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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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eine Garage, in der die meisten Menschen einzig den Rolls und seinen Zwillingsbruder vermuteten. Doch ganz hinten, unter einer Abdeckung aus Wildleder, verbarg sich noch ein schlanker schwarzer Jaguar mit nicht registrierten Kennzeichen. Kingsley bewegte sich nur in Notfällen inkognito. Und das hier fiel ganz sicher in diese Kategorie.
    Er ließ den Wagen an, verließ das Stadthaus durch den „Hintereingang“ und quälte sich durch die weniger attraktiven Straßen Manhattans. Er verfluchte Nora während der gesamten Strecke nach Connecticut. Was für eine dumme Gans. Warum war sie nur so weit rausgezogen? Sie konnte sich ohne Weiteres eine Wohnung in einer der besseren Gegenden Manhattans leisten oder sonst wo in der Stadt. Warum es unbedingt ein Tudor-Häuschen in einem langweiligen und spießigen Vorort sein musste, würde er wohl nie verstehen. In nur einem Jahr als Domina hatte sie so viel gespart, dass sie damit das kleine Haus anzahlen konnte, in bar. Sie war so schnell es ging aus seinem Stadthaus ausgezogen. Nach Connecticut. In fünf Jahren hatte Kingsley sie dort nur einmal besucht. Schon auf der Fahrt war er fast gestorben vor Langeweile. Und als er dann in ihrem Wohnzimmer stand und auf die bequemen, aber unauffälligen Möbel schaute und auf die mit Romanen vollgestopften Regale, hatte er sich zu ihr umgedreht und nur ein Wort gesagt.
    „Warum?“
    Sie hatte gelächelt und mit den Schultern gezuckt und geseufzt und gelacht und den Kopf geschüttelt und überhaupt alles getan, was sie konnte, um sich um eine direkte Antwort zu drücken.
    Aber er hatte sie so lange ungerührt angestarrt, bis ihr Lächeln erstarb und aus ihren Augen verschwand. Diese Augen – er war sich ziemlich sicher, dass sie sie dem Teufel höchstpersönlich gestohlen hatte.
    „Es gefällt mir hier, King. Ich fühle mich hier … menschlich. Normal.“
    Er ging über den beigefarbenen Teppich zu ihr und nahm ihr Kinn in die Hand.
    „Du bist die berühmteste Domina auf der Welt, chérie . Ich habe dich zum Monster gemacht, und du wirst ein Monster bleiben. Bleib hier, wenn es dir so wichtig ist, aber du solltest bei deiner Entscheidung bedenken, dass du in diesen vier Wänden immer nur Eleanor Schreiber bist. Nora Sutherlin wohnt hier nicht.“
    Ihre einzige Antwort war ein unnachgiebiger Blick gewesen, der seinem in nichts nachstand. Und in diesem Augenblick war ihm die schreckliche Wahrheit aufgegangen. Er hatte Nora Sutherlin gar nicht erschaffen. Er hatte sie nur demaskiert.
    Nach einer Stunde war er endlich in Westport. Fünfzehn Minuten später erreichte er Noras Viertel. Vor ihrem Haus stand ein roter Porsche, Griffin war also immer noch hier. Griffin und sonst niemand. Gut. Der Junge war nicht so dumm gewesen, die Polizei zu rufen.
    Er trat ohne anzuklopfen durch die Eingangstür. Alles sah noch genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte. Zahm, sicher, spießig, bürgerlich.
    „Ich bin im Schlafzimmer, King“, rief Griffin von oben. Kingsley rannte die Treppe hoch, zwei Stufen auf einmal nehmend. Am Ende des Flurs sah er Noras Schlafzimmer …
    Oder das, was davon übrig war.
    „Scheiße“, flüsterte er, zu schockiert, um französisch zu sprechen.
    „Ja, das habe ich auch gesagt.“ Griffin stand hinten in der Ecke und betrachtete die Verwüstung vor sich.
    „Wo ist Michael?“ Kingsley sprach den Namen französisch aus, wie Michelle , was er sich Griffin und seinem Jungen zuliebe aber demnächst abgewöhnen würde.
    „Ich habe ihn so schnell wie möglich weggeschickt, zu seiner Mutter. Er bleibt über Nacht dort. Er hat sich fast übergeben müssen, als er die Schweinerei hier gesehen hat.“
    „Das kann ich ihm nachfühlen.“
    Kingsley musste selbst schlucken, als ihm das gesamte Ausmaß der Zerstörung bewusst wurde.
    In der Mitte des Raums lagen die verkohlten Überreste des Bettes, das einst im Mittelpunkt so vieler erotischer Fantasien gestanden hatte. Ganz oben auf dem schwärzlichen Aschehaufen lag offenbar Noras komplette Domina-Garderobe, jedes einzelne Stück zerschnitten und besudelt.
    An der Wand waren Blutflecke. Tierblut, vermutete – und hoffte – Kingsley. Blutige Worte, blutige Handabdrücke. Blut auf blutroten Wänden. Blutige Fußabdrücke auf dem hellen Teppich. Und blutige Worte.
    „Was heißt das?“, wollte Griffin wissen. Er starrte auf die Schriftzüge. „Das ist Französisch, stimmt’s? Mein Französisch ist total eingerostet.“
    „Oui , es ist Französisch.“ Er las, und sein

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