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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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    Anfang des Jahres 2009 forderte die Finanzbehörde der Vereinigten Staaten verschiedene Schweizer Banken auf, die Namen einer Reihe von Klienten preiszugeben, die nach Erkenntnissen des FBI Steuern hinterzogen hatten. Hätten die Banken zugestimmt, wäre dies ein schwerer Schlag gegen das Schweizer Bankenwesen gewesen: Wenn die Banken mit den amerikanischen Behörden zusammenarbeiteten, konnten sich ihre Kunden nicht mehr sicher fühlen.
    Nach langen diplomatischen Verhandlungen gaben die Banken einige der Namen preis. Washington entrüstete sich lauthals über die mangelnde Moral der Schweizer Banken. Dabei verschwieg die amerikanische Regierung geflissentlich, dass sich das Zentralbankwesen der Vereinigten Staaten mit seiner Handhabung der internationalen Überweisungen ebenfalls zur Geldwäsche anbietet, wie der Soziologe James Petras von der Binghampton University in New York nachwies. Die Unterstützung für kleine Offshore-Banken, die Geldwäsche über die Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks sowie die Komplizenschaft der Regierungen lassen den Schluss zu, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem der mächtigen Nationen auf das engste mit Kriminalität und Korruption verflochten ist.
    Die Europäer sind nicht etwa die Feinde der amerikanischen Ehrbarkeit, wie die Politiker der Vereinigten Staaten gern behaupten, sondern Konkurrenten im Wettbewerb um die Anleger von Schwarzgeld. Die großen amerikanischen Unternehmen geißeln einerseits die Korruption und genießen andererseits ihre saftigen Dividenden. Das beste Beispiel ist der Fall der Citibank. Vor gut einem Jahrzehnt fand ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss heraus, dass die Citibank mindestens 400  Millionen US-Dollar für mindestens vier korrupte Politiker gewaschen hatte: 80 bis 100  Millionen für Raúl Salinas, den Bruder des ehemaligen mexikanischen Präsidenten Carlos Salinas; 40  Millionen für Asif Ali Zardari, Ehemann der ehemaligen Premierministerin von Pakistan; 130  Millionen für Omar Bongo, den Diktator von Gabun, und schließlich 110  Millionen Dollar für die Söhne des Generals und früheren nigerianischen Diktators Sani Abacha.

Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich ein Fenster
    Im Februar 2010 machte in den Tageszeitungen der Vereinigten Staaten und Mexikos die Nachricht die Runde, Western Union habe sich bereit erklärt, 94  Millionen US-Dollar zu zahlen, um zehn Jahre währende Ermittlungen wegen Geldwäsche in Mexiko beizulegen, die unter anderem über die Geldanweisungen des Unternehmens erfolgt war. Die Ermittler gehen davon aus, dass über diese Geldanweisungen jährlich zwischen 18 und 39  Milliarden US-Dollar illegal von den Vereinigten Staaten nach Mexiko transferiert werden.
    Terry Goddard, Generalstaatsanwalt von Arizona und Leiter der Ermittlungen, feierte das Ergebnis als »großen Schritt im entschlossenen Kampf gegen die Drogenkartelle und das organisierte Verbrechen entlang der Grenze … Unser Ziel ist es, die illegalen Geldströme von den Vereinigten Staaten nach Mexiko zu unterbinden, um die Kartelle auszutrocknen.« Western Union erklärte seinerseits, in der Einigung komme die Philosophie des Unternehmens zum Ausdruck, »seine Dienstleistungen nicht von Personen missbrauchen zu lassen, die mit kriminellen Aktivitäten in Verbindung stehen«. Außerdem diene sie dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen an der mexikanisch-amerikanischen Grenze.
    Nach dieser Einigung zahlte Western Union 50  Millionen US-Dollar an eine Allianz gegen die Geldwäsche an der Südgrenze der Vereinigten Staaten, die außerdem den Waffenhandel und andere illegale Aktivitäten bekämpfen soll. Außerdem investierte das Finanzunternehmen 19  Millionen Dollar in die Aktualisierung seiner Programme zur Bekämpfung der Geldwäsche, stellte 4  Millionen für die staatliche Überwachung der Maßnahmen zur Verfügung und übernahm die Kosten für die Ermittlungen des Bundesstaates Arizona in Höhe von 21  Millionen Dollar.
    Die Zahlung von 94  Millionen Dollar tut Western Union nicht weh. Das Unternehmen, eine Tochter der First Data Corporation mit Sitz in New Jersey, unterhält mehr als 350   000 Schalter in 240 Ländern und bewegt im Jahr mehr als 5  Milliarden Dollar. In Südostasien sind Western Union und vergleichbare indische und afrikanische Einrichtungen nach wie vor das ideale Medium zum Transfer von Einnahmen aus dem Sextourismus und der Zwangsprostitution.
     
    Die Terroranschläge vom 11

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