Sklaven der Flamme
Boden war schwarz getrocknet.
Die großen braunen Hände umklammerten den Stamm und versuchten ihn hochzureißen. Der Junge stieß ein Wimmern hervor.
Die Adern und Sehnen auf Quorls Handrücken traten hell hervor; er stemmte das Holz nach oben. Das Wimmern wurde zu einem Stöhnen.
Der Hüne stemmte die gespreizten Beine in den Staub, und die Hände, die kleinen Tieren das Genick gebrochen hatten, zogen und zogen. Der Junge schrie einmal und noch einmal.
Der Baumstamm hatte sich gelöst, aber er riß eine tiefe Wunde in das Bein des Jungen. Quorl bückte sich und hob den Verletzten auf.
Das ist der schönste Traum, dachte der Junge in der dunklen Ecke jenseits der Schmerzen, zu der er geflohen war. Quorl ist hier. Die Hände, die ihn umfaßten, waren warm und irgendwie sicher. Seine Wange ruhte an den harten Schultermuskeln, und er konnte Quorl riechen. So hörte er zu schreien auf und wandte den Kopf ein wenig zur Seite. Er wollte, daß der Schmerz verging. Aber der Schmerz blieb. Und so weinte der Junge.
Die ersten Tränen drangen salzig in seine Augen, und er weinte, bis er einschlief.
Am nächsten Tag hatte Quorl eine Medizin für ihn (vom Priester, wie er sagte), die die Schmerzen linderte und die Heilung beschleunigte. Quorl machte dem Jungen auch zwei Holzkrücken. Obwohl die Muskeln und Sehnen verletzt waren und ein großes Stück Haut fehlte, hatte der Junge keinen Knochen gebrochen.
An diesem Abend nieselte es leicht, und sie aßen unter einer Laubhütte. Tloto kam nicht, und diesmal hob Quorl ein großes Stück Fleisch auf. Er sah ständig ins Freie, ob Tloto nicht irgendwo zwischen den grauen Bäumen auftauchte. Quorl hatte dem Jungen erzählt, daß Tloto ihn zur Unglücksstelle geführt habe. Nach dem Essen nahm Quorl das Fleisch und warf es in den Regen hinaus.
Der Junge legte sich zum Schlafen nieder. Er dachte, das Fleisch sei eine Belohnung für Tloto. Aber Quorl war an diesem Abend sehr viel ernster als sonst gewesen. Kurz bevor der Junge einschlief, überlegte er, wie der blinde, taube Tloto gewußt haben konnte, wo er sich befand.
Als er erwachte, hatte es zu regnen aufgehört. Die Luft war feucht und frostig. Quorl war noch nicht zurückgekommen.
Wieder erreichte ihn der Klang der Blasmuschel. Der Junge setzte sich auf und zuckte zusammen, als er den Schmerz im Bein spürte. Zu seiner Linken schimmerte der Mond durch die Bäume. Der Laut erklang ein zweites Mal, fern, hart und ganz klar. Der Junge griff nach seinen Krücken und richtete sich auf. Er wartete und zählte bis zehn, in der Hoffnung, Quorl würde noch zurückkommen und ihn begleiten.
Schließlich holte er tief Atem und verließ humpelnd das Lager. Das schwache Mondlicht erleichterte ihm den Weg. Endlich erreichte er einen Aussichtspunkt. Durch das nasse Laub konnte er die Arena erkennen.
Nebelschwaden trieben am Himmel, und der Mond wirkte dahinter wie eine schwach schimmernde Perle. Auch über dem Wasser lag Nebel. Die Dschungelbewohner hatten sich bereits in der Arena versammelt. Der Junge warf einen Blick auf den Priester und betrachtete dann die Menge. Quorl war unter den Zuschauern!
Er beugte sich vor, so weit er konnte. Der Priester blies wieder auf der Muschel, und die Gefangenen kamen aus dem Tempel: zuerst drei Jungen, dann ein etwas älteres Mädchen, dann ein Mann. Der nächste war … Tloto! Er war marmorweiß unter dem milchigen Mond. Die Klumpfüße scharrten über den Fels. Der blinde Kopf wandte sich verwirrt nach links und nach rechts.
Als der Priester den scharfen Dreizack hob, umklammerte der Junge hart die Krücken. Der Priester ging von einem Gefangenen zum nächsten. Tloto zuckte zusammen, als das Messer seine Haut ritzte, und der Junge atmete tief ein. Er spürte den Schmerz mit dem Freund. Dann erstarb das Flüstern, den Gefangenen wurden die Fesseln abgenommen, und die Zuschauer verschwanden wieder im Dschungel.
Der Junge wartete, bis er sah, in welche Richtung Quorl ging, dann stützte er sich auf seine Krücken und marschierte durch die Büsche, auf denen das Mondlicht wie eine leichte Puderschicht lag. Viele Menschen kreuzten seinen Weg. Und da war Quorl!
Quorl verlangsamte seinen Schritt, als er ihn sah. Aber er brachte es nicht fertig, den Jungen anzublicken. Schließlich sagte er: »Du verstehst das nicht. Ich mußte ihn Fangen. Ich mußte ihn dem Alten bringen, damit er ihn kennzeichnete. Aber du verstehst das nicht.« Der Junge achtete nicht auf den Weg, sondern starrte zu dem
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