Sklaverei
die Schönheit des Parks. Oben angekommen, drehen wir eine Runde um die Pagode und setzen uns schließlich auf eine Seitentreppe. Ich fotografiere einen Elefanten, der von seinem Dompteur dazu gebracht wird, Kunststücke für die Touristen vorzuführen.
Die Polizeibeamtin berichtet mir, wie weit die chinesische Mafia die kambodschanische Kultur durchdrungen hat. Ihre Begleiterin, die Exfrau eines Drogenhändlers, begleitet sie, um mir einige Fragen zu beantworten. In zwei Tagen wird sie an einen sicheren Ort in Europa reisen, in der Hoffnung, dort vor den Nachstellungen ihres früheren Mannes sicher zu sein:
Sie haben viel Geld und Macht. Die Wirtschaft dieses Landes würde zusammenbrechen, wenn sie ihr Geld abziehen würden. Kambodscha wäre am Ende. Sie arbeiten zusammen. Mein Exmann King ist Mitglied der malaysisch-chinesischen Mafia. Sie haben mit Mädchen und jungen Frauen angefangen, alle unter 18 , und haben irgendwann gemerkt, dass sie sie mit ihren Partnern in der Region tauschen konnten. Erst werden die Mädchen ein paar Jahre im Sextourismus ausgebeutet, dann kommen sie in Fabriken, an denen die Mafiosi Anteile haben. Sie spezialisieren sich auf Jungfrauen. So verkaufen sie dieselben Frauen an verschiedene Gruppen.
Sie haben ihre Leute bei der Polizei: Sie schicken sie in die Polizeiakademie, wo sie eine Eliteausbildung bekommen, um dann von innen heraus für die Bruderschaft zu arbeiten. King sagte, es ist besser, langfristig zu investieren, als ein paar dumme Polizisten zu kaufen. Sie sind an Bergwerken, Textilfabriken, Bauunternehmen und der Tourismusbranche beteiligt. Es gibt drei Fabriken, in denen Metamphetamine hergestellt werden, eine hier in der Hauptstadt. Die Rohstoffe Ketamin und Amphetamin kommen aus Peking. [In China gibt es rund 110 000 Chemiefabriken, die kaum einer behördlichen Kontrolle unterstehen.]
In ihren Materiallieferungen für die Fabriken schicken die Partner auch Raubkopien von Markenprodukten mit, vor allem DVD s und Musik- CD s. Niemand kontrolliert die Ladung der Schiffe, die vom Golf von Thailand kommen, oder die Frachtflugzeuge am Flughafen von Phnom Penh, zumindest nicht, wenn sie von King geschützt werden. Trotz des politischen Wandels und des Völkermordes der Roten Khmer [die ein Drittel der Bevölkerung ermordeten] haben sich die Handelsbeziehungen erhalten, und heute werden sie von der Mafia wiederaufgenommen. Im Gegenteil, sie sind heute stärker denn je.
Bezüglich der internationalen Vernetzung berichtet die Frau des Mafioso:
Als ich 20 Jahre alt war, hat er mich nach London mitgenommen. Wir sind in ein berühmtes Kasino gegangen, wo er sich mit Partnern getroffen hat. Seit dem Jahr 2000 waren wir viermal in Mexiko. Zweimal in der Hauptstadt und zweimal in Sinaloa. In Mexiko hat er darüber verhandelt, Arbeitskräfte zu schicken. Er war auch ein paar Mal in Kuba, aber da hat er mich nicht mitgenommen. Er ist jedes Mal mit Kisten von Zigarren zurückgekommen, die ihm der General geschenkt hat. Da ging es um chinesische Arbeiter, die erst nach Kuba und von da aus nach Miami und Mexiko gebracht werden sollten. Sie haben auch über den Aufbau einer Fabrik verhandelt, die Medikamente für die Armen herstellen sollte. In Wirklichkeit sollten da synthetische Drogen produziert werden. [Sie weiß allerdings nicht, ob die Fabrik den Betrieb aufgenommen hat oder ob sie sich noch im Bau befindet.] In Mexiko-Stadt waren wir bei einem libanesischen Geschäftsmann zu Gast, in einer eleganten Villa. In Sinaloa waren wir bei einem Mann, der vor zwei Jahren im Drogenkrieg ermordet worden ist.
Ich bitte sie um Namen. Sie zögert einen Moment, dann antwortet sie, dass sie sich nicht erinnert. Sie senkt den Blick und sagt, sie sei müde und müsse nun gehen. Als eine Frauenrechtsorganisation sie aufnahm, nachdem sie vor den Misshandlungen ihres Mannes geflüchtet war, fiel es der Direktion ein, sich an den Chef der kambodschanischen Polizei zu wenden. Der antwortete, sie sollten sich aus der Angelegenheit heraushalten. Später wandten sich Angehörige der Organisation an die amerikanische Botschaft und berichteten, was sie erfahren hatten. Bis heute wurden keine Ermittlungen eingeleitet.
Wie viele andere Frauen von Kriminellen kennt diese etwa 30 -jährige Frau das Innenleben der Mafia, mit der sie jahrelang leben musste. Sie erklärt, schon im 19 . Jahrhundert hätten die chinesisch-kambodschanischen Händler aus Kanton den Tourismus und das Ölgeschäft beherrscht. Der
Weitere Kostenlose Bücher