Sklaverei
Historiker William Willmott bestätigt, dass die Chinesen mit Duldung der französischen Kolonialmacht im Jahr 1900 rund 92 Prozent des Handels in Kambodscha kontrollierten. Einige waren arme Ärzte (Heiler der traditionellen chinesischen Medizin), aber daneben gab es auch reiche Großgrundbesitzer, die den weltweiten Handel mit Pfeffer aus Kampot aufbauten. Die mächtigsten waren die Geldverleiher und Wucherer, die den Handel aufrechterhielten; viele von ihnen hatten ihren eigenen Verhaltenskodex.
Die chinesischen Unternehmer kontrollieren heute den Tourismus, der jedes Jahr rund 1 , 8 Milliarden Dollar ins Land bringt – doppelt so viel wie der Staat an Steuern einnimmt. Die kambodschanische Regierung fördert die chinesische Investitionstätigkeit, auch wenn einige chinesische Investorengruppen erwiesenermaßen Verbindungen zum organisierten Verbrechen haben. »Die sind ihnen lieber. Anders als die Europäer interessieren sich die Chinesen nicht für Menschenrechte. Ihnen ist es egal, ob Kinder zwölf Stunden in ihren Fabriken arbeiten, zumal wenn in den Fabriken gefälschte Markenprodukte hergestellt werden«, erklärt die Polizeibeamtin. »Über Transparenz reden wir lieber erst gar nicht, darüber spricht hier kein Mensch«, unterbricht die Frau von King. »Mein Mann und seine Partner handeln mit Mädchen, gefälschten Markenprodukten und Rohstoffen zur Herstellung von synthetischen Drogen. Er raucht und trinkt nicht, weil er meint, das ist Gift.«
Wieder die Polizeibeamtin: »Sie müssen die Polizeibeamten gar nicht kaufen. Die Polizeibeamten und Armeeoffiziere, die in den internationalen Foren sitzen und über Gesetze und Kampagnen gegen den Menschenhandel und den Sextourismus diskutieren, sind selbst Angehörige der Mafia. Sie lenken das Ganze von innen oder sind selbst Kunden der Prostitution. Es ist wirklich pervers. Erinnern Sie sich nur an das, was im Chai Hour II passierte.«
Im Jahr 2005 informierten Somaly Mam und ihr Mann Pierre Legros die Polizei über einen Zuhälterring, der im Hotel Chai Hour II etwa 250 Mädchen gefangen hielt. Die Mädchen wurden wie Tiere in kleinen Vitrinen zur Schau gestellt. Jedes hatte eine Nummer, und die asiatischen und europäischen Touristen und einige Einheimische konnten die Mädchen kaufen und vergewaltigen. Die Polizei stürmte das Gebäude und brachte schließlich 83 Mädchen in die Betreuungseinrichtung von AFESIP , die von Somaly geleitet wurde. Doch schon am nächsten Tag drangen Polizeibeamte, Soldaten sowie einige Zivilisten gewaltsam in die Unterkunft ein und nahmen die Mädchen wieder mit, um sie zurück in das Bordell zu bringen. Um ihre Macht zu demonstrieren, zerrten die Mafiosi einige der Mädchen vor die amerikanische Botschaft, wo sie eine Demonstration gegen die »Einmischung der Yankees in die Wirtschaft Kambodschas« abhielten. Der Mafiaführer benutzt außerdem die Namen einiger der Mädchen, angeblich Masseusen und Tänzerinnen, um Somaly Mam auf einen Schadensersatz in Höhe von 1 , 7 Millionen Dollar zu verklagen (ein Viertel des Jahresetats der Betreuungsstätte von AFESIP ), um die Organisation auf gerichtlichem Weg zu schwächen. Seither erhalten die Mitarbeiter Morddrohungen und wurden mehrfach von Auftragsschlägern bedroht. Das ist auch der Grund, warum Nichtregierungsorganisationen, die in Asien gegen den Menschenhandel vorgehen, sich vor allem auf die Prävention und die Betreuung der Opfer konzentrieren: Die staatliche Korruption und die Vernetzung des organisierten Verbrechens mit den Behörden macht jedes andere Vorgehen unmöglich.
Kambodschanerinnen in London, Chinesinnen in Nicaragua
Dank der engen Zusammenarbeit zwischen den britischen Kolonialbehörden und den Menschenhändlern dehnten die Triaden ihre Macht weit über Hongkong hinaus aus. Zuerst kamen sie nach London und von dort aus nach Malaysia, Singapur, Kambodscha und Kirgisistan (das sie sich heute mit der russischen Mafia streitig machen). Um den Handel mit gefälschten Markenprodukten, chinesischen Arbeitern, Frauen und Kindern herum entstanden chinesische Kolonien. Diese Geschäfte werden von unterschiedlichen Triaden-Gruppen in Großbritannien, Südafrika, Neuseeland, Australien, Kanada, den Vereinigten Staaten, Guatemala, Nicaragua und Mexiko organisiert. Nach und nach entdeckte ich, dass Chinesen überall auf der Welt, wo sie Fabriken errichten, auch mit Arbeitern, Frauen und Mädchen handeln.
Nach Untersuchungen der mexikanischen Staatsanwaltschaft und
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