Sklaverei
Warnung gemeint war. Lifschitz behauptete unter anderem, Martins sei am Frauenhandel zwischen Südamerika und Mexiko beteiligt. In seiner Zeit als Agent des argentinischen Inlandsgeheimdienstes habe Martins das Netz der Zwangsprostitution kontrolliert. Im Hintergrund stünden politische Verflechtungen, die von Buenos Aires über Cancún bis nach Tijuana reichten.
Am 11 . Januar 2007 machte die renommierte mexikanische Tageszeitung
La Reforma
auf der Titelseite mit einer Schlagzeile auf, die die Behörden wachrüttelte: »Exspion kontrolliert VIP -Prostitution.« Der Bericht stammte von Alejandro Pairone, dem Argentinien-Korrespondenten der Zeitung, und deckte die Globalisierung der Schleppernetze sowie ihre Verbindungen zu den politischen Machthabern und dem Justizsystem auf:
Buenos Aires. – »Ein ehemaliger Agent der argentinischen Militärdiktatur kontrolliert die VIP -Prostitution in Cancún und Playa del Carmen, dank eines Beschützernetzwerkes von staatlichen Funktionsträgern«, erklärte dessen früherer Anwalt. Der ehemalige Mitarbeiter des argentinischen Geheimdienstes Raúl Luis Martins Coggiola lebe ohne Aufenthaltserlaubnis in Mexiko.
Der Argentinier sei gegenwärtig Besitzer von The One in Cancún und Maxim in Playa del Carmen, in denen 150 Frauen unter sklavereiähnlichen Bedingungen der Prostitution nachgingen, so der ehemalige Anwalt von Martins in Mexiko und Argentinien, Claudio Lifschitz.
Gegenüber La Reforma erklärte der Anwalt, die besten Kunden von Martins seien Drogenhändler, Unternehmer und Politiker des Bundesstaates Quintana Roo, die seine Lokale besuchten oder bei ihm junge Frauen für ihre privaten Feiern in Villen, auf Yachten oder Kreuzfahrtschiffen bestellten.
»Martins prahlt damit, dass er auf seinem Handy die Privatnummer des Staatsanwalts von Cancún [Pedro Ramírez] hat. Er steht unter dem Schutz des mächtigen Unternehmers Isaac Hamui, der wiederum Partner des früheren Gouverneurs Joaquín Hendricks ist«, so der Anwalt.
Lifschitz bestätigte, dass der amtierende Gouverneur Félix González Canto den Schutz aufrechterhalte, unter den sein Vorgänger Joaquín Hendricks The One , das einzige Bordell im Hotelbezirk, gestellt hatte.
»Es wurde immer darüber spekuliert, ob die Besitzer von The One vom Staat oder von der Stadt geschützt werden. Angeblich besteht dieser Schutz unter dem neuen Gouverneur nicht weiter, aber Raúl Martins wurde trotzdem nicht angerührt«, erklärte Raúl Poveda, Besitzer von Plaza 21 , das als neues Nachtclub-Zentrum in Cancún geplant war. Auf Anfrage von Reforma bestätigten anonyme Behördenvertreter in Cancún, dass der Schutz für die Unternehmen des Argentiniers weiter Bestand hat.
Raúl Martins war von 1974 bis 1987 Agent des argentinischen Geheimdienstes SIDE . Während der Militärdiktatur arbeitete er in der Einheit, die Personen beobachtete und zur Folter und Ermordung auswählte. Nach Informationen von Lifschitz bestand Martins' Aufgabe darin, Dissidenten zu verfolgen und zu fotografieren, die später verschwanden.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Geheimdienst baute Martins sein Unternehmen der VIP -Prostitution aus. Er leitete elf Bordelle und war Boss der Sexmafia von Buenos Aires. Als das Netzwerk aus Polizei, Justiz und Politik zusammenbrach, das ihn beschützt hatte, musste er das Land verlassen. Im Jahr 2002 tauchte er in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana auf. Dort war er sicher vor der argentinischen Justiz, die ihm auf den Fersen war.
Abgesehen von einer zweijährigen Gefängnisstrafe, der er sich entzog, sind gegen Martins vier Strafverfahren zu insgesamt zwölf Delikten anhängig. Nach Auskunft der argentinischen Staatsanwaltschaft wird er unter anderem wegen Erpressung, Körperverletzung, Betrug, Unterschlagung, Dokumentenfälschung, Korruption, Bestechung, Raub, Diebstahl und Zuhälterei angeklagt.
Claudio Lifschitz, der bis heute Angehörige der argentinischen Militärdiktatur vor Gericht vertritt, war sieben Jahre lang als Anwalt von Martins in Buenos Aires und Mexiko tätig. Nach einem Streit kehrte er nach Argentinien zurück, da er die Rache seines früheren Klienten fürchtete. Um sich zu schützen, machte er Martins' Machenschaften öffentlich und erklärte sich bereit, vor der mexikanischen Justiz auszusagen, wenn diese seine Sicherheit garantierte. Der Streit hatte begonnen, als Martins ihn bedrängt hatte, seine Aussage in einem Verfahren zurückzunehmen, in dem auch gegen hochrangige Funktionäre
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