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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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falschen Pässe, Fotos und oft sogar Mitschnitte von Telefongesprächen nicht sonderlich ernst genommen. Genau wie einst die Zeugnisse der ersten Frauen, die vor der häuslichen Gewalt flohen.

5 Birma: Krieg gegen die Frauen
    Die Grenzen der Angst
    Sie war sechs Jahre alt, als ihre Eltern über die Grenze von Birma gingen, um sie nach Thailand zu bringen. Dort ließen sie sie in einem Waisenhaus zurück. Das war der einzige sichere Ort für ein Mädchen der Volksgruppe der Shan, deren Angehörige von den Soldaten der kürzlich errichteten Militärdiktatur in Birma verfolgt wurden.
    In ihrer Kindheit musste Charm Tong miterleben, wie ihre Freundinnen eine nach der anderen Opfer der kommerziellen sexuellen Ausbeutung in Thailand wurden. Sie meint, sie habe Glück gehabt, dass sie noch am Leben sei und nicht in die Zwangsprostitution verkauft wurde. Mit der Zeit wurde sie zur politischen Aktivistin und setzte sich für die Rechte der Mädchen ein. Im Alter von 16  Jahren, wenn andere junge Frauen sich vielleicht zum ersten Mal verlieben und ihr Leben planen, schrieb Charm:
    Die Soldaten haben unsere Herzen, unsere Überzeugungen, unsere Seelen und unsere Rechte verletzt … Die Menschen können diese Verletzungen durch die Soldaten nicht vergessen. In den Grenzgebieten und den ländlichen Regionen Birmas nehmen die Menschenrechtsverletzungen zu. Uns bleibt nichts anderes übrig, als mit unserer ganzen Seele und unserem ganzen Herzen zu kämpfen, um uns nicht von der Angst beherrschen zu lassen.
    Im Jahr 2005 erhielt Charm den Reebok-Preis für Menschenrechte. Ihr wichtigster Beitrag war die Mitarbeit an dem Bericht »Lizenz zur Vergewaltigung«, in dem sie und Organisationen wie Shan Women's Action Network ( SWAN ) und Shan Human Rights Foundation ( SHRF ) die Fälle von mehr als 600 Frauen und Mädchen ab einem Alter von vier Jahren dokumentierten, die von der Armee von Birma vergewaltigt und ermordet worden waren. Außerdem gründete sie eine Notunterkunft für Opfer der sexuellen Gewalt. Charm demonstriert, wie die Armee ihres Landes die Vergewaltigung als Waffe einsetzt und die weiblichen Angehörigen ethnischer Minderheiten versklavt; Frauen und Mädchen werden gezwungen, tagsüber auf dem Feld zu arbeiten und nachts die Soldaten zu befriedigen, ähnlich wie die »Trostfrauen« der japanischen Armee im Zweiten Weltkrieg.
     
    Birma [6] grenzt im Norden an China, im Süden an das Andamanische Meer, im Osten an Laos und Thailand und im Westen an Indien, Bangladesch und den Golf von Bengalen. Die Geschichte des Landes ist schwindelerregend.
    Im Jahr 1962 verwandelte sich das alte Birma in einen sozialistischen Staat mit einer Einheitspartei. Im Jahr 1988 gingen Studenten und Mönche gegen die Regierung auf die Straße. General Saw Maung beendete den Volksaufstand » 8888 Uprising« mit einem blutigen Militärputsch, in dem fast 10   000 Menschen ums Leben kamen, und errichtete eine Militärdiktatur. Im Jahr 1990 gewann die demokratische Oppositionsführerin Aung Suu Kyi die Präsidentschaftswahlen, doch die Wahlen wurden nachträglich annulliert, und Aung San wurde verhaftet. Obwohl sie 1991 den Friedensnobelpreis erhielt, blieb sie in Haft. Im Jahr 2007 kam es erneut zu Protesten – die Bilder der Gewalt der Soldaten gegen die buddhistischen Mönche gingen um die Welt. Im Jahr 2009 wurde Aung zu weiteren 18 Monaten Hausarrest verurteilt, um sie vor den Präsidentschaftswahlen des Jahres 2010 aus dem Verkehr zu ziehen. Seit Jahren fordert die Oppositionsführerin einen Boykott des internationalen Tourismus in Birma, eine Forderung, die selbst von ihren Anhängern kritisiert wird, da in Birma nach dem schweren wirtschaftlichen Einbruch die Armut grassiert. Da es in Birma anders als in Thailand oder Vietnam keinen Massentourismus gibt, fallen ausländische Journalisten, Forscher oder Aktivisten sofort auf und können sich nicht frei bewegen.
    Als Journalistin durch Birma reisen zu wollen ist wenig ratsam. Ich musste also extrem vorsichtig vorgehen, zumal die Militärs jeden verhaften und foltern, der mit Ausländern über die Menschenrechtsverletzungen im Land spricht. Ich wollte über Thailand nach Birma reisen. Am einfachsten ist die Einreise von Sawngthaew im thailändischen Bezirk Mae Sot, wo eine Brücke über den Grenzfluss Moei führt. Um mit meinen Kontakten in Birma sprechen zu können, benötigte ich mindestens zwei Tage. Das stellte eine ernsthafte Herausforderung dar, denn am Grenzübergang bekam ich

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