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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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hat, um den Forderungen von Ländern wie den Vereinigten Staaten oder Schweden nachzukommen, die den Kampf gegen den Menschenhandel anführen. Unabhängige Nachforschungen ergeben jedoch, dass die illegalen Bordelle mit stillschweigender Duldung des Staates weiter bestehen und florieren, während die Behörden gleichzeitig die legale Prostitution einschränken, um vor der internationalen Gemeinschaft den Eindruck zu erwecken, man verschärfe die Gesetze.
    Nach Auskunft des amerikanischen Geheimdienstes CIA ist die Entwicklung auf dem Gebiet des Drogenhandels ganz ähnlich. Die CIA hält die Türkei nach wie vor für den Hauptumschlagplatz von Heroin, das von Asien nach Europa transportiert wird: 41  Prozent des weltweit produzierten Heroins, das aus Afghanistan und Pakistan kommt, wird über die Türkei nach Europa geschmuggelt. Auf dem Luftweg und über die Straße werden Tonnen von afghanischem Morphin importiert, das in den Labors von Kirgisistan und Istanbul zu Heroin weiterverarbeitet wird. Da der Anbau von Schlafmohn in der Türkei erlaubt ist, begegnet die Polizei dem Problem nur mit unzureichenden Kontrollen.
    Auf Initiative der IOM richtete die türkische Regierung eine kostenlose Hotline für die Opfer des Menschenhandels ein. Zwischen ihrer Freischaltung am 23 . Mai 2005 und Anfang 2009 wurden 114 Opfer befreit. Die Hotline wird von einigen Hilfsorganisationen in Zusammenarbeit mit der IOM betrieben. Die Zahlen stimmen mich jedoch wenig optimistisch, als ich mit einigen jungen Frauen aus Moldawien und Kroatien spreche, die mir erklären, die »Rückführung in die Heimatländer« sei ein Witz. Es handele sich dabei lediglich um eine Deportation von ausgewählten Frauen, die zu lange im Geschäft seien. Die neuen lassen sich kontrollieren und reden nicht – oder noch nicht.
    Touristen bringen jedes Jahr mehr als 20  Milliarden US-Dollar in die Türkei. Für die europäischen Besucher ist eines der attraktivsten Angebote der Sex. In der Türkei lässt sich der Anstieg des Sextourismus deutlich erkennen, und zwar nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen. Anders als die weiblichen Prostituierten haben ihre männlichen Kollegen meist keine Zuhälter, sondern zahlen direkt an die Polizei, um nicht behelligt zu werden. Minderjährige Jungen werden vor allem im pädophilen Sextourismus eingesetzt und genauso versklavt wie Mädchen und junge Frauen.

Matildes Töchter
    Die gebürtige Armenierin Matilde Manukyan kam 1914 als Tochter einer Aristokratenfamilie zur Welt. Sie besuchte die beste französische Nonnenschule des Landes, heiratete und wurde bald darauf Witwe. Unter anderem erbte sie ein schönes Gebäude im Rotlichtviertel von Karaköy. Mit der Zeit stieg sie zur Bordellkönigin auf: Sie betrieb insgesamt 32 Freudenhäuser, 14 davon legal. Verschiedentlich wurde gemunkelt, sie beschäftige auch Minderjährige. Doch dank ihrer guten Beziehungen zu den Behörden blieb sie ein Leben lang unbehelligt. Die türkische Regierung verlieh ihr sogar eine offizielle Auszeichnung, weil sie von 1990 bis 1995 mehr Steuern bezahlt hatte als jede andere Bürgerin des Landes. Ihre Einkünfte stammten durchweg aus dem Sexgewerbe. Im Jahr 1975 wurde sie Opfer eines Anschlags, als in ihrem Auto eine Bombe explodierte. Sie überlebte nach zwölf Operationen. Matilde hatte sich unter den aufstrebenden Zuhälterbanden zahlreiche Feinde gemacht. Nach 1990 störten die internationalen Syndikate die türkische Prostitution, doch sie, die sich an ihre Rolle der Bordellkönigin gewöhnt hatte, weigerte sich, die Schutzgelder zu zahlen.
    Im Jahr 1996 konnten Ermittler schließlich nachweisen, dass in ihren Bordellen auch Minderjährige ausgebeutet wurden. Die feine türkische Gesellschaft, die zu ihrer Stammkundschaft gezählt hatte, ging auf Distanz. Als Matilde als Sklavenhändlerin enttarnt wurde, trat sie öffentlich zum Islam über – wer sich zum Islam bekehrt, wird nach dem Propheten Mohammed von allen Sünden befreit. In einer nach Ansicht vieler Türken unwürdigen Aktion ließ sie später mit ihren Verdiensten aus dem Sklavenhandel und mit Unterstützung der Regierung eine Moschee errichten. Allah mag ihr vergeben haben, doch in der Türkei kennen sie viele nach wie vor als »Mädchenhändlerin«. Es ist bekannt, dass sie bis zuletzt beste Beziehungen zur Polizei unterhielt, bis sie schließlich im Jahr 2001 starb und ihr die ewige Vergebung zuteil wurde.
    In London traf ich mich mit Ulla, einer heute 39 -jährigen

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