SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition)
er ihre dunklen Augen wahr. Und in ihnen lag ein ganz besonderer Schimmer.
Johannes sah auf ihr müdes Haupt, strich ihr nochmals sanft über die weißen Haare. Er war tief bewegt.
Ihr zuliebe sagte er mit fester Stimme: „Natürlich, Großmama, ich verspreche es. Ich werde es versuchen. Ich danke dir.“
„Weißt du, Jojo, es gab eine Zeit, da wollte auch ich diesen Weg gehen. Ich liebte einen Künstler und malte selbst gern. In deinen Augen sehe ich die gleiche Sehnsucht.“
Wieder brauchte sie eine Pause.
Johannes verstand sie immer schlechter, da ihre Stimme immer leiser wurde. Ihm fiel auf, dass sie fast dialektfrei sprach. Das tat sie sonst nie.
„Ich verzehrte mich nach diesem Mann und nahm doch den, den meine Eltern für mich ausgesucht hatten. Es ging auch damals um das Erbe, um Familiengeschichten. Ich war nicht unglücklich mit deinem Großvater. Nein, das musst du nicht denken. Aber......“
Schwer atmend nahm sie Jojos Hände. „Jojo, geh..............nimmmsiii, zu......an.“ er konnte sie nicht mehr richtig verstehen.
Er nahm sie in seine Arme und wollte sie beruhigen. Doch die Großmutter hatte in diesem Moment ihre Ruhe gefunden. Sanft war sie in Johannes Armen eingeschlafen.
Johannes wusste, es war zu spät. Sie würde nicht wieder aufwachen. Er schaute verwirrt und tief getroffen auf das geliebte Gesicht seiner Großmama. Ungeschickt steckte er sich den Umschlag in seine Hosentaschen..
Er ließ sich Zeit, deckte seine Großmutter ein letztes Mal liebevoll zu. Sein Gesichtsausdruck
zeigte unendliche Dankbarkeit und Verehrung.
Und plötzlich rannte er los. Stürmte auf den Hof und rief seinen Vater.
„Vater, schnell, es ist etwas geschehen. So komm doch. Die Großmutter.......“
Johannes hetzte zurück in die Kammer, sah zum Bett hin und erkannte einen zufriedenen Ausdruck auf dem weisen Gesicht. Sie hatte es genau so gewollt. Trotz seiner eigenen Trauer konnte er erkennen, dass der Weg so vorgezeichnet gewesen war. Seine Großmutter und ihn verband etwas ganz Besonderes, so war es immer gewesen. Auch jetzt noch.
Kapitel 11
Schon seit 2 Stunden glitzerte die Discokugel das Licht über die hölzerne Tanzfläche. Susanne hob langsam den Arm und sah schon wieder auf ihre Uhr am rechten Handgelenk. Bereits 10 Minuten nach neun, stellte sie fest. Ihre Augen schimmerten feucht. Ihr wurde es schwer ums Herz. Johannes war immer noch nicht da.
Sehnsüchtig glitt ihr Blick zur Tür. Ihre Hände hielten krampfhaft ein Glas Cola umklammert.
Sie wartete nun schon seit sieben Uhr auf ihn.
„Warum kommt er nicht? Was tut er noch?“, fragte sie sich.
Sie sprach in Gedanken beruhigend auf sich selbst ein. „Er wird noch das Kälbchen versorgen müssen. Eine Menge Arbeit hält ihn davon ab herzukommen.“
Das Licht spiegelte sich in ihren traurigen Augen.
Gegen halb zehn tauchte dann plötzlich Anton auf, stand in seinem feschen Hemd vor ihr.
Er forderte sie zum Tanzen auf.
„Madame“, sagte er und verbeugte sich tief: „Darf ich um den nächsten Tanz bitten?“
Susanne musste gegen ihren Willen lachen und schlug ihm die Bitte nicht ab.
Widerwillig gestand sie sich ein, dass Anton ein verdammt guter Tänzer war. Es fing an, ihr Spaß zu machen.
Der DJ legte nun „Only you“ auf und Anton wollte Susanne an sich ziehen. Susanne zuckte zusammen. Ihr Lächeln erstarb und sie wich automatisch einen Schritt zurück
Nein, einen Engtanz wollte sie Anton doch nicht gönnen.
„Anton, ich brauch jetzt einen Schluck Cola. Ich bin ganz verschwitzt. Ich setz mich ein bisserl“, benutzte sie als Ausrede.
In dem gleichen Moment wurde Anton auch schon wieder von einem anderen Mädchen aufgefordert und er tanzte mit ihr weiter.
Susanne schlenderte wieder an die Bar. Ihr Blick suchte erneut den Raum ab. Diesmal konnte sie nur Claudia entdecken. Auffallend pink angezogen umtänzelte sie Anton.
Sie vollführte gerade eine Art Ententanz. Irgendwann verließen die beiden zusammen das Tanzlokal.
Susanne nahm ihr Handy aus der Handtasche und tat so, als sei sie damit beschäftigt. Sie hatte keine Lust auf weitere Unterhaltungen.
Sie schrieb eine SMS an Anja. Doch diese wusste auch keinen Rat. „Abwarten“, schrieb sie, darunter ein Smiley mit Herzchenmund.
Sie beschloss noch eine Weile zu warten und bestellte sich die dritte Cola.
Johannes war immer noch nicht da.
Heute war ihr letzter Abend in Dienten. Mit Grauen musste sie an ihre Abreise
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