Sklaverei
Ermordung von Regimegegnern beteiligt gewesen zu sein – die Bordelle und Tabledance-Bars
The One
und
Maxim
. Dort tanzen junge Frauen aus Argentinien, Kolumbien, Kuba und Brasilien, von denen keine älter ist als 23 , und bieten unter den misstrauischen Blicken des Wachpersonals sexuelle Dienstleistungen an. Angeblich ist die Prostitution in Cancún verboten, doch Martins' Freunde und Beschützer scheinen sogar noch mächtiger zu sein als der Gouverneur des Bundesstaates, Félix González Canto. Die Bundesrichter verhinderten die Schließung von
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und
Maxim
durch die Behörden von Cancún jedenfalls erfolgreich.
Es war im Oktober des Jahres 2005 , und der Wirbelsturm Wilma hatte gerade die mexikanische Karibikküste verwüstet. Einen Moment lang war Cancún wie gelähmt. Noch einige Wochen nach dem verheerenden Unwetter hatten nur einige wenige Restaurants und Bars geöffnet. Die Reparaturarbeiten an den Hotels kamen zwar rasch voran, doch die Touristen waren vor der Naturkatastrophe geflohen. Eines Nachmittags traf ich mich mit einigen Freunden – ausschließlich Männern – zum Essen und schlug ihnen danach vor, ins
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zu gehen. Das
Maxim
in Playa del Carmen, das denselben Geschäftsleuten gehörte, kannte ich bereits und hatte mehrmals 17 - und 18 -jährige Mädchen beobachtet, die dort als Tänzerinnen arbeiteten. Jetzt wollte ich mit den Mädchen in Cancún sprechen, doch allein hätte ich keinen Zutritt bekommen.
Meine Freunde freuten sich über den Vorschlag. Als wir ankamen, stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass ein 65 -jähriger Architekt, der zu unserer Gruppe gehörte, offenbar Stammgast des Lokals war. Wir stiegen eine Metalltreppe hinauf zu einer dunklen Tür. Der Architekt begrüßte einige der Angestellten, und sie behandelten ihn wie einen VIP -Gast. Als wir eintraten, schenkten mir die Wachleute kaum Beachtung, wofür ich ihnen im Stillen sehr dankbar war. Auch
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litt unter den Folgen von Hurricane Wilma, nur ein Kunde tanzte mit einem der Mädchen auf der Tanzfläche.
Als meine Begleiter eine Flasche Whiskey für 300 Dollar bestellten, näherten sich drei Frauen. Sofort hatten sie den Attraktivsten der Gruppe ins Auge gefasst, einen großen, sportlichen Mann von 50 Jahren, der behauptete, wir würden unseren Hochzeitstag feiern. Ich stand auf, unterhielt mich mit den jungen Frauen und stellte mich ihnen mit einem falschen Namen vor. Danach luden sie mich ein, mit ihnen zu tanzen. Ich sah meine Chance, ihr Vertrauen zu gewinnen, und schloss mich ihnen an.
Schon auf den ersten Blick war zu erkennen, wie schmierig der Laden war. Die Zuhälter, die normalerweise nervös und misstrauisch sind, standen herum und rauchten. Einer saß an der Theke und trank mit ein paar Frauen, die offenbar im Lokal arbeiteten. Meine Freunde baten, die Musik lauter zu stellen, und der Architekt nahm das Mikrophon, um uns anzusagen, als wäre er der Chef. Aus Spaß erfand er einen Namen und eine Nationalität für mich und verkündete, ich sei der Stargast des Abends. Ich trug Jeans, Sandalen mit hohen Absätzen und eine rote Bluse. Ich fühlte mich ein wenig unwohl, aber die Mädchen ließen nicht locker. Also tanzte ich zuerst ein wenig mit ihnen, dann tanzte ich an der Stange und schließlich mit einem Zirkusreifen, der auf die Bühne herunterhing, was nicht ganz einfach war.
Um das Eis zu brechen, bat ich die Tänzerinnen, mir ein paar ihrer Tanzbewegungen zu zeigen. Da ich jahrelang klassisches Ballett getanzt hatte, gelang es mir, mich mit meinen Hüftschwüngen nicht vollkommen lächerlich zu machen. Nach einer guten Stunde gingen wir zurück an den Tisch meiner Freunde, um uns ein wenig zu unterhalten. Diese tranken den teuersten Whiskey des Hauses und bezahlten eine Flasche Champagner für mich und die Mädchen. Ich erzählte ihnen, dass ich Romane über Frauen, Liebe und Sex schreibe, was ja nicht ganz falsch war. Es dauerte nicht lange, und wir unterhielten uns, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen. »Bekommt ihr denn keinen Ärger, wenn wir hier quatschen?«, fragte ich sie. Aber sie meinten, solange die Kunden trinken und wir bei ihnen blieben, würden sie ihre Arbeit tun. Aber sie setzten sich nicht, genauso wenig wie ich. Gelegentlich tanzten wir ein wenig in der Nähe der Sofas, auf denen die solidarischen und zunehmend alkoholisierten Komplizen meiner journalistischen Arbeit saßen.
Wie schon öfter konnte ich feststellen, dass sich die Mädchen einer Frau
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