Sklaven der Flamme
stehen. »Du meinst – du meinst, daß sich alles wirklich zugetragen hat?«
Das Frühlicht wärmte die verlassene Straße, als Arkor vor ihnen ins Freie trat.
»Kommt«, sagte er.
7.
Der Nachrichtendienst von Toromon bestand aus einem öffentlichen Lautsprecherdienst, der die einfachen Bezirke von Toron erfaßte, und einer gedruckten Zeitung für die oberen Familien der Stadt. Auf dem Festland wurden die Neuigkeiten von Ortschaft zu Ortschaft weitergegeben.
An diesem Morgen hatten alle das gleiche zu berichten:
KRONPRINZ ENTFÜHRT!
KÖNIG ERKLÄRT DEN KRIEG!
Im Kriegsministerium wurden Ordern in zweifacher Ausführung erstellt und in dreifacher Ausführung weitergegeben. Um acht Uhr vierzig war der Nachrichtensektor 27B hoffnungslos verstopft. Das führte dazu, daß ein Schiff mit Fertigbauteilen für Kasernen einen Hafen am Festland anlief, der zweiundsechzig Meilen von seinem eigentlichen Ziel entfernt war.
Let, Jon und Arkor bestiegen eben die Privatjacht der Herzogin Petra, die am Hafenausgang auf sie gewartet hatte. Später lehnte Let an der Reling und betrachtete die Insel Toron, die immer kleiner wurde. Er stellte fest, daß auf den Docks ein unheimliches Gedränge herrschte.
»Das ist immer so«, sagte Jon. Er erinnerte sich an die Zeit, als er mit seinem Vater morgens zu den Docks gegangen war. »Die Ladungen werden inspiziert. Aber es stimmt schon – heute geht es besonders lebhaft zu.«
Das war eine Untertreibung. Die militärischen Ordern, die gleich zu Beginn durchgekommen waren, galten der Beschaffung von Lebensmitteln und Kriegsmaterial. Zwei Agenten von importiertem Fisch, die absolut keine Chance hatten, die Lieferlizenzen zu erhalten, schickten ein Angebot mit unverschämt gefälschten Statistiken an das Ministerium. Daraus ging hervor, daß importierter Fisch bei weitem billiger war als die Ware, die aus den Aquarien geliefert wurde. Dann bestachen sie eine Bande von Rowdies, die den Privatsekretär von Koshar aufsuchten (er hatte bei der Party ausgeholfen und mußte aus dem Schlaf gerüttelt werden; in unserer Geschichte wurde er bereits erwähnt – allerdings nur als schwarz behaarte Hand mit einem billigen Ring).
Die Rowdies fesselten ihn an einen Stuhl, versetzten ihm ein paar Hiebe in den Magen und an den Kopf und bekamen die Informationen, die sie brauchten. So konnten sie drei von Koshars Fischfrachtern versenken, bevor diese anlegten.
Die Privatjacht der Herzogin nahm Verbindung mit einem Tetron-Tramp auf, der aufs Festland zurückkehrte. Let, Jon und Arkor wechselten das Schiff. Es sah ein wenig merkwürdig aus, als die drei zerlumpten Gestalten die prachtvolle Jacht verließen. Aber unter den Passagieren, die zu ihren Familien heimkehrten, fielen sie nicht weiter auf.
Auf Toron fand der Kapitän eines Fährboots, das Arbeiter von der Stadt zu den Aquarien brachte, eine primitive, aber durchaus wirksame Bombe im Waschraum. Sie wurde entschärft, ohne daß es zu einem Unfall kam. Aber ein leitender Angestellter der Koshar-Werke für Synthetische Nahrungsherstellung namens Nitum (der Name ist unwichtig, denn der Mann wurde drei Tage später bei einem Straßengefecht getötet) schob das unrasierte Kinn vor (man hatte ihn wegen der versenkten Frachter zu früh ins Büro beordert), nickte vor sich hin und erteilte selbst ein paar heimliche Befehle. Zwanzig Minuten später erhielten die Koshar-Werke offiziell die Genehmigung, die Regierungstruppen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Die Gründe dafür waren folgende: Die beiden Import-Konkurrenten mußten plötzlich ihre Bewerbung zurückziehen, da man ihnen die Lagerhäuser gekündigt und den gesamten Bestand auf die Straße gekippt hatte (nahezu sieben Tonnen Gefrierfisch). Sämtliche Gefrierfächer, Gefrierhäuser und Gefrierlastwagen waren von der Rahsok-Kühlkost-Co. gemietet worden, und niemand kam darauf, Rahsok von hinten nach vorne zu lesen.
Im Kriegsministerium mußten Hauptmann Clemen und Major Tomrar die Evakuierung eines benachbarten Geschäftsgebäudes unterbrechen, in dem man die frisch rekrutierten Ingenieure, Mathematiker und Physiker unterbringen wollte. Offensichtlich gab es Unruhen in den Straßen um die Rahsok-Kühlkost-Hallen. Die Lagerhäuser waren nur ein paar Häuserblocks von der Grenze des Höllenkessels entfernt.
Zehn Minuten nach Eintreffen des Berichts waren sie am Tatort. »Was zum Teufel geht hier vor?« fragte Clemen den Anführer des Polizeikommandos. Hinter einer dichten
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