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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Ordnung.“ Wesley nahm ihr sanft die Gerte aus der Hand und hängte sie an die Wand, zu den anderen Reitutensilien. Dann legte er Nora den Arm um die Taille und zog sie an sich. Aber sie schmiegte sich nicht wie sonst in seine Umarmung. Sie stand nur da, atmete stoßweise und starrte vor sich hin.
    Wesley verspannte sich, als er seinen Vater auf sie zukommen sah.
    Jackson schaute Nora an, als sähe er sie zum ersten Mal. „Das war das verrückteste Ding, das ich je gesehen habe.“ Sein Blick ging zwischen Nora und „Bastinado“ hin und her.
    „Ich hoffe, dass er keinen Schaden genommen hat.“ Sie schaute langsam zu Jackson Railey auf.
    „Ich muss mich wohl bei Ihnen bedanken.“ Wesleys Vater streckte die Hand aus.
    Nora sah sie an und schenkte ihm ein leichtes, aber gefährliches Lächeln. „Jetzt wissen Sie wenigstens, dass ich, wenn es sein muss … sehr ernsthaft sein kann.“

NORDEN
    DIE VERGANGENHEIT
    Kingsley konnte es nicht glauben, bevor er sie mit eigenen Augen sah. Über ein Jahr war vergangen, seit sie sich zuletzt gesehen hatten, seit seine Großeltern ihn auf der Beerdigung ihrer Eltern aus den Armen seiner Schwester gerissen hatten. Wie hatte Søren das nur hingekriegt? Wie hatte er es arrangiert, dass sie den ganzen langen Weg kommen konnte, um ihn zu sehen? Søren behauptete, dass er Geld habe, und nach dem, was Kingsley gehört hatte, war das noch eine gewaltige Untertreibung. Sørens Vater hatte Geld geheiratet und dann das Familienvermögen durch rücksichtsloses Geschäftsgebaren binnen zwanzig Jahren verdreifacht.
    Sørens Geld interessierte ihn nicht. Wäre er arm wie eine Kirchenmaus gewesen, Kingsley hätte dennoch zu seinen Füßen geschlafen, hätte seine Hände geküsst und wäre für ihn jederzeit über glühende Kohlen gekrochen.
    Aber es waren nicht die Kosten für Marie-Laures Reise, um die sich seine Zweifel drehten. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, warum Søren so etwas für ihn tun sollte. Während ihrer gemeinsamen Nächte, wenn er vor Søren kniete oder unter ihm lag oder sich seinen Bestrafungen unterwarf, sagte Søren ihm immer, wie wenig er ihm bedeute, wie wenig er wert sei. Kingsley wusste, dass er für Søren nur ein Körper war, den er gebrauchen oder missbrauchen konnte, wie er wollte, und wenn er genug davon hatte, konnte er ihn einfach wegwerfen. Also warum … warum sollte Søren jetzt so freundlich zu ihm gewesen sein?
    Es ergab einfach keinen Sinn.
    Und doch …
    Ein schwarzer Wagen fuhr langsam und vorsichtig die einzige Straße entlang, die von der schmalen Autobahn zur Schule führte. Kingsley stand allein in der bitterkalten Dezemberluft und wartete in höchster Anspannung, bis er ankam. Søren hatte seit ihrer ersten Nacht in der Klause schon tausend schreckliche Psychospiele mit ihm getrieben. An manchen Tagen weigerte er sich schlicht, seine Existenz überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Wenn Kingsley ihn ansprach, machte er einfach weiter, als habe er nichts gehört, als sei Kingsley eine Art Geist, der vergeblich versuchte, Kontakt zu den Lebenden aufzunehmen. Und dann gab es Tage, an denen Søren ihn nicht aus den Augen ließ und alles, was er tat und sagte, kritisierte. Er musste seine Schuhe neu binden, seine Hausaufgaben noch einmal ordentlicher aufschreiben, seine Kleidung wechseln, und all das nur, weil Søren es ihm befahl.
    Einmal, als sie in der Hütte waren, hatte Søren ihm mitgeteilt, dass nun Schluss sei mit ihrem gemeinsamen Spiel, er habe kein Interesse mehr an einer Fortsetzung, kein Interesse mehr an Kingsley. Der fiel verzweifelt auf die Knie und flehte unter Tränen um eine weitere Nacht, eine weitere Chance. So lange, bis er das kaum wahrnehmbare Lächeln bemerkte, das um Sørens Lippen zuckte. Er sprang wutentbrannt auf und holte zum Schlag aus, doch Søren fing seine Faust mit schockierender Kraft und Geschicklichkeit ab.
    „Du bist unartig“, flüsterte er.
    Kingsley versuchte vergeblich, sich aus dem eisernen Griff zu befreien. „Ich hasse dich“, fauchte er auf Englisch. Die Worte waren zu hässlich, um sie auf Französisch zu sagen.
    „Das weiß ich. Ich weiß, dass du mich hasst. Aber ich hasse dich nicht. ‚Hass‘ ist ein viel zu gewichtiges Wort, um zu beschreiben, was ich für dich empfinde.“
    „Warum? Warum tust du mir das an?“
    Søren gab seine Hand frei. Kingsley stürmte erneut auf ihn los, und Søren trat ihn so hart gegen den Oberschenkel, dass er mit Schwung auf den Boden fiel. Doch Kingsley war

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