Sklaven des Himmels
Mühe, leise zu sein und verstehen auch nichts vom Wald. Das sind unsere Vorteile. Also komm. Nimm die Waffen.«
Tala warf schaudernd einen Blick auf die dunklen Bäume. »Die Roboter finden uns bestimmt noch vor dem Morgengrauen«, meinte sie verzagt. »Dann werden sie uns sofort töten oder zum Kontroller zurückbringen, damit er sich ein noch schrecklicheres Ende für uns ausdenkt.«
»Vielleicht entdecken uns die Roboter«, brummte Berry. »Aber sie werden uns weder töten, noch zum Kontroller bringen.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil Regis Le Gwyn ein sehr stolzer und sehr wütender Mann ist. Zweifellos will er, daß die Roboter uns finden, um ihm mitzuteilen, wo wir sind. Aber er wird uns persönlich jagen wollen. Ich bin ein Dreckweltwilder, und er ist ein Himmelsristo. Er muß seinen Leuten und vielleicht auch sich selbst beweisen, daß er mir in jeder Weise überlegen ist. Er wird also kommen. Und er wird andere Ristos – schwerbewaffnet, nehme ich an – bei sich haben, damit sie seinen Sieg bezeugen können. Ja, er wird ganz sicher kommen!«
»Wirst du versuchen, ihn zu töten?« fragte Tala. »Es wäre zumindest eine Genugtuung zu wissen, daß er uns in die ewige Dunkelheit begleitet.«
»Es gibt Zeiten, wenn es klüger ist, nicht zu töten«, erwiderte Berry orakelhaft. »Aber wir werden noch sehen.« Er bückte sich und hob Vron auf seine Schulter. »Wir werden nicht hier in den Wald eindringen«, erklärte er. »Denn das erwartet man sicher von uns, sondern eine Weile der Barriere folgen. Erst wenn wir müde sind, verstecken wir uns im Wald.«
21.
Vron war eine kräftige und ziemlich gewichtige Frau. Mit Mühe schleppte Berry sie etwa einen halben Kilometer, bis er einsah, daß er es nicht viel weiter schaffen würde. Er war erschöpft und mußte sich unbedingt ein wenig ausruhen, sonst hatte er keine Chance gegen die Roboter oder Ristos.
Ganz in der Nähe floß ein Bach. Keuchend ließ Berry sich an seinem Ufer ins Gras fallen. Auf seinen Wink hin schöpfte Tala mit den Händen Wasser und goß es über Vrons Gesicht.
Die Londosfrau, die kaum weniger groß als Berry war, hustete und spuckte und stammelte verrücktes Zeug wie ein Betrunkener. Aber plötzlich schien sie zu sich zu kommen. Sie stützte sich auf die Ellbogen und starrte Berry an, als wolle sie sich vergewissern, daß er es auch wirklich war. Dann blickte sie auf Tala.
»Wer ist diese Frau? Eine Teknohexe? Wie bist du hierhergekommen? Weshalb trägst du eine Teknokutte, Berry? Wo sind wir?«
»Sei still, Vron!« brummte Berry müde. »Solange du bewußtlos warst, hast du wenigstens Ruhe gegeben. Ich habe genug im Kopf, als daß ich mich mit unwichtigem Kram beschäftigen könnte. Unser Leben ist in Gefahr, und ich muß mir etwas einfallen lassen. Also, sei still!«
»Es tut mir leid, Berry.« Vrons Augen füllten sich mit Tränen. »Ich bin so durcheinander. Diese Leute haben so viele unbegreifliche Dinge mit mir gemacht. Sie haben mir das Kind weggenommen, das ich für dich geboren hätte. Ich habe mich dagegen gewehrt, aber die Teknofrauen waren stark und ich schwach, denn sie haben mich so oft in den Arm gestochen und mir meinen Willen genommen, daß ich nur noch schlafen wollte. Ich werde still sein.«
Berry schämte sich seines Ausbruchs. Er strich ihr über das Haar. »Es tut mir auch leid. Meine Worte waren grob, weil soviel von unserem nächsten Zug abhängt. Ich werde ganz schnell deine Fragen beantworten, aber erst muß ich wissen, ob du wieder gehen kannst.«
Vron seufzte. »Meine Kraft kehrt zurück, glaube ich. Dann kann ich auch gehen.« Sie lachte bitter. »Jede Londosfrau, die nicht tödlich verwundet ist, kann gehen. Ist es nicht so?«
»So ist es, Vron. Wir sind ein friedlicher Stamm, aber stark. Nun hör mit gut zu. Diese Frau, Tala, ist nun ebenfalls eine Londosfrau. Sie ist seit vielen Jahreszeiten auf der Himmelsinsel und kennt sich hier aus. Sie wird uns helfen, zu unserem Stamm zurückzukommen.« Dann berichtete er eilig, ohne etwas auszulassen, was alles geschehen war, seit die Nachtgänger die Londossiedlung überfallen hatten.
»Dann ist Tala also auch deine Frau?« erkundigte Vron sich, obgleich es mehr eine Feststellung als Frage war.
»Sie hat mit mir gelegen.« Berry lächelte. »Vielleicht wird auch sie mir ein Kind gebären.«
»Dann werde ich sie liebhaben«, erklärte Vron einfach, »denn sie hat dir Freude gegeben.« Sie streckte Tala die Hand entgegen, und die
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