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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Es waren dieselben Worte, die an seiner Wand gestanden hatten, über dem toten Körper seiner geliebten Sadie.
    Griffin kniff die Augen zusammen und versuchte ganz offensichtlich, der Botschaft irgendeinen Sinn zu entringen. „Ich sagte doch …“ Er schüttelte den Kopf und seufzte. „Was steht da denn nun?“
    Kingsley atmete heftig aus. Er war sich nicht sicher, ob er Griffin oder überhaupt jemanden einweihen wollte. Aber selbst wenn er die Worte für ihn übersetzte, würde Griffin nicht wissen, was sie bedeuten sollten.
    „Es heißt: ‚Ich bringe die Schlampe um.‘“
    „‚Ich bringe die Schlampe um‘? Nora? Oder wen?“ Griffin rieb sich das Gesicht und wurde noch blasser. „King, will jemand Nora umbringen?“
    Kingsley entdeckte etwas an der Wand, was ihm bislang entgangen war. Löcher. Nein, nicht Löcher, Stichwunden. Jemand hatte ein Messer genommen und die Klinge viele Male in die Trockenbauwand gerammt. Er sah die zwei Zentimeter langen Einstiche jetzt überall, wohin er schaute. Er ging zu Noras Bett und hob eines der blutverschmierten Korsetts hoch. Die Stichwunden befanden sich alle auf einem Punkt. Dem Magen. Hätte Nora das Korsett getragen, während darauf eingestochen wurde, wäre sie binnen Sekunden tot gewesen.
    „Oui . Jemand möchte unsere Nora unbedingt umbringen.“
    „Aber …“ Griffin sah ihn aus schreckgeweiteten Augen an. „Warum? Nora hat nie jemandem etwas zuleide getan. Ich meine, nicht ohne Einverständnis.“
    „Ich fürchte, diese Person ist davon überzeugt, dass Nora etwas an sich genommen hat, was ihr nicht gehört.“
    „Nora hat nie im Leben etwas gestohlen. Na ja, außer diesen Autos, als sie ein Kind war. Aber kein Mensch würde doch wegen eines Autos morden.“
    „Nein. Es geht nicht darum.“
    „Worum geht es dann, verdammt noch mal? Was hat Nora gestohlen? Wer immer dieser kranke Freak ist, ich zahle ihn aus.“
    „Kein Reichtum dieser Welt kann kaufen, was diese Person will, fürchte ich.“
    „Das werden wir dann ja sehen.“ Griffins Tonfall war der eines Mannes, dem von klein auf eingebläut worden war, dass man alles und jeden mit Geld kaufen kann – auch das Leben eines anderen Menschen. „Was will er denn?“
    Kingsley griff in den Haufen von Noras verwüsteten Sachen und fand das, wonach er suchte. Er hatte gewusst, dass es da war. Er zog einen Rosenkranz hervor. Die Perlen waren blutrot – und glatt gerieben in tausend Gebeten, die selbst Maria Magdalena zum Erröten gebracht hätten. Er wusste, dass Nora den Schlüssel zu der Box, in der sie ihr Halsband aufbewahrte, hinter dem Kruzifix des Rosenkranzes versteckte. Er hatte den Rosenkranz gefunden, das Kruzifix – aber keinen Schlüssel.
    Statt einer Erklärung wickelte er die Perlenschnur um seine Hand und streckte sie Griffin entgegen.
    „Søren?“ Angst verdrängte die Entschlossenheit in Griffins Zügen. „Dieser Freak will Søren?“
    Kingsley nickte. „Oui.“
    Griffin presste die Hand auf seinen Magen. Jetzt sah er so aus, als ob er sich gleich übergeben müsse.
    „Kingsley, das ist doch verrückt. Keiner legt sich mit uns an. Dein Geld und deine Macht, mein Geld und meine Macht. Und Søren? Wer würde sich jemals mit Søren anlegen?“
    „Jemand, dem Geld und Macht egal sind. Und ich fürchte, dass es solche Menschen gibt.“
    „Was soll das alles bedeuten? Und ich meine – alles?“ Griffin schaute noch einmal ratlos auf die blutigen Worte auf dem Teppich, den Haufen zerstörter Kleidungsstücke und das verkohlte blutbeschmierte Bett. Was konnte das nur bedeuten? Für jeden außer Kingsley musste das Szenario ein Rätsel bleiben.
    Kingsley wusste ganz genau, was es bedeutete. Nachdem er aus St. Ignatius weggelaufen war, trat er in die Fremdenlegion ein. Erst hatten seine perfekten Englischkenntnisse die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten erregt. Sie fanden es interessant, dass er, sofern er sich konzentrierte, ohne den Hauch eines französischen Akzents sprechen konnte. Dann waren seine anderen Talente ans Tageslicht gekommen. Seine Intelligenz, sein unwiderstehlicher Charme, mit dem er jeden dazu bringen konnte, ihm alles zu offenbaren, was er wissen wollte. Die Tatsache, dass er von Natur aus ein nahezu unfehlbarer Scharfschütze war … und offenbar keinen Wert auf seine persönliche Sicherheit legte, ja nicht einmal auf sein Leben. Sie hatten ihn erst zum Spion gemacht und dann zu sehr viel mehr. Und er hatte während dieser

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