Sklaverei
alles so aufregend und so schön da!
Ich bin mit Mariel ins Internetcafé, und sie hat mir gesagt, wie ich die Seite finde. Ich hatte ja keine Ahnung, wie man das Internet benutzt. Sie hat mir die Seite gezeigt und mir gesagt: »Schau, das ist ein seriöses Unternehmen. Wenn nicht, dann wären sie ja nicht im Internet!« Wow, hab ich gedacht, Mexiko! Und das Unternehmen hat total seriös ausgesehen, mit seiner coolen Werbung und dem Logo und der Schule für Models und Sängerinnen.
Wir sind auf die Seite divas.com gegangen. Ich habe meine Daten eingegeben und ein Foto geschickt, das ich mit dem Geld von Mariel gemacht habe. Nach einer Woche ist Mariel zu mir nach Hause gekommen. Sie hatte schon das Ticket nach Mexiko! Sie hat mich und meine Papiere mitgenommen, und wir haben einen Pass besorgt. Es war alles legal. Wie sollte ich denn wissen, dass ich so ende, als Nutte? Models sind keine Nutten, sie sind hübsch und kommen in Zeitschriften, und die Männer liegen ihnen zu Füßen.
»Das Ticket kannst du dann in Mexiko bezahlen, mit deiner Arbeit«, hat sie mir gesagt. Ich habe ja nie gedacht, dass die mir da in Monterrey die Papiere abnehmen und mir sagen, dass ich ihnen 5000 Dollar schulde. Und ich ganz allein. Aber ich wollte auch nicht in die Armut daheim zurück. Am Schluss konnte ich nur tun, was sie mir gesagt haben. Ich habe sechs Stunden am Tag Tanzen geübt. Dann habe ich den Boss kennengelernt, den sie El Diablo genannt haben. Das war ein reicher Geschäftsmann aus Monterrey, der hat da Bars und Restaurants. Er hat mir gesagt, ich wäre sein Liebling, aber ich hätte zu wenig Titten. Also haben sie mich zu einem Doktor gebracht, und der hat mir die hier gemacht [sie hebt ihre Brüste mit den Implantaten hoch, als wären es zwei Luftballons]. Ich hab gedacht, ich wäre schön und supersexy, aber keine Nutte.
Der Anwalt heißt Luis, er hat mich die ganzen Schuldscheine unterschreiben lassen und meinen Pass behalten. Einmal abends, bevor wir zum Tanzen gegangen sind, hat mich Don Luis in sein Büro gerufen, und der Chauffeur hat mich hingefahren. Als ich reingekommen bin, hab ich einen Schreck bekommen. Da waren zwei Agenten von der Einwanderungsbehörde, und ich hab nur gedacht, mein Gott, was hab ich gemacht? Wohin bringen die mich? Aber Don Luis hat mir gesagt, ganz ruhig, die zwei Beamten sind nur da, um dir mit den Anträgen zu helfen. Auf dem Schreibtisch waren die Papiere von den anderen sieben Mädels, die jüngsten waren aus Brasilien, die anderen in meinem Alter aus Kolumbien. Ich musste unterschreiben und meinen Daumenabdruck geben. Später sind die Agenten in Zivil auch in die Bar gekommen, um uns tanzen zu sehen. Es waren liebe Jungs.
Einmal habe ich gesehen, dass ich denen 10 000 Dollar schulde, für das Ticket, das Zimmer, das Essen, den Doktor, die hübschen Kleider, die sie mir gekauft haben, und für die Aufenthaltserlaubnis. Deswegen habe ich ja gesagt, als sie zu mir gesagt haben, dass ich mit diesem wichtigen Unternehmer aus Nuevo León in ein Hotel gehen soll. Damit sie mir keinen Ärger machen, habe ich alles gemacht, was sie von mir verlangt haben. Nachher konnte ich nicht mehr aufhören. Es waren Politiker, und sie haben mir immer gesagt, ich hätte ein Gesicht wie ein Mädchen, wie ein Engel, ich hätte so eine schöne weiche Stimme und ich wäre ja so gehorsam. Nachts habe ich gerechnet. Héctor, der Fahrer, der auf uns aufgepasst hat, hat mir ein Notizbuch gekauft, und da habe ich meine Rechnungen gemacht. Einmal habe ich Héctor gefragt, ob sie mir helfen, eine Arbeit zu finden, wenn ich meine Schulden abbezahlt habe. Héctor hat gesagt, ich soll gar nicht erst davon anfangen, wenn Don Luis das mitbekommt, dann bestraft er mich. Hier kommt keine allein raus. Héctor hat mir auch gesagt, dass Luis der Bruder des Gouverneurs ist und dass er deswegen diese feinen Unternehmen mit Mädchen und Escort-Service hat. Im Club haben sie alles aufgenommen. Die Klienten wissen das nicht, aber die sind alle auf Video. Wenn jemand irgendwas macht, dann weiß er, dass die ganze Welt die Videos sieht.
Als mir Carmen, die professionellste, erklärt hat, wie man in den Kabinen arbeitet, hat mir das gar nicht gefallen. Die sind klein und dunkel und haben ein Sofa für drei Personen. Ich tanze und ich darf sie berühren, aber sie dürfen mich nicht berühren. Sie hat mir gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen, es wird alles auf Video aufgenommen. Wenn ein Klient nicht mitspielt, dann
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