derselben Höhe zu bleiben, sackte Ramin ständig ab, um sich ein wenig später mühsam wieder nach oben zu kämpfen. Durch das ständige Auf und Ab purzelten die drei immer wieder durcheinander und stießen sich ihre Köpfe hart an den Gitterstäben. Janus’ bleiches Gesicht ließ erahnen, dass ihn schlimme Übelkeit plagte.
„Wie weit ist es noch? Mir ist hundeelend zumute“, klagte er.
Irian zuckte nur hilflos mit den Schultern.
„Wir“, stieß Ramin atemlos hervor, „sind gleich da.“
Bevor seine Begleiter darauf antworten konnten, verlagerte der Drache sein Gewicht nach vorne und schoss steil nach unten. Der Käfig mitsamt seinen Insassen wurde schlimmer durchgerüttelt denn je.
Trotzdem strahlte Hazaar immer noch stoische Ruhe aus, beinahe als langweile ihn der mörderische Sturzflug. Seine unbewegte Miene änderte sich selbst nicht, als Ramin seine Last mit einem heftigen Ruck unsanft auf die Erde setzte.
Mühsam rappelte sich Janus auf und stöhnte: „Lasst mich raus!“
„Bleib hier!“, befahl Irian seinem Kameraden. „Draußen ist es zu gefährlich!“
Doch Janus ignorierte seine Warnung und rüttelte stattdessen so lange an den Gitterstäben, bis die Käfigtür endlich aufschwang. Rasch trat er hinaus und entleerte seinen Mageninhalt in das saftige Gras, direkt vor die knolligen Ausläufer des Wurzelschrats.
„Da bist du ja endlich“, rief der Wurzelschrat vielstimmig, „Ich dachte schon, du kämst nicht mehr.“
„Nein, nein. Ich habe es ja versprochen“, keuchte Ramin völlig außer Atem und hoffte dabei, keine Gründe für seine lange Abwesenheit angeben zu müssen. Doch das sonderbare Geschöpf schien bereits besänftigt.
„Na, jetzt bist du ja hier. Lass mal sehen, was du so mitgebracht hast! Wie niedlich, gleich drei putzige Gesellen.“
Einer seiner Äste hangelte sich zum Käfig hinab und wickelte sich um einen der Gitterstäbe.
Er rüttelte daran, bis Irian und Hazaar förmlich herausgeschüttelt wurden. Gleichzeitig drückte er die Vielzahl an knolligen Armen zur Seite, sodass in der Mitte ein riesiges Loch entstand: Der Eingang zum Drachenberg.
„Kommt her, ihr Kleinen“, lachte er schließlich und schnappte mit drei knorrigen Enden gleichzeitig nach den Menschenopfern, die sich widerwillig von ihnen umwickeln ließen. Mit einem sanften Schubs bugsierte er Hazaar, Irian und Janus in den Eingang des Berges. Ein Vorhang aus Wurzeln schloss sich hinter ihnen.
„Und nun“, fiepte der Schrat gut gelaunt, „wollen wir mal sehen, was wir für dich haben.“
Irgendwo hinter Dutzenden pulsierender Tentakel verbarg sich ein Vorrat an Drachenkraut, von dem der Wurzelschrat nun eine großzügig bemessene Portion hervor zog und sie Ramin vor die Füße
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