Sklaven der Begierde
sich kein bisschen zurück.
Kingsley drehte das Wasser ab und griff nach seinem weichsten, dicksten Handtuch. Es brannte auf seinem wunden, blutenden, mit Striemen bedeckten Rücken wie salziges Sandpapier. Vielleicht sollte er einfach nass wie er war wieder ins Bett gehen und auf dem Bauch schlafen. Andererseits hatte er mit der Bauchlage so seine Probleme. Er wagte einen vorsichtigen Blick auf die Vorderseite seines Körpers.
„Guter Gott“, flüsterte er, als er den durchgehenden Bluterguss sah, der seinen Bauch und seine Schenkel überzog. Gott, sogar sein …
Ihm wurde ganz schwindlig, als er seinen verwüsteten Leib begutachtete. Die Striemen und Bisswunden waren noch das Geringste. Selbst Eindringlinge, die von seinen Rottweilern attackiert worden waren, sahen hinterher nicht so katastrophal aus wie er in diesem Moment. Es würde Wochen dauern, bis alles verheilt war. Blutergüsse zogen sich in schwarzen Spiralen über seinen Körper und marmorierten seine Haut vom Hals bis zum Knie. Er hatte Angst davor, schlafen zu gehen. Er wusste, dass er morgen früh kaum in der Lage sein würde, sich zu bewegen. Nicht mal seine Kleine hatte Søren so schlimm zugerichtet wie ihn, damals, als er das erste Mal mit ihr ins Bett ging. Kingsley hatte die zwanzigjährige Nora danach für eine Woche gepflegt, hatte ihre Blutergüsse mit Eis gekühlt, ihre Striemen gesalbt, die Glasscherben aus ihren Füßen entfernt und ihre Wunden verbunden. Sie hatte nicht geweint. Nicht ein einziges Mal. Nicht mal, als sie davon aufgewacht war, dass sie das Laken vollblutete. Und nicht nur, dass sie nicht geweint hatte, das verdammte Mädchen hatte sogar gelächelt. So gelächelt, wie es nur eine verliebte Frau konnte. Kingsley hatte sie dafür gehasst, und auch dafür, dass sie nicht eine Träne vergoss, egal wie groß ihre Schmerzen waren. In der Nacht, in der er ihr die Jungfräulichkeit nahm, hatte Søren ihren Körper gebrochen, aber nicht ihren Geist. Und dafür musste Kingsley ihr Respekt zollen, obwohl er sie gleichzeitig glühend um die Wunden beneidete, die Søren ihr geschenkt hatte.
Und nun hatte er die Wunden.
Auf dem Weg ins Bett kam er fast ins Straucheln. Kingsley schlief selten allein. Fast immer war ein schönes Mädchen oder ein schöner Junge da, um ihm Gesellschaft zu leisten. Aber in diesem Moment wünschte er sich nichts mehr, als allein zu sein. Er würde sich ins Bett legen und versuchen, eine einigermaßen erträgliche Position zu finden. Und dann würde er vor seinem geistigen Auge wieder und wieder Revue passieren lassen, was Søren ihm erst vor ein paar Stunden angetan hatte. Sogar jetzt sah er die Szenen vor sich.
Hände auf seinem Gesicht … seinem Hals; sein Rücken gegen die Wand gepresst; das Geräusch von zerreißendem Stoff; Zähne, die sich in die Haut über seinem Brustbein gruben; Finger, die sich in seine Kehle pressten; Leder auf seinem Rücken, seinen Schenkeln; Knie, die auf dem Boden aufschlugen; Salz auf seiner Zunge; Schweiß auf seinem Bauch; schmerzende Arme von den Handschellen, die ihn bewegungsunfähig ans Bett fesselten; die Penetration, so notwendig, so brutal … Irgendwann hatte er die Augen geschlossen und war nicht sicher, ob er sie jemals wieder öffnen würde.
Kingsley packte mit seiner linken Hand den Bettpfosten. Mit der rechten Hand befriedigte er sich selbst. Er kam hart, ergoss sich auf das Bett, wand sich unter seinem gewaltigen Orgasmus. Søren hatte wirklich keinen Teil von ihm unversehrt gelassen. Kingsley Edge, der König des Untergrunds, der seit zwanzig Jahren keinen Tag ohne Sex erlebt hatte, würde mindestens eine Woche lang keusch bleiben müssen, bevor er wieder heil genug war, um in irgendjemanden einzudringen. Und es würde mindestens eine Woche dauern, bevor Søren wieder in ihn eindringen konnte. Mindestens.
Typisch Sadist! Sadisten hinterließen ihre Kerben nicht in den Bettpfosten ihrer Liebhaber, sondern auf den Körpern derjenigen, die so mutig waren, mit ihnen ins Bett zu gehen. Kingsley hätte die ganze Nacht zählen können, bis zur Dämmerung, und wäre trotzdem nicht auf die Gesamtsumme der Schläge gekommen, die Søren denen verabreicht hatte, die er liebte.
Seine Kleine konnte allerdings einen noch höheren Blutzoll für sich verbuchen.
Vorsichtig begann er, sein Lager zu erklimmen. Normalerweise liebte er das riesige Bett mit den schwarz-roten Laken heiß und innig. Es war größer als Kingsize, eben, wie er oft scherzte, Kingsley-Size, und
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