SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition)
durchzog ihn, wenn er an Susanne dachte.
Irgendwann merkte er die bleierne Müdigkeit in seinen Beinen, schleppte sich nach oben und beschloss, ein wenig zu schlafen. Unten in der Stube hörte er Karl und seine Mutter schwatzen und die restlichen Gläser verräumen. Sein Vater saß bestimmt in der Wohnküche und zählte das Geld aus dem Hut. Johannes ging direkt nach oben.
Er konnte nicht sofort einschlafen. Ihm unbekannte Gefühle ließen ihn sich unruhig hin und her wälzen. Mit den ersten Sonnenstrahlen in der Morgendämmerung quälte er sich nicht länger, stand auf und suchte sein bestes Hemd für den Discobesuch am Abend heraus. Er freute sich auf das Treffen mit seiner Susanne.
Susanne - eine heiße Welle durchzog ihn.
Zaghaft wurde an seine Tür geklopft.
„Johannes...........Johannes.........“ Es war seine Mutter.
„Johannes, die Großmutter verlangt nach dir. Ich glaube, es geht ihr nicht so gut.“
„Ich komm ja schon“, brummte er. Er hatte keine Lust vorzulesen heute. Trotzdem schlich er auf Socken in das Zimmer seiner Großmutter.
Heute war sie besonders blass und lag erschöpft in ihren Kissen. Natürlich, die Touristengruppen waren ihr auch zuviel. Sie bedeutete ihm, sich zu ihr zu setzen.
Er nahm ihre schlaffe Hand.
„Oma, heute.........“ fing er an.
„Sag nichts, Jojo. Hör mir nur zu, bitte“, bat sie ihn.
Er nickte.
„Ich habe euch gestern gehört und gesehen, Jojo.“
„Papa war ja auch nicht zu überhören, so wie er geschrien hat“, bestätigte Johannes.
„Das meine ich nicht, und bitte, hör mir einfach einmal nur zu.“ Sie holte tief Luft.
„Ich habe dich mit Susanne gesehen.“
„Woher weißt du..........?“ wollte er ansetzen.
Aber seine Großmutter unterbrach ihn abermals.
„Mir entgeht in diesem Zimmer kaum etwas, Jojo, das weißt du. Und nun höre gut zu. Ich habe nicht mehr allzu lange zu leben und möchte dir noch etwas wichtiges sagen.“
Johannes holte tief Luft, sagte jedoch nichts. Er spürte, dass es besser war ihr zuzuhören.
Sie schloss für einen kurzen Augenblick die Augen und fuhr dann fort:
„Ich kenne deine Vorlieben, Jojo und ich verstehe sie. Du gehörst nicht auf diesen Hof. Und es muss endlich jemanden geben, der diese Familientradition bricht. Warum soll der Ältere den Hof übernehmen, wenn es noch einen anderen Erben gibt.“
„Aber Großmutter, ich dachte...........“
„Psst, Junge, lass nur. Ich sehe deine Augen, deine zarten Hände. Ich liebe deine wohlklingende Stimme. Erkenne immer wieder einen Teil von mir darin. Geh nach München, Jojo. Geh dort an die Uni, studiere Kunst und werde glücklich. Das möchte ich. Das ist es, was ich wirklich von dir möchte.“
Sie schloss erneut die Augen und Jojo hatte ein wenig Zeit über ihre Worte nachzudenken.
Trotzdem sah er sie erstaunt an. Sie hatte ihn zwar nie gerügt, aber so hatte sie auch noch nicht mit ihm gesprochen. Außerdem fing er an, sich Sorgen zu machen. Sie atmete heute so schwer.
Das viele Sprechen fiel ihr zudem auch immer schwerer.
„Jojo, bitte, versprich es mir. Ich habe hier etwas für dich.“ hauchte sie nun.
Umständlich zog sie einen alten braunen Umschlag aus einem Loch in ihrer Matratze.
„Nimm das, das ist alles was ich habe. Ich habe es die ganzen letzten Jahre für dich gespart.“
Es erfolgte wiederum eine längere Pause.
„Das reicht für den Anfang. Wirst du gehen?“ flüsterte seine Großmutter schwer atmend.
Johannes schaute neugierig in den Umschlag und erblasste. Es war Geld darin. Viele Scheine.
„Das kann ich nicht annehmen. Das...“ stotterte er.
„Schmarrn, Jojo“, begehrte sie kurz auf. Hierfür verbrauchte sie fast ihre ganze verbliebene Kraft.
Johannes Hände, in denen der vergilbte Umschlag lag, zitterten.
„Oma, ich weiß nicht, was ich sagen soll..“
„Ich gebe es dir nur zu gerne. Aber du musst mir versprechen, damit nach München zu gehen. Deine Bilder sind wunderschön. Lass dir niemals etwas anderes einreden. Wart nur, der Karl wird einen guten Bauern auf diesem Hof abgeben. Und die Liebe............“
Die alte Frau atmete hörbar unregelmäßig. Immer wieder schloss sie zwischendurch die Augen. Ihre Stimme wurde sehr viel leiser. Johannes streichelte sanft ihr graues Haar.
„Jojo, ich habe dich immer von ganzem Herzen verehrt. Bitte, tu mir diesen letzten Gefallen. Versprich es mir.“ Flehende Blicke schauten ihn erwartungsvoll an.
Als wenn er es heute erst zum ersten Mal bemerkte, nahm
Weitere Kostenlose Bücher