Sklaven der Begierde
Und Nummer sieben: Er liebt, dass ich mein Telefon im Büro nie wie ein normaler Mensch beantworte. Und Nummer achtundfünfzig: Er liebt, wie mein Haar aussieht, wenn ich es hochstecke.“
„Du bist wirklich eine Sadistin. Das ist dir hoffentlich klar.“ Wesley versuchte vergeblich, zu lachen.
Nora lachte, aber es war ein hartes Lachen, und es tat ihr selbst weh. „Und das merkst du erst jetzt, Kleiner? Über Nummer sechsundsechzig musste ich lachen: Er liebt es, wie meine Stimme vibriert, wenn ich seinen Namen sage, während er in mir ist.“
„Und was war Nummer hundert?“ Wasser lief über Wesleys Wangen und tropfte auf seine verkrampften Hände.
„Nummer hundert: Er liebt, dass er, wenn er sich besonders nach mir sehnt, einfach eines meiner Bücher lesen kann. Weil er meine Stimme aus den Worten, die ich geschrieben habe, so deutlich hört, als sei ich im selben Raum wie er. Ich glaube, wenn du mich fragen würdest, könnte ich dir alle hundert Dinge aufzählen, die Søren ganz besonders an mir liebt.“
„Bitte lass mich ihn hassen“, bettelte Wesley und sah ihr endlich wieder in die Augen.
„Warum willst du ihn hassen? Er hasst dich nicht. Ich bin mit dir hier, und er hasst dich nicht.“
„Weil du zu ihm zurückgehen wirst. Und ich werde wieder allein sein. Und was habe ich dann, wenn nicht meinen Hass?“
Sie lächelte ihn an und verabscheute sich selbst für dieses Lächeln. „Du wirst deine Eltern haben. Ein großes Gestüt. Ein Millionenvermögen.“
„Das ist also deine Antwort.“ Seine Augen wurden hart, und Nora wusste, dass sie ihm viel schlimmer wehgetan hatte als „Bastinado“.
„Ich weiß nicht, was ich dir sonst sagen soll – ich gehöre zu ihm. Ich gehöre ihm.“
„Du gehörst ihm nicht, Nora.“ Wesley stand auf und fing an, seine nassen Sachen auszuziehen. „Ihr und eure blödsinnigen versauten Sadomaso-Regeln. Kein Mensch gehört einem anderen. Menschen sind kein Besitz mehr. Søren ist nicht dein Besitzer. Du kannst ihn verlassen und bei mir bleiben, wenn du das willst.“
„Das sind keine blödsinnigen versauten Sadomaso-Regeln.“ Nora nahm noch ein Handtuch und folgte Wesley ins Schlafzimmer. „Das ist nicht das, wovon ich rede. Ich rede nicht über Halsbänder und Hundeleinen. Wenn du jemanden liebst, gehörst du ihm, egal, ob du versaut bist oder nicht. Das musst du doch verstehen.“
„Ich verstehe Liebe, weil ich dich liebe.“ Er drehte sich zu ihr um. „Und du liebst mich, oder?“
„Gott, ja, ich liebe dich. Das weißt du.“
„Dann bleib bei mir. Bitte.“
„Wes …“
„Bitte“, wiederholte er.
Nora lehnte sich an ihn und seufzte. Und dann gab sie ihm das einzige Versprechen, das sie geben konnte. „Ich werde es versuchen.“
Am nächsten Tag erwachte sie bei Sonnenaufgang und löste sich vorsichtig aus ihrem Nest aus Laken und Decken. Sie schaute auf Wesleys schlafendes Gesicht, zog sich leise an und hoffte und betete, dass er immer noch schlafen würde, wenn sie wieder da wäre. Letzte Nacht hatte sie, nachdem er sich zum letzten Mal aus ihr zurückgezogen und sie dann fest in die Arme genommen hatte, einen Entschluss gefasst.
Sie schlich sich aus dem Haus und stieg in ihr Auto. Ohne andere Hilfsmittel als ihren guten Ortssinn fuhr sie die fünfundvierzig Minuten bis zu Talels Gestüt. Als sie da war, öffnete sie den Kofferraum des Aston Martin und holte die Reitgerte heraus, die sie aus Connecticut mitgebracht hatte. Sie liebte diese Peitsche. Sie war kurz und rot und gemein, eine treue Begleiterin durch ihre Dominakarriere – und eine wahre Legende in den einschlägigen Kreisen. Über Noras kleine rote Peitsche waren schon Geschichten geschrieben worden. Aber sie konnte einem Menschen ganz reale und sehr starke Schmerzen zufügen, und genau dazu würde Nora sie jetzt verwenden. Und zwar ohne Reue.
Sie klopfte an die Tür und wartete. Ein verschlafener Dienstbote öffnete und bat sie herein. Als er sie jedoch daran hindern wollte, das obere Stockwerk aufzusuchen, erinnerte sie sich an Kingsleys Regel Nummer zwei.
Du bist die Dominante .
Benimm dich auch so .
Und sie benahm sich so. Der knapp einen Meter achtzig große neunzig Kilo schwere Butler fand sich unvermittelt auf dem Boden wieder. Sie hatte ihm den Arm auf den Rücken gedreht und hielt ihn so in Schach.
„Ich will nur mit Talel reden, da er ein alter lieber Freund von mir ist. Der Aston Martin da draußen ist ein Geschenk von ihm. Ich weiß, dass er noch im Bett
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