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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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seine Haut gepeitscht und seine Kleidung zerrissen hatten. Konnten die Bäume sich so gut daran erinnern wie er?
    „Du hast mich ununterbrochen angestarrt, bist mir überallhin gefolgt. Du hast mich beobachtet, während ich schlief, Kingsley.“
    „Woher wusstest du das?“
    Sørens Lachen hallte durch den Wald. Kingsley erschauerte.
    „Ich habe beobachtet, wie du mich beobachtet hast.“
    Diesmal gelang es Kingsley, den Dornbusch zu umgehen, der ihm die Stirn aufgerissen hatte, sodass das Blut über sein Gesicht und in seine Augen geströmt war. Als er damals nach den Sommerferien nach St. Ignatius zurückkehrte, erkundete er jeden Zentimeter des Waldes, der die Schule umgab. Aber auf den Tausenden von Quadratmetern, die er durchstreifte, fand er keinen zweiten Dornbusch. Es gab nur diesen einen hier, der die Lichtung bewachte, auf der er einst unter Søren gelegen hatte – und zuließ, dass der Junge, den er liebte, ihn zerstörte.
    „Wann war dir klar, dass du mich wolltest?“ Kingsley betrat das kahl geschlagene Stück Waldboden, auf dem er gestorben war und geblutet hatte und wiedergeboren wurde. „Ich wollte dich schon, bevor ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich wollte dich in dem Moment, in dem ich die ersten Klänge des Ravel-Konzerts gehört habe, die aus der Kapelle kamen.“
    „Father Henry hatte mir erzählt, dass wir einen französischen Mitschüler bekommen würden. Ich hatte niemals zuvor Ravel gespielt. Aber ich dachte, etwas Französisches würde dir vielleicht helfen, dein Heimweh zu überwinden.“
    Kingsley sah ihn an, ohne ein Wort zu sagen. Søren hielt seinen Blick fest.
    Kingsley schloss die Augen und erinnerte sich an jenen Tag in der Kapelle, an den vor Angst gelähmten Matthew an seiner Seite, der versucht hatte, ihm klarzumachen, dass man Stearns besser in Ruhe lassen solle. Er hätte auf ihn hören sollen, hätte wohl auch auf ihn gehört, wenn da nicht diese Musik gewesen wäre.
    „Ich liebte dich wegen des Ravels. Wenn du ein anderes Stück gespielt hättest, hätte ich dich einfach nur attraktiv und faszinierend gefunden.“
    Søren sah in den Himmel. „Dann bin ich froh, dass ich Ravel gespielt habe.“
    Kingsley machte einen Schritt auf ihn zu und wartete. Doch Søren tat und sagte nichts, um ihn aufzuhalten.
    Also ging er weiter.
    Noch einen Schritt. Dann noch einen. Und nach einem weiteren Schritt stand er direkt vor Søren, berührte ihn fast.
    „Ich dachte, dass du die schönste Kreatur auf Gottes Erde bist“, bekannte er. „Ich wäre Atheist gewesen, wenn du mir nicht bewiesen hättest, dass es Himmel und Hölle wirklich gibt. Auch wenn beides nur dann existierte, wenn ich mit dir zusammen war.“
    „Ich kann nicht genau sagen, von welchem Moment an ich dich wollte“, sagte Søren. „Vielleicht wollte ich dich schon, bevor wir uns getroffen haben. Warum hätte ich sonst den Ravel gewählt? Ich dachte immer, dass Gott Eleanor und mich zusammengeführt hat.“
    „Wer ist dann für uns zur Verantwortung zu ziehen? Der Teufel?“
    „Hoffentlich nicht“, seufzte Søren. „Ich möchte ihm wirklich nicht gern begegnen. Nicht mal, um mich bei ihm zu bedanken.“ Er sah Kingsley an.
    „Du bist noch immer die schönste Kreatur auf Gottes Erde“, sagte Kingsley und meinte es auch so.
    „Ich habe es gehasst, wie du mich immer angestarrt hast.“ Søren hob die Hand und legte sie auf Kingsleys Schulter. Dann ließ er sie zu seinem Hals wandern und drückte den Daumen in die Kuhle unter seiner Kehle.
    „Warum hast du es gehasst?“
    „Weil du es mir dadurch unmöglich gemacht hast, dich anzustarren.“ Er beugte sein majestätisches Haupt so weit vor, dass die zehn Zentimeter, die sie noch trennten, überbrückt wurden.
    Zum ersten Mal seit dreißig Jahren fanden sich ihre Lippen. Noch nicht einmal in jener Nacht vor vierzehn Jahren, bei ihrer letzten Vereinigung, hatten sie sich geküsst. Søren reservierte seine Küsse für Eleanor und nur sie allein. Damals war es nur reine Gewalt gewesen, noch nicht mal Lust und bestimmt keine Liebe. Aber als Søren ihn jetzt küsste, spürte Kingsley keine Gewalt. Sørens Mund war kühl und wunderbar. Ihre Zungen umspielten einander zärtlich. Doch diese Sanftheit hielt nur wenige Sekunden, sie hatte nur eine Chance, weil beide so überrascht waren, dass es überhaupt zu diesem Kuss kommen konnte.
    Diese Finger an seinem Nacken.
    Er erinnerte sich an sie.
    Eine Hand, die sich so fest in seine Hüfte krallte, dass sie

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