Sklaven der Begierde
die er brauchte. Denn wenn Søren fürchtete, dass Nora bei ihm in Kentucky bleiben könne, wusste Wesley, dass er eine Chance hatte.
„Gut. Ja. Ich nehme Nora mit nach Kentucky. Sie kann für immer bei mir bleiben, wenn sie das will. Ich sorge dafür, dass sie in Sicherheit ist, aber da Sie nicht dort sein werden, dürfte das eigentlich kein Problem sein.“
„Das wäre also geklärt. Sobald sie in die Stadt zurückkehrt, gebe ich Ihnen Bescheid.“
Wesley wandte sich zum Gehen. Doch bevor er Noras Haus, das Haus, in dem sie zusammen gelebt hatten, verließ, schaute er noch einmal über die Schulter zurück.
„Ich lasse sie nicht zu Ihnen zurückkehren“, sagte er. „Das ist eine Warnung.“
Søren sah ihn aus schmalen Augen an und lächelte. „Sie lassen sie nicht?“, wiederholte er. „Oh Wesley, Sie klingen ja schon wie einer von uns.“
„Wesley?“
Mit einem Ruck kehrte er in die Gegenwart zurück und wirbelte herum. Hinter ihm stand Nora, die ein Pferd am Zügel hielt.
„Nora … Was hast du denn …“
„Darf ich ihn behalten? Er ist süß.“
Sie grinste und küsste das Pferd aufs weiche Maul. Das Tier schnaubte und schüttelte die Mähne.
„Er heißt „Spanks For Nothing“. Das ist doch Schicksal. Wir gehören zusammen.“
Wesley stöhnte auf, ging zu ihr und packte das Pferd beim Zaumzeug. „Nora, du kannst hier nicht einfach rumlaufen und Pferde aus ihren Boxen holen. Das kommt in diesen Kreisen nicht besonders gut an.“
„Er ist mir nachgelaufen.“
„Das ist er garantiert nicht.“
„Nein, er nicht, aber ich“, ertönte eine Stimme hinter dem Pferd. Wesley blickte über „Spanks For Nothings’“ Rücken und entdeckte einen großen, gut aussehenden Mann, der ziemlich offensichtlich aus dem Nahen Osten stammte. Er lächelte Nora an.
Wesley riss verblüfft die Augen auf. Nora kicherte. Der Mann kam um das Pferd herum und stellte sich neben sie.
„Wesley, das ist mein Freund …“
„Talel bint Nassar II.“, fiel Wesley ihr ins Wort und streckte die Hand aus.
„Ihr kennt euch?“, fragte Nora und lächelte erst ihn an und dann den Mann.
„Das wollte ich dich gerade fragen.“ Wesley sah, wie Talel Nora zuzwinkerte. Was war das denn? Ein Königssohn aus dem Nahen Osten zwinkerte Nora zu? „Ihr kennt euch?“
Nora nickte und grinste. „Oh ja. Wir sind alte Freunde. Wir kennen uns schon ewig.“
„Wie benimmt sich denn nun das Auto, meine Liebe?“ Talel sprach wundervolles Englisch, flüssiger und kultivierter als so mancher Amerikaner. Was nicht wirklich überraschte, immerhin hatte der Mann in Oxford studiert und viele Jahre in den USA verbracht. Jeder in der Rennbranche kannte Talel.
„Schnurrt immer noch wie ein Kätzchen, ganz so wie seine Besitzerin. Wes, Talel ist der Freund, von dem ich den Aston Martin bekommen habe.“ Nora warf ihm einen vielsagenden Seitenblick zu. Sie hatte mal angedeutet, dass der Sportwagen das Geschenk eines Klienten war, einer Hoheit aus dem Nahen Osten, als Dankeschön für eine wunderbare gemeinsame Woche. Und natürlich musste es ausgerechnet einer der Scheichs sein, die im Rennpferdegeschäft waren. Talel war fast so groß und attraktiv wie Søren, aber in ein paar entscheidenden Dingen sein komplettes Gegenteil. Dunkelhäutig statt blass, schwarzes Haar statt blondes. Und wenn er wirklich einer von Noras Kunden war, konnte das nur eines bedeuten: Der Mann war ein Sub.
Plötzlich hatte Wesley die Szene vor seinem geistigen Auge: Talel bäuchlings auf dem Boden, Nora auf seinem Rücken stehend, die Reitgerte in der Hand. Er fand diese Vorstellung unerwartet vergnüglich.
„Und woher kennen Sie den Prinzen von Kentucky, Madam?“ Talel nahm Noras Hand und küsste sie galant.
„Wes und ich, wir haben mal zusammen gewohnt. Und jetzt besuche ihn hier für eine Weile. Er ist mein …“
„Freund“, sagte Wesley in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Sollte Nora ihn doch korrigieren, wenn sie wollte. Vermutlich wollte sie. Er wusste selbst nicht so genau, warum er es gesagt hatte, aber irgendwie schien ihm Talel etwas zu glücklich über dieses unerwartete Wiedersehen. Und Nora schien viel zu glücklich darüber zu sein.
„Ja“, bestätigte sie, ließ Talels Hand los und griff nach Wesleys. „Mein Freund. Ein bisschen jung, ich weiß. Ich habe gerade meine Mrs-Robinson-Phase.“
„Wogegen ich überhaupt nichts habe.“ Wesley küsste Nora auf den Kopf. Er küsste sie dort besonders gern. Er genoss es,
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