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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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rumliefen, konnte Nora wohl kaum größere Katastrophen verursachen. Höchstens ein mittleres Chaos. Schlimmstenfalls würde sie ein paar Jockeys mit Pony-Play-Witzen verärgern. Und es wäre ein echtes Wunder, wenn er sie daran hindern könnte, die Reitgerten an irgendjemandem auszuprobieren.
    Sie betraten eine der Boxen. Die Stute, für die sein Vater sich interessierte, scharrte mit ihren Vorderhufen am Boden. Sie war nervös und muskulös und konnte vermutlich schneller laufen als jeder Wallach. Sein Vater diskutierte mit dem Tierarzt über Statistiken und medizinische Details, während Wesley so tat, als ob er den Stammbaum konzentriert begutachten würde. Gute Gene, die bis zur Wunderstute „Ruffian“ zurückgingen. Idealerweise würde sein Dad diese Stute hier und „Farewell To Charms“ zusammenbringen. Mit diesem Gen-Cocktail hätten sie dann ein Superpferd, der ziemlich sicher das Kentucky Derby gewinnen würde. Und vielleicht sogar den ruhmreichen „Triple Crown“, die „Dreifache Krone“ des Pferdesports: das Kentucky Derby, das Preakness Stakes und das Belmont Stakes. Zum letzten Mal war das 1978 einem Hengst namens „Affirmed“ gelungen. Wenn sie einen Triple-Crown-Sieger hätten, würde das Geld nur so strömen. Ihr ohnehin schon berühmtes Gestüt würde weltweit zur Legende werden.
    Und Wesley war es völlig egal.
    „Was meinst du, Sohn?“
    „Hmmm?“ Wesley schaute auf. „Oh ja. Könnte funktionieren.“
    Sein Dad nickte, er hatte in der ausdruckslosen Miene seines Sohns Zustimmung erkannt. Das war Taktik: Eine Stute wie diese war teuer. Sehr, sehr teuer. Wesley hatte früh gelernt, wie wichtig es bei solchen Gelegenheiten war, ein Pokerface aufzusetzen. Zwar hatte Jackson Railey genug Geld, um ganz Kentucky zu kaufen, und das zehnmal und ohne mit der Wimper zu zucken. Aber er hatte all dieses Geld, weil er niemals einen Cent mehr als nötig ausgab.
    Die Stute hielt jetzt kurz still, und Wesley gab ihr einen leichten Klaps auf die Flanke. Die harten Muskeln zuckten unter seinen Fingern. Eine temperamentvolle Lady. Sie und Nora würden gut miteinander auskommen.
    Nora – in diesen anderthalb Jahren hatte sie sich überhaupt nicht verändert. Noch immer konnte er nicht ganz fassen, wie selbstverständlich sie in sein Leben zurückgekehrt war. Die quälenden Monate der Trennung waren sekundenschnell vergessen, schon nach einer Umarmung, einem Satz, den sie ihm ins Ohr gestöhnt hatte.
    Mein Gott, du musst dringend zum Friseur .
    Wesley musste immer noch lächeln, wenn er daran dachte. Anfangs war er geradezu panisch gewesen, dass doch etwas schiefgehen könnte. Und selbst jetzt konnte er kaum glauben, dass Søren Nora wirklich und wahrhaftig erlaubt hatte, zu ihm zu kommen. Aber sosehr er den Priester auch hasste, er konnte nicht abstreiten, dass der Mann alles tun würde, um die Frau, die er als sein Eigentum betrachtete, zu beschützen. Sogar ertragen, auf sie zu verzichten.
    Søren – wer war dieser Mensch? Zwei Jahre lang hatte Nora über ihn geredet, hatte ihn vermisst, in ihrem Leben und in ihrem Bett, hatte versucht, ihn zu hassen, ihm fernzubleiben, hatte versucht, Wesley davon zu überzeugen, dass der Mann nicht das Monster war, für das er ihn hielt … aber bis zu diesem Sommer war Wesley ihm nie begegnet. Und kaum war er ihm begegnet, bereute er, dass er jetzt wusste, wie der blonde, über einen Meter neunzig große Priester aussah. Nämlich ganz und gar nicht so, wie er nach Wesleys Meinung eigentlich aussehen sollte. Sondern wie das exakte Gegenteil davon.
    Nora hatte einmal einen Anlauf genommen, Søren zu beschreiben. „Stell dir eine Kombination aus Sting und Jeremy Irons vor, aber größer, heißer und Furcht einflößender als die beiden zusammen.“
    „Jetzt übertreibst du aber ein bisschen, oder?“
    „Wesley, ich würde diesbezüglich nicht mal für eine Milliarde Dollar übertreiben.“
    „Nora.“
    Und dann war Noras Lächeln verblasst, und in ihren Augen war diese Wildheit aufgeflackert.
    „Er hat den schönsten Mund, den ich je bei einem Mann gesehen habe“, hatte sie dann, mehr zu sich selbst als zu Wesley, gesagt. „Zärtlich … und grausam.“
    „Zärtlich und grausam? Das klingt wie einer deiner Romantitel“, hatte Wesley sie geneckt, in der Hoffnung, sie wieder zum Lächeln zu bringen. Es machte ihm Angst, wenn sie so war. Wenn sie ihn nicht ansah, sondern durch ihn hindurchschaute. Er wusste, dass sie in solchen Momenten zu Søren zurückkehrte,

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