SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition)
blonden Schönheit.
Er musste irgendwie herausfinden, wer sie war. Doch darum würde er sich morgen kümmern.
Er fing an zu malen, das Bild war bislang nur angefangen und heute Nacht wollte er das Mondlicht nutzen.
Ganz vertieft in seine Arbeit, spürte er plötzlich, dass er nicht mehr alleine war. Sein Nacken versteifte sich. Die Hand mit dem Bleistift hielt inne. Er lauschte.
Susanne war inzwischen aus der Stube hinaus gelaufen ins Freie. Sie wollte eigentlich nur ein wenig frische Luft schnappen. Langsam schlenderte sie über das Kopfsteinpflaster neben die Stallungen in Richtung Weide.
Sie hatte genug von Anton und der lauten Feierei und suchte eigentlich nur ein ruhiges Plätzchen, um ihren eigenen Gedanken nachzuhängen.
Von der Seite beobachtete sie einen gebeugten Mann, der dort hinten mit einer kleinen Staffelei vor sich saß. Jetzt richtete er sich auf, legte den Kopf etwas schief.
Sie kam vorsichtig näher, wollte den Künstler nicht bei der Arbeit stören.
Über seine Schulter hinweg blickte sie auf das Bild. Sie konnte es nur schemenhaft erkennen, jedoch war sie vollkommen fasziniert davon.
Dieser Künstler hatte „ihre“ kleine Kirche mit dem Zwiebeltürmchen vor den Felsen gemalt. Im Hintergrund erkannte sie die Berge, Sternenhimmel und sonderbarerweise war er gerade dabei in perfekter Weise das Mondlicht mit einzufangen. Die Stimmung des Bildes war mit den Händen greifbar.
Abrupt drehte Johannes sich um. Er sah ihr geradewegs in die Augen.
Da erkannte Susanne ihn auch. Ihr Herz hüpfte. Sie wollte etwas sagen, doch die Situation machte sie bewegungslos. Sie schnappte nach Luft.
Die Handflächen in den Manteltaschen wurden feucht.
Ganz langsam erhob sich Johannes und ging auf sie zu. Das Bild drehte er vorher noch schnell um.
Beiden klopfte das Herz bis zum Hals. Johannes fand erstaunlicherweise zuerst seine Sprache wieder. Er blieb wenige Schritte vor ihr stehen, sah ihr in die Augen und sagte: „ Von dir habe ich die letzten Tage und Nächte geträumt. Ich konnte deine blauen Augen einfach nicht vergessen.“
Was faselte er da? So etwas hatte er ja noch nie rausgebracht.
Susanne fasste sich und flüsterte heiser: „ Ich konnte dich auch nicht vergessen, seit ich dich in der Pistenraupe gesehen habe“, antwortete sie. Sie räusperte sich. Ihre Blicke verschmolzen ineinander.
Zärtlich und ganz selbstverständlich nahm er sie bei der Hand und führte sie zu seinem Sitzplatz. Eng nebeneinander sitzend erzählten sie sich etwas mehr von sich. Susanne fühlte sich auf eine besondere Art und Weise sicher und geborgen und vertraute Johannes mehr an, als sie es sonst bei fremden Menschen tat. Er war ihr überhaupt kein bisschen fremd.
„Ich möchte dein Bild gerne genauer anschauen“, bat Susanne ihn.
Er zögerte. Noch nie hatte jemand sich dafür interessiert und er fürchtete ausgelacht zu werden.
„Bitte, ich male auch. Und ich liebe diese kleine Kirche. Bitte. Hab Vertrauen“, dabei legte sie ihre zarte Hand in seine.
Diese Geste war so anmutig, dass es Johannes nicht mehr aushalten konnte.
Er gab nach und sprach schnell aus, was er dachte: „Ich liebe dich, Susanne. Ich kann mir nicht vorstellen, dich jemals wieder gehen zu lassen. Bleib noch eine Weile. Ich möchte jeden Tag des neuen Jahres mit dir verbringen.“
Wie von selbst sprudelten die Worte aus ihm heraus.
„Oh, Jojo, ich habe mich auch in dich verliebt. Ich denke jede Minute an dich.“
Sanft strich sie ihm mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken. Bei der Berührung fühlte Johannes es wie Strom durch seinen Körper fließen. Er bekam eine Gänsehaut.
Er konnte nicht anders, er küsste sie auf die Stirn, musste sie berühren. Und immer wieder bohrten sich ihre Blicke ineinander.
„Johannes, wo steckst du denn, verdammt?“ dröhnte es über den Innenhof.
Das war Karl, er suchte ihn.
„Ich bräucht a bisserl Hilfe herinnen“, krähte er.
Schnell steckte Johannes seine Sachen in das Steinversteck. Der Zauber dieser Vollmondnacht war vorbei.
Susanne sprang auf und rannte hinein zu den anderen. Zunächst musste sie so tun, als wäre nichts gewesen. Das war nicht ganz einfach für die ehrliche Susanne, aber hier hatten alle sowieso zuviel getrunken. Keiner achtete auf sie. Keiner bemerkte ihre roten Wangen und ihr vielsagendes, glückliches Leuchten in den blauen Augen.
Sie musste ihren Eltern das alles schonend und Stück für Stück beibringen. Sie würden eine Liebe mit einem
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