Sklaverei
Verbrechersyndikate auch in die Vereinigten Staaten größere Mengen von in Birma hergestellten Metamphetamin-Tabletten eingeschmuggelt.
Birma ist eines der ärmsten Länder der Region. Nach Auskunft der Asiatischen Entwicklungsbank leben 27 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut. Wie in anderen Ländern (darunter auch Mexiko) hat die Armut dazu geführt, dass ländliche Gemeinden verstärkt Drogen anbauen, geschützte Tiere jagen und Edelhölzer schlagen. Immer mehr Bauern, das schwächste Glied in der Kette des organisierten Verbrechens, bauen Schlafmohn an und setzen Sklaven als Erntehelfer ein. Informationen der Geheimdienste zeigen, dass immer mehr Menschen bereit sind, Kinder zu beschaffen und sie als Soldaten oder Prostituierte zu verkaufen.
Das Goldene Dreieck
Die Zahlen sprechen für sich. Nach Auskunft der DEA stammen 80 Prozent des in Asien gehandelten Heroins aus Birma. Nach Afghanistan ist Birma das zweitwichtigste Anbaugebiet für Schlafmohn, aus dem illegale Drogen hergestellt werden. In letzter Zeit hat die Produktion von Metamphetaminen und der Mohnanbau zur Gewinnung von Opium und Heroin deutlich zugenommen: Allein mit dem Export von Drogen kommen zwischen einer und zwei Milliarden US-Dollar ins Land. Nach Auskunft von UNODC baute Birma im Jahr 2007 Opium im Wert von 220 Millionen Dollar an; das daraus gewonnene Heroin hatte einen Marktwert von mehr als 1 , 8 Milliarden Dollar.
Unbehelligt nutzen die Drogenhändler aus Birma die alten Handelswege im Goldenen Dreieck, einer Bergregion zwischen Birma, Laos und Thailand, die mit ihren rund 350 000 Quadratkilometern etwa so groß ist wie Deutschland. Während sich andere Länder in Ostasien verpflichtet haben, gegen den Opiumanbau vorzugehen, stieg Birma zum führenden Exporteur von Heroin und Metamphetaminen auf. Nicht ohne Grund wird das »Goldene Dreieck« auch »Metamphetamin-Dreieck« genannt.
Im November 2003 informierte der Arbeitskreis Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung, die birmanischen Banken Birmania Mayflower und Asia Wealth Bank seien auf die Geldwäsche der Drogenkartelle spezialisiert. Auf internationalen Druck entzog die Junta diesen beiden Banken die Lizenz und autorisierte gleichzeitig die Gründung von
hundis
oder
hawalas
, Banken für kleine Transaktionen nach thailändischem und kambodschanischem Vorbild. Diese Einrichtungen werden zum Beispiel von der überwiegenden Mehrheit von Migranten genutzt, die kleine Geldbeträge an ihre Familien zu Hause schicken. Aber auch Schmuggler und Menschenhändler nutzen diese Banken, um täglich unauffällig kleine Summen zu bewegen. Wie in dem Kapitel über Kambodscha beschrieben, machte ich die Probe und verschickte einen Betrag über ein
hundi
. Ohne Ausweis und mit falschem Namen war es möglich, Herkunft und Ziel von 600 Dollar zu verschleiern.
Ein Agent der Interpol, der zurzeit untersucht, wie Geld aus Spanien in Bangkok und Singapur gewaschen wird, erklärt den Fluss von Schwarzgeld so:
Wenn irgendwo eine Tür für die Geldwäsche zugeht, geht anderswo ein Fenster auf. In Entwicklungsländern werden immer mehr Kleinbanken wie die hundis oder hawalas eröffnet. Auch über Western Union lässt sich problemlos Schwarzgeld verschicken. Über die Mikrobanken, die oft auch kleine Geschäfte oder Pfandleiher sind, werden erstaunliche Summen bewegt. Die wiederum versorgen die einzelnen Knotenpunkte in den Verbrechernetzwerken mit ihrem Lebenselixier.
Nehmen wir den Fall eines Menschenhändlers im Goldenen Dreieck. Ein Bauer bewegt pro Woche zwischen 1700 und 2000 Dollar, die in drei Geldsendungen aufgeteilt werden. Man sollte meinen, dass ein solcher Bauer für die Verbrechernetzwerke keinerlei Bedeutung hat, aber in 50 Wochen – wenn wir ihm zwei Wochen Ferien gönnen – bewegt er 85 000 Dollar, ohne dass irgendjemand Verdacht schöpft, dass er hier Geld aus dem Handel mit Kindersklaven wäscht. Wenn wir bescheiden kalkulieren und davon ausgehen, dass es in Birma nur 1000 Menschenhändler gibt, die im Jahr 85 000 Dollar bewegen, dann kommen wir auf 85 Millionen Dollar, und das ist auch für die Mafia und ihre Freunde keine kleine Summe.
Ein Bauer verkauft fünf Mädchen unter elf Jahren für je fünf Dollar. Ein Zwischenhändler verkauft sie für 30 Dollar an einen Soldaten weiter. Der wiederum verkauft sie an Opiumhändler weiter, die schon 50 Mädchen aus regionalen Waisenhäusern zusammengekauft haben. Der Soldat hat die Möglichkeit, sie in
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