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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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habe ich ihn um mehr gebeten. Er lachte und sagte, ich sei unersättlich. Dann band er mich an den Bettpfosten und schlug mich wieder, ein bisschen härter als beim ersten Mal. Und dann kam der Rohrstock ins Spiel. Gerade fest genug, um ein paar blaue Flecke zu hinterlassen. Und ich wartete. Warte auf meine Chance.“
    „Auf welche Chance?“
    Nora verlor sich in Erinnerungen an jene Nacht, in der sie nach fünfjähriger Trennung zu Søren zurückgekehrt war. Sie wusste damals, dass sie etwas tun musste, etwas Hässliches, etwas, das sogar ihr selbst Angst einjagte. Aber sie musste es tun, um Wesley dazu zu bringen, sie verlassen zu wollen.
    „Søren hat meine Hände losgebunden, ist aus dem Raum gegangen, um irgendwas zu holen. Handschellen, eine andere Peitsche, ich weiß es nicht. Sobald er mir den Rücken zukehrte, bin ich gefallen.“
    „Was meinst du mit ‚gefallen‘? In Ohnmacht gefallen?“
    „Nein. Absichtlich gefallen. Vom Bettpfosten auf den Parkettboden. Ich bin auf der Seite meines Gesichts gelandet und auf den Rippen …“ Sie ließ die Hände aus größtmöglicher Höhe fallen, um die Gefährlichkeit eines solchen Falls zu demonstrieren. „Ich bin mit voller Wucht aufgekommen, mit meinem ganzen Körpergewicht. Auf diese Weise habe ich meine Rippen angeknackst und meine Lippe aufgeschlagen. Er hat mir nichts getan. Ich habe mir die Verletzungen selbst zugefügt.“
    Sie wusste, dass Wesley ihr glaubte, als er nur noch eines wissen wollte.
    „Warum?“
    „Warum?“, wiederholte sie. „Für dich. Ich dachte, wenn du annimmst, dass Søren mich so schlimm verprügelt hat, würdest du … keine Ahnung, mich für einen so hoffnungslosen Fall halten, dass du aufgibst. Ich dachte, ich könnte dich so sehr erschrecken, dass du nicht mehr bei mir bleiben willst. Du würdest ihn für ein Monster halten, und weil du ja weißt, dass ich ihn liebe, würdest du mich auch …“
    „Ich würde dich auch für ein Monster halten.“
    Der tief empfundene Kummer in Wesleys Stimme beschämte sie. Sie hatte ihn ausgetrickst. Ihre Manipulationen hatten dazu geführt, dass er Søren für eine brutale Bestie hielt, die sie misshandelte. Dabei hatte sie Søren damals zu Tode geängstigt, als sie so schwer gestürzt war.
    Ach, sie verdiente keinen von beiden, weder Søren noch Wesley.
    „Ich habe Søren damit auch einen Riesenschrecken eingejagt, weißt du.“
    „Nora, bitte sorge nicht dafür, dass ich ihn nicht hasse. Ich muss ihn hassen.“
    „Ich bin so hart auf den Boden aufgeschlagen, dass er dachte, ich wäre ohnmächtig geworden oder so etwas. Er hatte so eine Angst um mich. Das war das einzige Mal, dass er mich je ‚Nora‘ genannt hat.“
    „Ich muss ihn einfach hassen. Bitte …“
    Sie ignorierte das „Bitte“. Sie konnte jetzt nicht aufhören. Er musste alles wissen.
    „Er sagte: ‚Nora!‘, und er kniete sich neben mich und betastete mich überall, um herauszufinden, was ich mir getan hatte. Und dann sah er mich an, sah mir direkt in die Augen. Und er wusste es. Er wusste, warum ich absichtlich so schlimm hingefallen war. Aber er sagte kein Wort. Es war ihm klar, dass ich Lügengeschichten über die Herkunft meiner Verletzungen erzählen würde. Und er würde mich lügen lassen. Søren weiß, wie man keine Fragen stellt, auf die man die Antwort nicht hören möchte.“
    Wesley ließ den Kopf sinken und fuhr mit den Händen durch sein nasses Haar.
    „Er hat mich vom Boden aufgehoben und wieder ins Bett getragen. Dann hat er mich eng an sich gezogen und gesagt, dass ich mir eine Zahl zwischen eins und hundert aussuchen soll.“
    „Nora, ich will nichts mehr davon hören.“
    Sie spürte, wie etwas Nasses über ihr Gesicht lief. Wasser vom Duschen? Oder etwas anderes?
    „Es ist ein Spiel, das wir spielen. Such dir eine Zahl aus, aber du weißt nicht, was du da gerade gewählt hast. Einen Peitschenhieb oder hundert Peitschenhiebe? Einen Kuss oder hundert Küsse? Ich habe mir die Zahl hundert ausgesucht.“
    Wesley sagte nichts mehr.
    Nora sprach weiter. „Er zählte die …“ Ihre Stimme verlor sich, als sie an die Schmerzen in ihrer Seite dachte, an den Geschmack von Blut auf ihrer Zunge. Søren hatte einen kalten nassen Waschlappen geholt und damit sanft ihren Mund betupft. „Er zählte die hundert verschiedenen Dinge auf, die er an mir liebte.“
    „Nora, nicht.“
    Noch nie hatte sie so viel Schmerz in einer Stimme gehört.
    „Nummer eins: Er liebt mein Lachen – dass ich so oft lache.

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