SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition)
Bauernburschen nicht gutheißen.
Die Eltern hofften immer noch auf eine Bekanntschaft mit Tobias Kammermüller.
Susanne hockte sich in ihre Gedanken versunken neben Frank und nippte an ihrem Almdudler.
Frank legte seinen Arm um sie und schunkelte mit ihr im Takt der lauten Musik. Sie ließ es geschehen. Ihr Oberkörper wackelte automatisch mit. Jeder freute sich, dass sie mit heraufgekommen war. Und sie bereute es auch nicht, obwohl ihr die stickige Luft, die Musik, das Gekicher, Geturtel und Geschunkel auf den Wecker ging. Sie flüchtete sich in ihre eigenen Gedanken. Frank versuchte zu jodeln und gackerte vor sich hin.
Jetzt half Johannes seinem Bruder fast gern. Er schleppte Getränke heran, nur um immer wieder einen Blick auf Susanne zu erhaschen.
Er liebte es, ihre Stimme zu hören und ihr in die Augen zu sehen. Sie war so ganz anders als alle anderen. Sie war etwas ganz Besonderes und seit sie ihm gestanden hatte, dass sie ihn auch mochte, schwebte er wie auf Wolken.
Wie sie dort am Rand der Eckbank neben der betenden Maria saß, kam sie ihm so unsagbar zart und zerbrechlich vor. Er sah, dass sie ihren eigenen Gedanken nachhing und wie er selbst auch keine Lust hatte, sich von der aufgesetzten Fröhlichkeit anstecken zu lassen. Er straffte die Schultern. Er würde diese Frau zu seiner Ehefrau machen und sie beschützen. Das nahm er sich in diesem Moment fest vor. Er malte sich ihre eigene kleine Wohnung aus und er wusste, seine vier Wände würden auch ohne Touristen mit Leben gefüllt sein. Am liebsten hätte er Susanne sofort in seine Arme gezogen und wäre mit ihr weit fort von diesem Ort gegangen. Irgendwohin, wo sie alleine waren.
Er erkannte auch Anton, den Animateur aus dem Aldiana. Sollte der bloß die Finger von seiner zukünftigen Braut lassen.
Er bildete sich ein, dass Anton immer wieder zu seiner Susanne herübersah und sie anstarrte. Das gefiel ihm gar nicht. Krachend stellte er das Bierglas vor Anton auf den Tisch und patzig sagte er: „Bitte sehr. Das Bier, Stacher.“
„Danke dir. Und noch ein Rotwein für mich“ antwortete Claudia statt seiner.
Um dieses Weibsbild neben ihm mit dem tiefen Ausschnitt konnte der Taugenichts sich ruhig kümmern, solange er seine zierliche Susanne in Ruhe ließ.
Er nahm sich vor, seine Eltern davon zu überzeugen, mit Susanne ein anderes Leben anzufangen. Dafür würde er kämpfen. Es war ihm, als hätte er nur auf dieses Mädchen gewartet. Alles andere wurde zur Nebensache, diese Gefühle waren einfach zu tief.
Und sie passten beide nicht auf diesen Hof.
Kapitel 9
Anton hatte drinnen schon viel zu lange auf Susanne gewartet. Er war verletzt und fühlte sich zurückgewiesen. Damit konnte er nur sehr schlecht umgehen. Normalerweise mochten ihn die Frauen.
Nach ein paar Schnapserln und guter Stimmung wendete er sich dann der knackigen Claudia zu.
Ein paar schmachtende Blicke warf er Susanne noch zu, dann vergaß er sie für den Rest des Abends.
Susanne erlebte mit, wie er unter dem Tisch immer wieder über Claudias Beine strich. Claudias Blusenknopf stand offen und sie strahlte Anton an. Ihre glockenhelle Stimme rief: „Noch an Schnapserl für alle.“
Irgendwann begannen die beiden sogar sich zu küssen. Nun, ihr war es egal, mit wem Anton sich die Zeit vertrieb.
Sie hatte nur noch Augen für Johannes. Der große, schlanke Bauernsohn zog sie in ihren Bann. Diese langen schmalen Finger und die aristokratischen Gesichtszüge passten gar nicht auf diesen Hof. Er war der geborene Künstler.
Immer wieder suchten und fanden sich ihre Blicke. Sie schauten sich voller Liebe und Sehnsucht an. Zusammengekauert saß Susanne auf dem Rand der Eckbank. Keiner nahm Notiz von ihr. Sie wollte weg aus diesem Zimmer, dem albernen Gegröle entkommen.
Am liebsten hätte sie den Zauber der letzten Augenblicke draußen zurückgeholt. Trotz der Kälte war ihr draußen warm geworden. Seine Haut hatte sich so weich angefühlt. Seine Stimme klang so zärtlich.
Hier drinnen war es stickig und verraucht. Es wurde ausgelassen gesungen, gelacht und getrunken. Es schien ihr unerträglich heute.
Susanne stand auf, holte ihren Mantel und ging wieder nach draußen. In der verräucherten Stube hielt sie es keinen Moment länger aus. Ihr Fehlen hatte drinnen keiner bemerkt, nicht einmal Anton. Und
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