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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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fehlt ihr denn?“, wollte Nora wissen. Sie hatte einen Arm um „Bastinado“ gelegt und hielt ihn auf ihrem Schoß fest wie einen Hund. „Sie ist vielleicht einfach müde. Sie hat gerade ein Kind gekriegt, das so groß war wie ein Pferd. Weil es nämlich ein verdammtes Pferd ist.“
    „Sie muss hochkommen“, erklärte Wesley. „Sie liegt schon viel zu lange. Pferde dürfen nicht lange liegen. Es ist tödlich für sie.“
    Noras Augen weiteten sich. „Wie schrecklich. Aber warum steht sie nicht auf?“
    „Sie ist dickköpfig. Erschöpft. Wer weiß? Ihre Lungen sind in Ordnung.“ Wesleys Vater starrte die Stute an, als könne er sie durch reine Willenskraft zum Aufstehen zwingen. Wesley stellte sich neben ihn und griff nach dem Halfter der Stute. Sie machte einen halbherzigen Versuch, sich zu erheben, ließ den Kopf dann aber wieder auf den Boden sinken.
    „Scheiße.“ Wesley rieb seine Stirn. „Track Beauty“ war nicht nur ihre beste Zuchtstute, sie war auch das Lieblingspferd seiner Mutter. Er musste sie auf die Beine kriegen.“
    „Komm schon. Noch ein Versuch.“ Wesleys Dad gab dem Pferd ein paar aufmunternde Streicheleinheiten. Seine Stimme war ruhig, aber Wesley konnte die Anspannung in seinem Gesicht sehen. „Track Beauty“ war zwar für fast zwanzig Millionen Dollar versichert, aber das war gar nichts gegen den Seelenfrieden seiner Mutter.
    Die drei Männer bemühten sich mit vereinten Kräften, die unwillige Stute aufzurichten. Vergeblich. Wesley hatte das schon früher erlebt. Pferde wurden plötzlich müde und apathisch und weigerten sich ohne ersichtlichen Grund, aufzustehen. Und die schwere Geburt hatte „Track Beauty“ über alle Maßen ausgelaugt. Ihr Überlebensinstinkt war wie ausgeschaltet.
    „Wir brauchen eine Seilschlinge, um sie hochzuheben“, sagte Dr. Fischer. „Ich rufe Verstärkung. Wir müssen sie in den Krankenwagen kriegen.“
    „Wes?“ Nora stand jetzt hinter ihm.
    Wesley ignorierte sie. „Ist das ihre einzige Chance? Sie wissen, dass sie das nicht mit sich machen lassen wird“, stellte er fest.
    „Wesley?“
    „Jetzt nicht, Nora.“
    „Haben Pferdemütter eigentlich einen ausgeprägten Beschützerinstinkt ihren Fohlen gegenüber?“, fragte sie.
    „Natürlich haben sie das.“ Er kniete sich neben „Track Beautys“ Kopf. Ihre Augen waren völlig leer. Da war kein Lebenswille mehr, keine Energie. Nicht mal der Krankenwagen oder das Krankenhaus oder die Seilschlinge konnten sie retten. „Warum willst du das wissen?“
    In diesem Moment durchbrach ein jämmerliches Wimmern, herzzerreißend leise, die Stille im Stall. Wesley sprang auf und wirbelte herum. Nora hatte die Reitgerte in der Hand, und das mitleiderregende Wimmern war nicht von ihr gekommen, sondern von „Bastinado“. Sie hob die Gerte und schlug das winzige Pferd noch einmal auf den Rücken. Und noch einmal gab das Fohlen einen jammervollen, aber eindringlichen Schmerzensschrei von sich, den leisesten, den Wesley jemals gehört hatte. Das kleine Pferd zuckte zusammen und versuchte wegzulaufen, aber seine neuen, dünnen Beinchen zitterten und drohten nachzugeben. Noch einmal schlug Nora zu, mit schockierender Kraft, mehr Kraft, als er ihr zugetraut hätte. Und noch einmal wimmerte das arme Tier und wich zurück, seine Augen waren dunkel vor Angst und Schrecken. Und dann hörte Wesley hinter seinem Rücken, wie der Angstschrei des Kleinen beantwortet wurde.
    Er musste sich schnellstens aus der Schusslinie bewegen, als fünfhundert Kilo wütende Pferdemutter sich auf die Beine schwangen und vorwärts stürmten.
    „Nora!“ Wesley rannte los, aber sein Vater war schneller. Er zerrte Nora aus „Track Beautys“ Reichweite und schob sie aus der Box. Wesley ging gar nicht erst durch die Tür, er sprang einfach darüber hinweg. Und dann standen die vier Menschen vor der Pferdebox und beobachteten, wie „Track Beauty“ zärtlich die Nase ihres Sohnes liebkoste. Das zerbrechliche Fohlen hatte drei parallele Striemen auf dem Rücken, aber Wesley sah kein Blut. Möglicherweise würde „Bastinado“ Narben haben. Aber er hatte auch eine lebendige Mutter, die auf ihren eigenen vier Beinen stand.
    „Nora?“ Wesley sah, dass sie schwer atmete, mit weit aufgerissenen Augen. Die Knöchel der Hand, mit der sie die Reitgerte umklammerte, waren weiß. „Bist du okay?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Alles in Ordnung“, sagte sie, aber er war nicht sicher, ob er das glauben konnte.
    „Er ist auch in

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