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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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nicht bereit, aufzugeben, auch wenn er genau wusste, dass sein Kampfgeist ihm nichts nützen würde. Er versuchte, sich aufzurappeln, doch Søren setzte sich rittlings auf seine Knie und zwang ihn auf den Rücken. Dann griff er mit beiden Händen fest in Kingsleys Haar und drückte seinen Kopf zurück. Kingsley lag hilflos, unfähig, sich zu rühren, auf den harten Holzbohlen.
    „Ich tue dir das nur aus einem einzigen Grund an“, zischte Søren ihm ins Ohr. „Weil ich es genauso genieße wie du.“
    Kingsleys Körper verkrampfte sich vor Wut und leider auch vor Erregung. Er konnte einfach nicht anders, als auf Sørens Berührungen mit rasendem Begehren zu reagieren.
    In dieser Nacht hatte Søren ihn schweigend geschlagen und gefickt, wieder und wieder, in absoluter Stille, obwohl Kingsley ihn anbettelte, ihm doch wenigstens die Gnade eines einzigen Wortes zu gewähren. Erst im Morgengrauen hatte Søren wieder mit ihm gesprochen, und es war tatsächlich nur ein einziges Wort gewesen.
    „Lebewohl.“
    Von daher hätte es Kingsley nicht im Geringsten überrascht, wenn der versprochene Besuch seiner Schwester nichts anderes wäre als einer von Sørens ausgeklügelten Tricks. Er war fast sicher, dass Søren in diesem Augenblick irgendwo da oben in einem der vielen Schulgebäude am Fenster stand und genau beobachtete, was hier im Hof gleich passieren würde. Kingsley konnte sich die Szene schon ganz genau ausmalen: Das Auto würde vorfahren und direkt vor seiner Nase anhalten. Und dann würde irgendjemand – ein Priester, eine Nonne, vielleicht sogar ein Rabbi – aussteigen und ihn verblüfft anstarren. Und keine Spur von Marie-Laure. Er wusste nicht mal, warum er eigentlich bei dem Affentheater mitmachte. Aber Søren hatte nun mal diesen aufwendigen Scherz arrangiert, und Kingsley würde alles für Søren tun. Also erniedrigte er sich, indem er hier seit einer Stunde in der klirrenden Kälte herumstand und auf eine Schwester wartete, die niemals kommen würde.
    Der Wagen kam immer näher. Kingsley vergrub seine Hände noch tiefer in den Manteltaschen. Wenn er um sich schaute, konnte er Gesichter hinter sämtlichen Fensterscheiben erkennen. In den Klassenzimmern, den Büros, der Bibliothek – seine Mitschüler warteten drinnen in der Wärme auf das bevorstehende Ereignis und hatten ihn genau im Blick. Er versuchte, sich innerlich auf die unvermeidliche Demütigung vorzubereiten, die er erleiden würde, wenn sich herausstellte, dass Marie-Laure nichts anderes war als eines von Sørens Psychospielen.
    Søren – am Fenster des höchstgelegenen Klassenzimmers sah er das Gesicht des blonden Pianisten, den er mittlerweile ebenso sehr hasste wie liebte. Kingsley atmete tief durch und riss seine Augen von Sørens perfekten Zügen los. Dann schaute er wieder zu dem schwarzen Auto, das jetzt fast schon zum Halten gekommen war. Aber noch rollte es. Und trotzdem öffnete sich die hintere Tür, und zwei kleine Füße in schwarzen Schuhen, deren Riemen sich um die Knöchel wanden, streckten sich dem eisigen Boden entgegen.
    „Kingsley“, rief eine Stimme, die er seit mehr als einem Jahr nicht mehr gehört hatte. Er traute seinen Augen nicht, das Herz wollte ihm vor Freude zerspringen, und seine Beine hatten Mühe, ihn zu tragen, als seine Schwester auf ihn zurannte und ihn fest, ganz fest in ihre Arme schloss.
    „Marie-Laure …“ Er hauchte ihren Namen in ihr dunkles Haar. Sie trug es jetzt länger als vor einem Jahr und offen. Als er sie zum letzten Mal gesehen hatte, war sie das schönste Mädchen in Paris gewesen. Jetzt war sie, wie er mit brüderlichem Stolz feststellte, das schönste Mädchen auf der Welt. „Ich kann gar nicht glauben, dass du wirklich hier bist.“
    Sie legte ihre graziösen Ballerina-Arme noch enger um ihn und flüsterte ihm in perfektem Pariser Französisch zu, wie sehr sie ihn vermisst habe, so sehr, dass sie dachte, sie müsse sterben, wenn sie ihn nicht bald wiedersähe, wie schrecklich es ohne ihn gewesen sei und dass sie nie, nie wieder zulassen werde, dass man sie auseinanderriss. Sein Kinn lag auf ihrer Schulter und ihr Mund an seinem Ohr, und sein Blick suchte den von Søren, der immer noch am Fenster stand und die Szene im Hof beobachtete.
    Kingsleys Lippen formten lautlos ein einziges Wort.
    Merci .
    Søren nickte kurz und zog sich vom Fenster zurück.
    Kingsley richtete seine Aufmerksamkeit wieder ganz auf Marie-Laure. „Wie … Ich weiß gar nicht …“
    „Ich bin wirklich hier“,

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